
Zugegeben, ganz so deutlich wie am 16. Oktober 2016, das Rasensport Uetersen II gegen den TSV Uetersen mit 16:2 gewonnen hatte, wurde es am Sonntag nicht ‒ doch auch im Rückspiel behielt die Rasensport-Reserve, die größtenteils aus Akteuren der ehemaligen Zweitvertretung des TSV besteht, deutlich mit 9:2 die Oberhand. „Ein so klares Ergebnis und einseitiges Spiel hatte ich nicht erwartet ‒ wir hatten mit einem stärkeren Gegner gerechnet“, sagte Christian Sommer, Coach der Rasensport-Reserve, anschließend. TSV-Spielertrainer Pablo Moreira, dessen Team nach zuvor fünf Siegen erstmals im Jahr 2017 verlor, gestand: „Leider haben wir unterdurchschnittlich gespielt.“
Das Stadt-Derby, das von vielen Zuschauern ‒ darunter mehrere TSV-Handballer sowie zahlreiche Spieler der Ersten und Dritten Rasensport-Herren, die am Sonntag selbst kein Spiel bestritten) ‒ verfolgt wurde, begann ausgeglichen. „In den ersten 20 Minuten haben wir uns noch schwer getan“, befand Sommer. So ging der TSV Uetersen in Führung: Pablo Moreira verwandelte einen Freistoß aus 25 Metern direkt in das rechte untere Eck. „Das war ein Weckruf für uns“, sagte Sommer. In der 33. Minute gab es dann große Diskussionen und einen Elfmeter für die Rasensport-Reserve, deren Berechtigung die TSVer infrage stellten: „Das war niemals ein Foul“, betonte Moreira. Rasensport-Stürmer Jon Schwertfeger schwor aber Stein auf Bein, dass ihm Florian Blaedtke „auf den Fuß gestiegen“ sei. Da Schwertfeger als Gefoulter nicht schießen wollte, trat Jörg Dreier an und verwandelte flach rechts zum 1:1 ‒ so hatte es Sommer gefordert, da er herausgefunden hatte, dass TSV-Torwart Sören Holzäpfel „bei Strafstößen meistens in die linke Ecke springt“.
Auch in der Folge haderte Moreira mit Schiedsrichter Torsten Frederich (von den Sportfreunden Pinneberg), der „einige desaströse Fehlentscheidungen“ getroffen habe. Auch Sommer sagte über den Referee, er habe „wohl nicht seinen besten Tag“ gehabt. Dies gilt allerdings auch für die TSV-Spieler: „Nach dem Ausgleich waren wir vom Kopf her nicht mehr richtig anwesend“, tadelte Moreira. So gelangen den Rasensportlern innerhalb von zehn Minuten gleich drei weitere Tore: Schwertfeger erzielte nach einem Pass von Nils-Marvin Schwarz mit einem trockenen Schuss das 2:1 (36.). Dann erhöhten Kubilay Özen mit einem Freistoß in den linken oberen Winkel (41.) sowie der frisch gebackene Vater David Grabke, der abstaubte, als Holzäpfel einen Freistoß von Eddy-Morton Enderle durchrutschen ließ (45.), zum 1:4-Pausenstand.
Nach dem Seitenwechsel spielten die „Hausherren“ wieder couragiert nach vorne: Auch Moreira versuchte es noch einmal, musste dann aber aufgrund von Leistenproblemen endgültig passen. Auf der Gegenseite zeigte Frederich erneut auf den Elfmeterpunkt ‒ doch Schwertfeger gab ehrlich zu, dass er „über den Ball gestolpert“ sei. „Das war eine bemerkenswerte Fairplay-Geste“, lobte Sommer seinen Stürmer. Kurz darauf gab es dann einen Strafstoß, dessen Berechtigung niemand anzweifelte, als Rajmond Veliqi im eigenen Strafraum Schwarz an dessen 26. Geburtstag regelrecht niedergerungen hatte. Özen verwandelte flach links zum 1:5, auch wenn Holzäpfel die Ecke ahnte (59.). Nach einem starken Sololauf von Tim Tiedemann über die rechte Seite vollendete Özen in der Mitte per Direktabnahme zum 1:6 ‒ spätestens jetzt war das auch prestigeträchtige Nachbarschaftsduell entschieden (63.).
Nach Eddy-Morton Enderles Eckstoß köpfte David Grabke zum 1:7 ein (75.). Dann spielte Schwertfeger den herausstürzenden Holzäpfel aus und bediente Özen, der sein viertes Tor des Tages erzielte (81.). Nach einer herrlichen Einzelaktion von Tobias Brandt, der einen Ball eroberte, über das halbe Spielfeld marschierte und von der Grundlinie querpasste, gelang dem eingewechselten Ibrahim Albostan das zweite Tor der „Heim-Elf“ (85.). Nachdem TSV-Akteur Ufuk Coskun wegen Meckerns nach einem Foul die Rote Karte gesehen hatte (86.), stellte Eddy-Morton Enderle nach Özens Pass mit seinem ersten Tor für Rasensport II den 2:9-Endstand her (90.). „So hoch hätten wir dieses Spiel nicht verlieren müssen“, ärgerte sich Moreira, während Sommer den Sieg auch „in der Höhe verdient“ nannte. Der TSV bleibt Tabellen-Vierter und Sommer würde dem Stadt-Rivalen „den Aufstieg absolut gönnen“, was er wie folgt begründete: „Meine Spieler und ich sind mit einigen Akteuren des TSV befreundet, teilweise sind wir Arbeitskollegen ‒ und ein Derby im nächsten Jahr wäre auch schön.“