Sehr emotional ging es am Dienstagabend an der Schulauer Straße zu. Chris Coskunmeric erklärte den Spielern des SC Cosmos Wedel nämlich, warum er mit sofortiger Wirkung als Trainer zurückgetreten ist. "Ich habe versucht, es so akkurat wie möglich zu formulieren, ohne böses Blut zu vergießen", erklärte Coskunmeric, der im Gespräch mit SportNord drei Punkte für seinen Abschied nannte: "Der Kader war zu klein, die Kommunikation mit dem Vorstand passte - vor allem im letzten halben Jahr - nicht, und die 1. Herren genießen in diesem Verein keine Priorität."
Weil diese Probleme natürlich nicht ganz neu sind, hatte Coskunmeric schon im Frühjahr bei den Cosmos-Verantwortlichen Alarm geschlagen: "Ich habe gefordert, dass es in den besagten Bereichen Verbesserungen geben muss - und klar kommuniziert, dass ich andernfalls nicht länger als Trainer zur Verfügung stehen werde." Obwohl seither "viel besprochen worden" sei, habe es "leider keine Veränderungen hin zum Positiven gegeben", konstatierte Coskunmeric, der schon in den vergangenen Jahren nahezu der Einzige war, der sich um die Akquise und Verpflichtung neuer Spieler kümmerte. Stand jetzt gehören dem Liga-Kader lediglich 16 Feldspieler und zwei Torhüter an. "Das reicht einfach nicht für eine Bezirksliga-Saison", urteilte Coskunmeric.
Die laut Coskunmeric, der das Traineramt an der Schulauer Straße im Sommer 2020 von Bernd Rasmus übernommen hatte, "nicht funktionierende Kommunikation mit dem Vorstand und der Abteilungsleitung" habe cih ebenfalls nicht verbessert: "Wir haben nach zigtausend Lösungen gesucht, die von Vereinsseite aber am Ende nicht umgesetzt werden konnten oder wollten", klagte der Coach, der sich schon in den letzten Jahren vergeblich due Unterstützung eines Liga-Managers gewünscht hatte. Zuletzt seien "einige Sachen hochgekommen", die ihn "überrascht haben und im Nachhinein auch richtig ärgern" würden, sagte der Übungsleiter rückblickend. Laut Coskunmeric habe der Vorstand "bis zum letzten Mittwoch nicht einmal gewusst, wie viele Spieler den 2. Herren zur Verfügung stehen".
Über den Zeitpunkt seines Abschieds, das räumte der Trainer ein, "könne diskutiert werden". Allerdings hätten sowohl die Vereinsverantwortlichen als auch er selbst "in den letzten Wochen wirklich noch einmal versucht, alles herauszuholen", so Coskunmeric, der klarstellte: "Eigentlich wollte ich mich schon zum Start der Vorbereitung zurückziehen - dann wurde mir aber gesagt: Wir kümmern uns darum, wir sorgen für Verbesserungen." Diese seien jedoch nicht eingetreten - stattdessen habe ihm der Verein am Mittwoch der vergangenen Woche mitgeteilt, dass "die 1. Herren beim SC Cosmos keine Priorität genießen würden, sondern es um alle Herren-Mannschaften gehen würde", so Coskunmeric, der urteilte: "Wenn das so ist, wäre es sinnvoller gewesen, das Team in der Kreisliga zu lassen und nicht für die Bezirksliga zu melden."
Zur Erinnerung: Im Mai hatte Coskunmeric die "Cosmonauten" als Vizemeister der Kreisliga 5 zum zweiten Mal nach 2022 zum Aufstieg in die Bezirksliga geführt. "Wenn aber die 1. Mannschaft keine Priorität hat, ist für mich klar, dass ich dort nicht weiter tätig sein kann", so der Coach, der beteuerte: "Ich bin ein Trainer, der leistungsorientiert arbeiten möchte. Aber wenn wir im Training nur zehn, elf Spieler haben, kann keine Reibung, kein Kampf um die Stammplätze entstehen." Wenn sich die Mannschaft am Wochenende "quasi selbst aufstellen würde, braucht sie keinen Trainer, der sich so akribisch vorbereitet, Video-Analyse betreibt und den Spielern Snacks in die Kabine stellt, die er aus seiner eigenen Tasche bezahlt", befand Coskunmeric, der gerade mit seiner Familie innerhalb von Hamburg-Iserbrook umzog.
Seinem bisherigen Verein gab Coskunmeric deshalb folgenden Rat mit auf den Weg: "Aktuell wird immer wieder um den heißen Brei herumgeredet, wie in der Politik, anstatt die Sachen anzupacken." Besser wäre es aus Coskunmerics Sicht, die Dinge klar zu benennen: "Wer keine Lösung findet, kann das ja auch einfach sagen, anstatt von wichtigen Themen einfach abzuschweifen." Der Verein wäre "gut beraten, sich da neu aufzustellen", findet Coskunmeric, für den sein Schritt, das Traineramt aufzugeben, sich mit zwei Tagen Abstand "gut und richtig anfühlen" würde. Abschließend betonte Coskunmeric: "Für die Mannschaft tut es mir leid. Die Spieler haben für meine Entscheidung aber vollstes Verständnis aufgebracht und sich bei mir für die gemeinsame Zeit bedankt, was ihre Wertschätzung zeigt. Vom Verein kam in die Richtung gar nichts - auch deshalb bin ich mit meiner Entscheidung im Reinen."
(Johannes Speckner)