Alter schützt vor Toren nicht ‒ dies zeigte sich am Sonnabend, als sich Theodoros Ourgantzidis, 47-jähriger Trainer des VSK Blau-Weiss Ellas, wegen akuter Personalknappheit selbst aufstellte und prompt traf. „Ich hätte lieber kein Tor geschossen, dafür aber gewonnen“, sagte Ourgantzidis, dessen Team dem Eimsbütteler TV II mit 3:4 unterlag und damit bereits seine vierte Niederlage in Folge in der Kreisliga 2 kassierte. Dabei ergriff die Heim-Elf auf dem Rasenplatz an der Memellandallee sogleich die Initiative und spielte couragiert nach vorne. Ellas-Kapitän Alexandros Aframidis sprang aber knapp an einer Rechtsflanke von Moaaz Alhalaky vorbei (3. Minute) und als Alhalaky im Duell mit Tahsin Gökmen im Gäste-Strafraum zu Boden ging, reklamierten die Hausherren vergeblich auf Elfmeter (5.).
Deutlich mehr Glück hatten die Gäste: Eine Linksflanke des Eimsbüttelers Daniel Placzek fälschte Ellas-Akteur Abdunassir Alhays so ab, dass sie zum 0:1 im langen Eck des eigenen Gehäuses zappelte (9. Minute). Dann verwirkten die Blau-Weißen durch „ein ungestümes Einsteigen“, so Ourgantzidis, einen Foulelfmeter, den Alban Duka links halbhoch zum 0:2 verwandelte ‒ Ellas-Keeper Ilias Lazidis sprang zwar in die richtige Ecke, konnte den Ball aber nicht erreichen (13.). „Dieser Zwischenstand entsprach nicht unbedingt den Kräfteverhältnissen“, räumte Koray Gümüs, Herren-Fußball-Obmann und Reserve-Trainer des ETV, ehrlich zu.
Eine bemerkenswerte Fairness-Szene ereignete sich kurz vor der Pause: Der Eimsbütteler Jean-Pierre Greiner traf und Schiedsrichter Kai Kleen (von den Sportfreunden Pinneberg) hatte auch schon auf Tor entschieden. Doch die Blau-Weißen protestierten vehement auf Handspiel, woraufhin Kleen bei Greiner nachfragte ‒ und der ETV-Akteur zugab, das Spielgerät vor seinem Treffer „mit dem Arm mitgenommen zu haben“. „Das war vorbildlich, zumal das 0:3 einer Vorentscheidung gleichgekommen wäre“, begrüßte Gümüs das Verhalten seines Spielers „ausdrücklich“ und ergänzte: „Dafür hätte er einen Fairplay-Preis verdient.“
Nach dem Seitenwechsel verkürzte Ourgantzidis zum 1:2 (55.) und leitete damit die Aufholjagd seiner Elf ein. Alexandros Tsapournis gelang das 2:2 (67.) und das dritte ETV-Tor (Mark Walkenhorst/72.) beantwortete Ramy Mansour zügig mit dem 3:3 (74.). „Beim Stand von 2:2 waren wir ebenso am Drücker wie nach unserem 3:3 ‒ aber dann haben wir jeweils mit einem Fehler wieder ein Gegentor verwirkt“, haderte Ourgantzidis nach dem 3:4-Endstand, den Ali Baydar herstellte (86.). In eine ähnliche Kerbe schlug Gümüs, der unumwunden zugab: „Die Partie hätte in der zweiten Halbzeit auch zugunsten des Gegners kippen können, der einen höheren Aufwand betrieben hat als wir ‒ aber der Fußballgott war auf unserer Seite, weshalb wir einen unverdienten Sieg errungen haben.“
Dass die ETV-Zweite nun schon seit fünf Runden ungeschlagen ist, obwohl Gümüs „die schlechteste Saison-Leistung“ von seiner Elf gesehen hatte, ist umso bemerkenswerter, da mit Panthjeet Singh ein etatmäßiger Feldspieler ihr Gehäuse hütete. „Dass alle Torhüter ausfallen, kommt in zehn Jahren wohl auch nur einmal vor“, sagte Gümüs zu diesem Umstand. Derweil musste Ourgantzidis noch die traurige Nachricht überbringen, dass er kurz vor dem Anpfiff erfahren hatte, dass es im familiären Umfeld eines Ellas-Spielers einen Todesfall gab. „Wir waren alle schockiert, haben uns aber trotzdem dazu entschieden, anzutreten“, sagte Ourgantzidis.
SportNord bekundet dem VSK Blau-Weiss Ellas und dem Spieler, der namentlich bekannt ist, sein Beileid!