Kampflose Wertung statt Neuansetzung. Das ist das Ergebnis einer Verhandlung vor dem Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes, nachdem der Barsbütteler SV Protest dagegen eingelegt hatte, dass seine Partie des dritten Spieltages der Bezirksliga Ost beim TuS Aumühle-Wohltorf, die am 11. August wegen einer Verletzung von TuS-Torwart Fabian Kauschke beim Stand von 1:2 nach 70 Minuten abgebrochen worden war. Zur Vorgehensweise der Barsbütteler, die durch ihren 3:0-Sieg am „Grünen Tisch“ im Klassement der Bezirksliga Ost mit nun 21 Punkten und 25:16-Toren an den Aumühlern (Rang-Dritter mit 18 Zählern bei 24:20-Treffern) und als Tabellen-Zweiter der ärgste Verfolger des Spitzenreiters Atlantik 97 sind, veröffentlichten die TuS-Verantwortlichen folgende Stellungnahme:
„Wir möchten zu dem kürzlich stattgefundenen Fall Stellung beziehen, in dem der Hamburger Fußball-Verband (HFV) dem Einspruch des Barsbütteler SV stattgegeben und das Nachholspiel mit 0:3 gewertet hat. Die Sachlage ist nach den Statuten eindeutig und auch deshalb werden wir von unserem Recht, Einspruch einzulegen, keinen Gebrauch machen. Der HFV hat das Spiel erneut angesetzt, obwohl wir keine Anzeichen dafür gezeigt haben, dass wir dies beantragen würden. Barsbüttel hingegen legte daraufhin Einspruch ein, was laut einem Verantwortlichen des HFV so in den letzten 30 Jahren noch nicht vorgekommen ist, da es dem Fairplay-Gedanken im Grundsatz widerspricht. Die Sachlage ist jedoch klar: Wir, der TuS Aumühle-Wohltorf, haben das Spiel abgebrochen, da wir uns um die Gesundheit unseres Spielers gesorgt haben. Wir möchten deshalb einige Aspekte dieses Vorfalls ansprechen, die uns besorgt und verärgert haben.
Zunächst einmal möchten wir betonten, dass die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Spieler immer oberste Priorität haben. Am Freitag, den 11. August, kam es bei unserem Heimspiel zu einem unglücklichen Zusammenprall, bei dem unser Torwart Fabian sich vermeintlich schwer verletzte. Die Situation war äußerst unübersichtlich und für viele Spieler sowohl traumatisch als auch tragisch. Angesichts dieser Umstände haben unsere Spieler entschieden, nicht weiterzuspielen, und wir haben uns dazu entschlossen, auf die möglichen Punkte zu verzichten. Gesundheit geht immer vor und in solchen Momenten wird deutlich, dass Fußball nur eine Nebensache im Vergleich zur Sicherheit und Gesundheit eines Spielers ist.
Zuerst waren wir erfreut über die Unterstützung, die wir von Seiten Barsbüttels für unsere Entscheidung erfahren haben. Daher hat uns die Art und Weise, wie der Einspruch und die Verhandlung geführt wurden, überrascht und enttäuscht. Der Fairplay-Gedanke sollte im Sport einen zentralen Platz einnehmen, und wir sind der Meinung, dass er in diesem Fall von Barsbüttel nicht angemessen respektiert wurde. Besonders verärgert hat uns die Aussage eines Barsbütteler Verantwortlichen, der die Möglichkeit eines erneuten Spiels sarkastisch kommentierte, indem er sagte, dass wir in Zukunft einfach in der 70. Minute umfallen könnten, um eine Neuansetzung zu erzwingen. Eine solche Aussage ist inakzeptabel und respektlos gegenüber des Vorfalls, bei dem unser Spieler mit dem Krankenwagen abtransportiert werden und einige Tage im Krankenhaus verbringen musste.
Trotz dieser Unstimmigkeiten möchten wir allen Teams eine erfolgreiche Restsaison wünschen. Zusätzlich möchten wir an alle anderen appellieren, den Fairplay-Gedanken im Sport trotz des Ehrgeizes, der im Amateurfußball vorherrschen kann, weiterhin hochzuhalten. Die Gesundheit und das Wohl der Spieler sollten immer an erster Stelle stehen und wir hoffen, dass solche Vorfälle in Zukunft mit mehr Sensibilität und Respekt behandelt werden. Wir sehen uns im Rückspiel.“
Jenes Rückspiel soll am Freitag, 1. Dezember um 20 Uhr auf Kunstrasen am Soltausredder angepfiffen werden. Den dann zu erwartenden niedrigen Temperaturen zum Trotz dürfte es auf dem Platz heiß werden. Im Sinne der sportlichen Fairness bleibt zu hoffen, dass die kampflose Wertung am Saisonende im Kampf um die Meisterschaft, um den Aufstieg in die Landesliga – sollten die Barsbütteler oder die Aumühler am Ende Vizemeister werden, könnte ihr Punkte-Quotient entscheidend sein – oder im Kampf um den Klassenerhalt nicht entscheidend sein wird.
(Johannes Speckner)