
Auf der unbestritten wunderschönen Sportanlage des FC Union Tornesch verlaufen sich in der Regel, sehr zum Leidwesen aller Union-Verantwortlichen, nicht allzu viele Zuschauer. Am Sonntag war neben dem Parkplatz des „Torneum Fußballparks“ aber auch der Spielfeldrand gut gefüllt: Die Tornescher empfingen nämlich zum Topspiel der Landesliga Hammonia den Hamburger SV III, der von zahlreichen Anhängern begleitet wurde ‒ insgesamt kamen rund 250 zahlende Zuschauer. „Es hat wirklich Spaß gemacht, vor so einer Kulisse zu spielen“, sagte Union-Trainer Thorben Reibe mit Blick auf die Sympathisanten der „Rothosen“, die ihr Team immer wieder mit Sprechchören und Trommelwirbel anfeuerten.
Die Tornescher erwischten den besseren Beginn und wären beinahe bereits in der neunten Minute in Führung gegangen: Jannek Laut zog von halblinks aus 20 Metern ab und Gäste-Keeper Tino Dehmelt wehrte den Ball so nach vorne ab, dass Björn Dohrn ebenfalls von halblinks aus zum Nachschuss kam, mit diesem aber am nun gut reagierenden Dehmelt hängen blieb. Drei Zeigerumdrehungen später hieß es dann überraschend 0:1 statt 1:0. Einen Diagonalpass machte HSV-Stürmer Jendrik Bauer vorne links vor Philipp Werning fest und legte dann gut ab zu Manuel Brendel, der aus 18 Metern gegen Tim Moritz zum Torschuss kam. FCU-Keeper Tim Brüggemann war die Sicht leicht versperrt ‒ trotzdem hätte er den mittig kommenden Ball locker fangen können, doch als er zu Boden ging, ließ er ihn erst zwischen seinen Händen und dann zwischen seinen Beinen hindurch in das Netz rutschen. „Das war sehr bitter“, sagte Reibe, der weiß: „Wenn ein Torwart einen Fehler macht, bedeutet das meistens einen Gegentreffer.“ Positiv: Tim Brüggemann wurde sofort von seinem Mitspieler Fabian Tiedemann getröstet.
Und die Tornescher fanden die passende Antwort: Erst jagte Jannek Laut den Ball nach einem Eckstoß noch über die Latte (15. Minute), doch dann lenkte HSV-Verteidiger Ilyas Ait Oufkir einen Schuss, den Dohrn von halblinks aus abgegeben hatte, so ab, dass er in der Mitte vor die Füße von Jannek Laut prallte, der aus sieben Metern zum 1:1 einschoss (24. Minute). „Danach sind wir besser in die Partie hinein gekommen“, erklärte HSV-Coach Marcus Rabenhorst. Die Zuschauer sahen zahlreiche Zweikämpfe im Mittelfeld, aber bis zur Pause keine klaren Chancen mehr. Auch in den zweiten Durchgang starteten die Tornescher wacher und besser. Eine gute Chance zum Führungstreffer ergab sich dabei auch ‒ doch Dohrn, der im ersten Start-Elf-Einsatz nach seiner langen Verletzungspause und seiner Rückkehr zum FCU etwas unglücklich agierte, versuchte es selbst und schoss knapp vorbei, anstatt den in der Mitte stehenden Patrick Ziller zu bedienen (53. Minute).
Der weitere Verlauf der zweiten Halbzeit gehörte dann aber ganz klar der HSV-Dritten. „Wir haben uns nach der Pause deutlich gesteigert“, stellte Rabenhorst zufrieden fest, während Reibe zugab: „Mit zunehmender Dauer sind uns langsam, aber sicher die Kräfte ausgegangen.“ Dafür warb der 36-Jährige allerdings auch um Verständnis: „Ziller kann aufgrund seiner Verletzungen aus der Vergangenheit nicht fit sein ‒ und Tiedemann hat nach seiner langen, berufsbedingten Abwesenheit erst einmal mittrainiert.“ Die Personalnot machte es erforderlich, dass beide trotzdem von Beginn an mitwirkten ‒ und als „Joker“ unter anderem Oliver Pracht kam, der zuvor schon für die Union-Reserve in der Kreisliga 8 am Ball gewesen war.
In der Schlussphase kippte die Partie dann zugunsten der HSV-Dritten: Einen Eckstoß des eingewechselten Sepehr Nikroo köpfte Bauer zum 1:2 ein (83.), ehe sich der Tornescher Moritz einen Ballverlust in der eigenen Spielfeldhälfte leistete; daraufhin passte Michael Ulbricht den Ball zu Kristijan Augustinovic, der ihn per Lupfer über Tim Brüggemann hinweg zum 1:3-Endstand versenkte (88.). „Unsere personellen Engpässe haben uns um etwas Zählbares gebracht“, urteilte Reibe, der Ricardo Gomes sowie Phillip Kuschka und Philipp Werning, die in der aus Mangel an Außenverteidigern gebildeten Dreier-Abwehrreihe überzeugten, ein Sonderlob aussprach.
„Ich denke, über 90 Minuten gesehen haben wir verdient gewonnen“, urteilte Rabenhorst, dessen Team sich die Chance auf die Herbstmeisterschaft wahrte: Zwar liegt es im aktuellen Klassement zwei Zähler hinter dem Spitzenreiter USC Paloma ‒ doch hat es noch die Nachholpartie gegen den FK Nikola Tesla in der Hinterhand. Schlägt die HSV-Dritte am Freitag, 7. Dezember die „Teslaner“, erklimmt sie nachträglich im Abschlussklassement der ersten Halbserie den ersten Platz. Diesen können Rabenhorsts Schützlinge am Sonntag, 11. November zum Rückrunden-Start auch aus eigener Kraft erklimmen, wenn sie das Topspiel bei Paloma gewinnen.