Nicht selten wird nach Spielabbrüchen von den Vereinsverantwortlichen nach Ausreden gesucht, die Schuld von sich gewiesen oder zumindest lange um den heißen Breit herumgeredet. Dagegen bezog Fikri Altunkaya, der am Freitag wegen der Gelb-Rot-Sperre für den eigentlichen Trainer Michel Aydogdu beim SVS Mesopotamien an der Seitenlinie aushalf, nach dem Abbruch des Gastspiels beim FTSV Altenwerder II eindeutig Stellung.
Wie zuvor schon Altenwerder-Coach Serdar Tokdemir, so sah auch Altunkaya im Gespräch mit SportNord die Schuld für den Abbruch klar bei den Zuschauern, die "Meso" in den Sportpark Jägerhof begleitet hatten:
"Viel ist nicht passiert. Aber gerade die letzten Spielminuten sind relativ hitzig gewesen und als wir in der Nachspielzeit mit 1:2 zurücklagen, haben Zuschauer Beleidigungen in Richtung des Schiedsrichters von sich gegeben. Da Altenwerder II in Führung lag und dem Sieg nahe war, gehe ich davon aus, dass das Menschen waren, die zu Mesopotamien gehören. Das hat dann kurz vor Schluss, als noch etwa zwei Minuten zu spielen gewesen wären, zum Abbruch geführt.
Ich kann ihnen versichern, dass niemand handgreiflich geworden ist: Der Schiedsrichter ist von niemandem körperlich angegriffen oder auch nur berührt worden. Ich stand zunächst auf der anderen Seite, weil sich die Zuschauer auf der den Trainerbänken gegenüberliegenden Seite aufhielten, bin dann aber zum Ort des Geschehens gelaufen. Zusammen mit den Ordnern und einigen Verantwortlichen von Altenwerder haben wir den Schiedsrichter und seine Assistenten dann bis zu deren Kabine begleitet, damit ihnen nichts passiert.
Auch, wenn es keine Eskalation oder Schlägerei gab, kann ich den Schiedsrichter wirklich verstehen, dass ihm die Beleidigungen zu viel geworden sind und er die Partie abgebrochen hat. Denn von einigen Vorstandsmitgliedern, die in der Nähe der Zuschauer standen, die ein Fehlverhalten an den Tag gelegt haben, weiß ich, was dort alles gesagt worden ist. Insgesamt waren rund 250 Zuschauer da, was ja eigentlich schön ist. Aber leider ist es nicht zum ersten Mal vorgekommen, dass unsere Zuschauer mit Beleidigungen negativ auffallen.
Ich sage ganz klar, dass wir als SVS Mesopotamien darauf keine Lust mehr haben. Wenn uns Menschen beim Fußballspielen zuschauen wollen, sollen sie sich auf das Spiel konzentrieren, daran erfreuen und Spaß haben - aber nicht ihren Frust rauslassen und andere Menschen beleidigen. Deshalb haben wir als Verein beschlossen, dass wir bis Weihnachten unsere Heimspiele ohne Zuschauer austragen, und dies am Sonntag auch schon dem Hamburger Fußball-Verband mitgeteilt."
(Johannes Speckner)