Bezirksliga West: Unzufriedenheit über frühen Abpfiff


Früher, als erwartet, pfiff Schiedsrichter Tim Kossek (vom SC Wentorf) am Sonntag das Topspiel der Bezirksliga West zwischen dem Rang-Dritten FC Union Tornesch und dem Tabellen-Zweiten SC Hansa 11 um 16.44 Uhr ab. Sowohl FCU-Coach Stefan Dösselmann als auch Hansa-Trainer Ingo Desombre, die die Zeit jeweils mit gestoppt hatten, sagten, dass zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal 90 Minuten gespielt worden seien. Schiedsrichter-Beobachter André Neumann (vom FC Elmshorn) wollte immerhin eine Nachspielzeit von anderthalb Minuten gesehen haben ‒ nebenbei bemerkt wäre aber selbst diese zu kurz gewesen. „Alleine in der Schlussphase gab es ja zwei lange Unterbrechungen für die Behandlung von verletzten Spielern, außerdem sind in der zweiten Halbzeit zwei Tore gefallen“, gab Desombre zu bedenken. Der erfahrene Schiedsrichter-Assistent Christian Henkel (vom VfL Lohbrügge) verhinderte resolut, dass die Spieler bei Referee Kassek nachfragen konnten, weshalb er die Partie so früh beendete. Schnurstraks stapfte das Gespann in die Kabine ‒ Hansas Torwart Matthias Kirchner war der einzige, der noch die Chance bekam, sich vom jungen Unparteiischen mit einem Handschlag zu verabschieden.

Das Endergebnis lautete 1:1 und damit, da waren sich Desombre und Dösselmann wieder einig, hätten sie „ein Minimalziel erreicht“. „Wir wollten mindestens unseren Ein-Punkte-Vorsprung auf Tornesch wahren“, präzisierte der Hansa-Trainer, während der FCU-Coach befand: „Dadurch, dass wir weiterhin nur einen Zähler hinter Hansa liegen, bleibt für uns bis zum Saisonende alles möglich!“ Sollte das Team von der Feldstraße, das das scheinbar schwerere Restprogramm hat, seine vier noch ausstehenden Partien allesamt gewinnen, wäre es sicher Vizemeister und der FC Union höchstens der traurige Dritte. „Wir haben es in der ersten Halbzeit leider verpasst, in Führung zu gehen“, stellte Dösselmann fest. Erstmals lag das 1:0 in der 25. Minute in der Luft, als Tobias Brandt auf das Gäste-Gehäuse zusteuerte und mit rechts abzog, aber am gut reagierenden Kirchner scheiterte. Kurz darauf fischte der Keeper auch noch einen Freistoß von Serge Haag aus dem linken unteren Winkel (28.) und als Björn Dohrn sich gegen vier Gäste-Akteure behauptet hatte, fehlte ihm die nötige Kraft zum erfolgreichen Torabschluss, so dass Kirchner auch in dieser Situation der Sieger blieb (30.). „Wenn wir in dieser Phase in Führung gegangen wären, hätten wir sehr wahrscheinlich gewonnen“, vermutete Dösselmann.

Glück hatten die Tornescher, dass die Gäste einen indirekten Freistoß, den Kossek ihnen zusprach, nachdem ein Ball von Cass Patrick Marcks zu Marco Wendt zurückgesprungen und vom FCU-Keeper aufgekommen worden war, nicht verwandelten. „Ärgerlich war, dass der Referee uns in einer ähnlichen Situation im zweiten Durchgang einen solchen indirekten Freistoß verwehrt hat“, klagte Dösselmann. Nach der Pause konnten sich die Tornescher nicht mehr so viele Torchancen erspielen und liefen in der 70. Minute in einen Konter; Michel Frank Netzbandt schoss freistehend vor Wendt sicher zum 0:1 ein. „Danach hätten wir das zweite Tor erzielen und den Sack zumachen müssen“, stellte Desombre fest. Doch sowohl Sohrab Nouri als auch der eingewechselte Burhan Morkoyun scheiterten jeweils am stark reagierenden Wendt. „Da hat er uns im Rennen gehalten“, lobte Dösselmann seinen Keeper. Der Chancenwucher rächte sich aus Hansa-Sicht, denn in der 86. Minute gelang den Hausherren noch der Ausgleich: Timo Badermann spielte links im Gäste-Strafraum Tobias Brandt an, der den Ball mit dem Rücken zum Tor stehend behauptete, sich um Hansa-Verteidiger Andy Tenbrake herum drehte und den Ball dann an den rechten Innenpfosten schoss, von wo aus er zum 1:1-Endstand ins Netz sprang. „Über 90 Minuten betrachtet war das ein verdientes Ergebnis“, urteilte Dösselmann. Spätestens am Sonntag, 22. Mai werden beide Mannschaften wissen, für wen das Unentschieden wertvoller und der verfrühte Abpfiff ärgerlicher war ...

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