Bezirksliga Nord: Eintracht-Reserve siegt mit reichlich Regionalliga-Unterstützung

Der Norderstedter Berat Parlak (links) ist am Quickborner Kapitän Fatih Sahin vorbeigezogen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Erstmals seit dem 23. Mai 2015, als Ivica Olic für den Hamburger SV noch in der ersten Bundesliga beim 2:0-Heimsieg gegen den FC Schalke 04 das 1:0 schoss, gab es am Freitagabend wieder ein Olic-Pflichtspieltor im hohen Norden zu bejubeln. Luka Olic, der Sohn des langjährigen HSV-Profis und im Sommer vom SSV Vorsfelde zum A-Jugend-Regionalliga-Team des FC Eintracht Norderstedt gewechselt, brachte den FC Eintracht Norderstedt II gegen den TuS Holstein Quickborn in Front.

Nicht dieser Umstand, sondern die Tatsache, dass bei der Eintracht-Reserve fünf Spieler aus dem Herren-Regionalliga-Kader und deren zwei aus dem A-Junioren-Regionalliga-Team aufliefen, stieß den Gästen sauer auf. „Das ist Wettbewerbsverzerrung“, schimpfte Fikret Yilmaz nach der 2:5-Niederlage seines Teams. Der in Norderstedt lebende Sportliche Leiter des TuS Holstein legte nach: „In den vorherigen Saisonspielen haben bei der Eintracht-Zweiten ein oder zwei Leihgaben mitgewirkt – gegen uns waren es sieben, das ist ein beträchtlicher Unterschied.“

Fakt ist: Für die Eintracht-Zweiten liefen aus dem Kader der ersten Herren Sönke Günther (Ersatztorwart und im bisherigen Saison-Verlauf ohne Einsatz), Marc Bölter (vier Einsätze), Benjamin Dreca und Falk Schmidt (jeweils zwei Einsätze) sowie Nils Brüning, der nach seiner Anfang März erlittenen Verletzung als Rekonvaleszent Spielpraxis sammeln sollte, auf. Aus dem Kader der U19, die im Sommer erst in den Aufstiegsspielen den Sprung in die A-Jugend-Bundesliga verpasst hatten, war neben Luka Olic auch noch Berat Parlak dabei. Dies vergrößerte das Ungleichgewicht der Kräfte, das ohnehin schon bestand, weil die Gäste an der Ochsenzoller Straße auf mehrere Stammkräfte verzichten mussten.

Auf dem Kunstrasen-Nebenplatz des Edmund-Plambeck-Stadions wurde Luka Olic sein erster Punktspiel-Treffer im Herren-Trikot auf dem Silbertablett serviert: TuS-Kapitän Fatih Sahin verlor den Ball an der Torauslinie an Brüning, der mit einem Rückpass den 20-Jährigen Sohn des heutigen C-Trainers der kroatischen Nationalmannschaft bediente – 1:0 für die Norderstedter (2. Minute). Nachdem Dreca am stark reagierenden Gäste-Torwart Alexej Schmidt gescheitert war (7.). übernahmen zusehends die Quickborner das Kommando. „Wir haben wirklich gut gespielt, in der ersten Halbzeit noch einen Tick besser als in der zweiten“, hielt Holstein-Trainer Alexander Koll in der Ansprache an seine Schützlinge fest.

Nachdem Tim Heinitz erst freistehend an Günther verzweifelt (10.) und dann von einem Abseitspfiff von Schiedsrichter Fabio Scheck (SC VW Billstedt 04) am Torjubel gehindert worden war (37.), fiel in der 42. Minute der Ausgleich: Nick Brandes eroberte an der Mittellinie den Ball, den er dann nach einem Doppelpass mit Jonathan Hüneburg sehenswert aus 19 Metern in den rechten Winkel jagte. Bei diesem herrlichen Schuss streckte sich sogar Günther, der in seiner Jugend beim FC Schalke 04 und SC Freiburg ausgebildet worden war, vergeblich. Doch die Hausherren gingen postwendend wieder in Front: Ognjen Lukic behauptete sich am und im Gäste-Strafraum stark gegen mehrere Quickborner und vollendete dann flach in die lange Ecke zum 2:1 (45.).

„Richtig ärgerlich“ fand es Fikret Yilmaz, dass Sahin auch zu Beginn des zweiten Durchgangs ein Patzer unterlief: Er passte den Ball versehentlich direkt zu Parlak, der freistehend auf 3:1 erhöhte. „Solche Fehler dürfen wir uns gegen einen so abgeklärten Gegner nicht erlauben“, haderte der Sportliche Leiter der Quickborner, die im Sommer als Vizemeister der Kreisliga 6 hinter der Eintracht-Reserve ebenfalls in die Bezirksliga aufgestiegen waren. In der Folge ließen die Norderstedter den Ball gut durch die eigenen Reihen laufen. Doch die Eulenstädter hatten sich noch nicht aufgegeben und meldeten sich durch einen Schlenzer von Niklas Wolter, der nur knapp rechts am Ziel vorbeiflog, zurück (62.).

In der Schlussphase wogte die Partie hin und her. Erst verpasste Parlak das vorentscheidende 4:1, als er sich am linken Strafraumeck stark behauptete, dann aber knapp rechts vorbeizielte (76.). Auf der Gegenseite scheiterte Brandes, der nach einem Schnittstellenpass von halbrechts aus das lange Eck anvisierte, am prächtig parierenden Günther und der Nachschuss des eingewechselten Musawar Ahmed Khokhar wurde von Eintracht-Kapitän Marko Kozlica abgeblockt (81.). Nach dem daraus resultierenden Eckstoß trug die Heim-Elf einen Konter vor, bei dem Parlak von links aus Dreca fand, der flach zum 4:1 unter die Latte einschoss. Auf die Bemerkung eines Zuschauers, dass sich „die Norderstedter über ihr Tor ja kaum freuen würden“, entgegnete Koll: „Weil es keine Mannschaft ist.“

Die genaugenommen aus Spielern von drei Teams bestehende Eintracht-Reserve geriet auch nicht mehr ins Wanken, als Ahmon Bareq Shafiie nach einem Freistoß im Strafraum Khokhar foulte und Heinitz den fälligen Elfmeter flach links verwandelte, auch wenn Günther in die richtige Ecke gesprungen war (4:2/86.). Nachdem Eintracht-Trainer Jannik Paulat wegen Reklamierens erst die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte gesehen hatte (88.), setzte Ayoub Akhber den sportlichen Schlusspunkt, indem er zum 5:2-Endstand einschob, nachdem sich mehrere TuS-Akteure nicht einig waren. Dass es keine Ordner gab, hätte nach dem Abpfiff beinahe noch dazu geführt, dass sich Akteure und Zuschauer beide Teams gegenseitig angegangen wären – die erhitzten Gemüter konnten aber glücklicherweise schnell wieder beruhigt werden.

(Johannes Speckner)

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