Landesliga Hammonia: Victoria-Reserve verspielt 3:0-Vorsprung

Hier enteilt Victorias Luis Lodigkeit (links), der zwischenzeitlich auf 3:0 gestellt hatte, dem Halstenbeker Niklas Siebert.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Einen wirklich wilden Ritt gab es am Freitagabend im Stadion Hoheluft. Der SC Victoria Hamburg II legte erst eine 3:0-Führung vor gegen die SV Halstenbek-Rellingen, die dann aber noch zum 3:3 ausglich. „Und am Ende hätten wir eigentlich sogar noch gewinnen müssen“, urteilte der frühere HR-Fußball-Spartenleiter Richard Peper.

Zunächst hatte die Victoria-Reserve klare Vorteile. Laut HR-Torwart Knut Ole Mohr lag dies auch daran, „dass sie mit mehreren Leihgaben ihres Oberliga-Teams antrat“. Tatsächlich waren mit Emin Brobbey, Emmanuel Osei, Luca Palzer und Johannes Stender vier Akteure dabei, die in dieser Saison auch schon in Victorias Erstvertretung aufliefen. Als „echte“ Liga-Leihgaben sind aber nur Palzer (22 Oberliga-Saisonspiele) und Brobbey – wurde im Januar von Trainer Joshua Krause mit hochgezogen und neben 17 Partien für die Reserve schon achtmal in der Oberliga eingesetzt – sowie Stender, der als Winter-Neuzugang schon fünfmal für die Liga-Mannschaft auflief, zu sehen. Osei absolvierte zwar auch schon zwei Oberliga-Partien, gehört jedoch eigentlich zum Kader der U23 (vier Einsätze).

Fakt ist: Die Hausherren agierten sehr spielstark, während die Gäste nur selten aus ihrer eigenen Spielfeldhälfte nach vorne kamen. Brobbey sorgte mit einem Doppelpack dafür, dass sich dies auch im Ergebnis ausdrückte (14./34.), wobei es beim 2:0 unterschiedliche Sichtweisen gab. Während die HR-Presseverantwortliche Jasmin Klatt von einem „Torwartfehler“ sprach und Mohr tröstete („Kopf hoch, das kann mal passieren.“), hatte der 36-Jährige selbst eine komplett andere Sichtweise: „An einem guten Tag halte ich den Ball. So war es ein Schuss, der aus elf Metern abgegeben wurde, den ich nicht mehr um den Pfosten herumgelenkt bekomme, sondern der vom Innenpfosten ins Tor einschlägt – aber sicher kein Fehler von mir.“

Mohrs Gegenüber Henrik Bahlmann stand erstmals in der 38. Minute im Blickpunkt, als Marcel Jobmann nach einer Linksflanke von Niklas Siebert einen Kopfball abgab, den der SCV-Keeper aber überragend aus dem Winkel kratzte. Allerdings hätte es kurz vor der Pause auch schon 3:0 heißen können, als ein Schuss von Victorias Braima Jamanca an die Latte krachte (41.). Damit war das dritte Tor für die Hausherren aber keinesfalls aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Denn obwohl die Gäste nach dem Seitenwechsel aktiver waren, erhöhte Luis Lodigkeit auf 3:0 (60.), was von einigen Victoria-Sympathisanten schon als „Entscheidung“ gefeiert wurde.

Doch dann erwies Nathamiel Schade der U23 von „Vicky“ einen Bärendienst, als er sich in einer Rudelbildung zu einer Tätlichkeit hinreißen ließ, die Schiedsrichter Federico Krause Torres (vom TuS Germania Schnelsen) mit der Roten Karte ahndete (66.). Zudem sorgten die Einwechslungen von Sergio Batista Monteiro, Omar Nabizada und Marvin Schramm für frischen Wind bei den Gästen, die spätestens Morgenluft witterten, als eine Co-Produktion zweier „Joker“ das 1:3 ergab. Nachdem Nabizada im Mittelfeld einen Ball gewonnen und zu Schramm gepasst hatte, wurde dessen von halbrechts aus abgegebener Schuss abgeblockt. Allerdings sprang die Kugel zu Nabizada, der sie in das verwaiste Gehäuse versenkte – was bereits das zweite Saison-Tor für den Winter-Neuzugang war (72.).

Nun wollten die „Baumschuler“ mehr, und sie bekamen mehr. Nach einer weiteren guten Aktion von Nabizada verkürzte Pascal Haase zum 2:3 (75.). Und in der 82. Minute wehrte Bahlmann eine von rechts kommende Freistoßflanke von Siebert suboptimal ab, was es Pascal Gerber ermöglichte, den Ball von links wieder hoch hereinzuschlagen – und am langen Pfosten köpfte Frederic Ernst aus Nahdistanz zum 3:3 ein (82.). Tatsächlich hätten die Gäste, wie von Peper angemerkt, das Ergebnis sogar noch komplett zu ihren Gunsten drehen können, doch Schramm versuchte es nach einem Sololauf über die rechte Seite selbst, anstatt einen Mitspieler zu suchen (88.). Das Duell endete mit einem verbalen Disput zwischen Schiedsrichter-Assistent René Hölker (TuRa Harksheide) und den Gäste-Verantwortlichen, bei dem der von den permanenten Pöbeleien von HR-Coach Heiko Barthel genervte Hölker deutlich seine Meinung kundtat.

(Johannes Speckner)

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