
Historisches ereignete sich am Sonntag im Deichstadion: Der Heidgrabener SV feierte mit einem 2:1 bei seinem diesjährigen Mitaufsteiger Hetlinger MTV den allerersten Bezirksliga-Sieg in seiner Vereinsgeschichte. „Das ist ein schönes Gefühl“, sagte HSV-Coach Ove Hinrichsen, der ergänzte: „Meinen Spielern war anschließend die Erleichterung darüber, dass sie das Siegen nicht verlernt haben, anzumerken.“ Dagegen erklärte HMTV-Trainer Marc Zippel nach der ersten Heimniederlage in dieser Saison: „Wir haben momentan unsere Torgefährlichkeit verloren, hätten aber zumindest einen Punkt holen können.“
Die beiden diesjährigen Kreisliga-Meister und Aufsteiger bekämpften sich im Bezirksliga-Derby zunächst vornehmlich im Mittelfeld. „In der ersten halben Stunde gab es kaum Chancen“, berichtete Hinrichsen, der erfreut registrierte, dass sein Team „aus dem Spiel heraus kaum etwas zugelassen“ habe. Nach Standardsituationen und nach langen Pässen waren die Hetlinger aber immer wieder gefährlich, weil sie die Mehrzahl der Kopfballduelle und der zweiten Bälle gewannen. In der 34. Minute kamen die Gäste dem Führungstor erstmals nahe, als sich Philippe Schümann links stark durchsetzte und den Ball an die Latte jagte. Fünf Zeigerumdrehungen fand Björn Spriestersbach mit einem Außenristpass Philippe Schümann, der das Spielgerät nach Ansicht von Marc Zippel „klar mit seiner Hand mitnahm“. Im Strafraum setzte Fabian Ecke von hinten zur Grätsche an, der HSV-Torjäger ging zu Boden und Schiedsrichter Rasmus Renner (vom FC Teutonia 05) entschied auf Elfmeter, was Hinrichsen „berechtigt“ nannte, während Marc Zippel monierte, dass Ecke „den Ball gespielt“ habe, und zudem an das vorherige, ungeahndete Handspiel erinnerte. Fakt ist: Philippe Schümann schoss den Elfmeter zwar platziert, aber nicht scharf genug in das untere Eck; HMTV-Torwart Daniel Kleinwort wehrte den Ball überragend ab, doch weil Jan Wenzel schlief, konnte Dennis Lebedinski den Abpraller zum 0:1 versenken.
Darauf folgte eine dramatische Schlussphase der ersten Halbzeit, in der gleich zweimal die Torumrandung dem Ausgleich der Heim-Elf im Wege stand: Dabei schlug jeweils Jan Wenzel einen Freistoß in den HSV-Strafraum, wo Jesse Plüschau den Ball gut drückte, aber erst die Latte und dann den Pfosten traf (43., 45.). „Da haben wir großes Glück gehabt“, gestand Hinrichsen, der „erleichtert“ war, als der Pausenpfiff ertönte. Statt 1:1 stand es dann kurz nach dem Seitenwechsel plötzlich 0:2, was einem gravierenden individuellen Fehler der Hetlinger geschuldet war: Julian Moldenhauer drehte sich und wollte einen Rückpass spielen, bekam aber nicht genug Druck hinter den Ball, den sich deshalb Lebediski erlaufen konnte. Von rechts aus gab der Heidgrabener eine Mischung aus Hereingabe und Torschuss ab, die Philippe Schümann am langen Pfosten verwertete (49.). „Das war der vierte schlimme Patzer innerhalb von acht Tagen“, stöhnte Marc Zippel angesichts der Tatsache, dass sein Team bei der vorherigen 0:4-Pleite bei TBS Pinneberg gleich drei Gegentreffer auf eine ähnliche Art und Weise verwirkt hatte (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link).
In der Folge standen die Gäste tief in der eigenen Spielfeldhälfte, setzten aber immer wieder Konter, während die Heim-Elf anrannte. Dabei erwies sich Agbegnanou Kokou Risto Logo nach seiner Einwechslung als belebendes Element und wurde von Marc Zippel ebenso wie Jonas Wernstedt, der auch von den Zweiten Herren (A-Kreisklasse 6) hochgezogen wurde, gelobt: „Beide haben ein gutes Spiel gemacht.“ Auch beim „kleinen HSV“ gab es zwei Debütanten: Jan-Niklas Zibull, Sohn der langjährigen HSV-Jugendleiterin Astrid Zibull und des bekannten Schiedsrichters Michael Zibull, die unter den Zuschauern weilten, bestritt sein erstes Herren-Spiel und Phil Marcks (Neuzugang der Zweiten Herren/Kreisliga 7) wurde erstmals in der Bezirksliga eingewechselt. Bei einem der besagten Gegenstöße riss Wernstedt den enteilten Philippe Schümann um ‒ und hatte Glück, dass er dafür nur die Gelbe Karte sah (67.). Auf der Gegenseite rettete Jan-Niklas Zibull nach einem Eckstoß auf der eigenen Torlinie (73.).
Fünf Minuten später fiel dann aber der Anschlusstreffer: Nach einem Eckstoß, den der eingewechselte Milan Adamovic von der linken Seite in die Mitte geschlagen hatte, klärten die Gäste Eckes Kopfball noch, doch den Abpraller köpfte Philipp Drews rechts in das Netz ‒ und es stand nur noch 1:2. „Danach hätten wir noch zum Ausgleich kommen können“, erklärte Marc Zippel, dessen Neffe Lennart Zippel aber aus 16 Metern knapp vorbei zielte, ehe Jesse Plüschau den Ball in das Außennetz köpfte. „Diese Niederlage tat sehr weh“, gestand Marc Zippel, der befand: „Philippe Schümann hat den Unterschied ausgemacht ‒ würde er bei uns spielen, hätten wir wohl mit 4:1 gewonnen.“