
Ein Sieg im vorletzten Punktspiel bei UH-Adler hätte alles klargemacht und Eintracht Lokstedt die Meisterschaft und den damit verbundenen sicheren Aufstieg in die Landesliga bedeutet. Durch das 2:2 blieb es für den Tabellenführer nun aber beim Vorsprung von zwei Punkten gegenüber dem Eimsbütteler TV, der noch einmal hoffen darf, am letzten Spieltag in zwei Wochen den Sprung auf Platz eins zu schaffen. Dafür bedürfte es eines Sieges der Elf von Trainer Thorsten Beyer im Derby beim SC Victoria II und eines gleichzeitigen Ausrutschers von Eintracht Lokstedt zu Hause gegen den TSC Wellingsbüttel, wobei selbst ein Remis zu wenig wäre, denn dann spräche bei Punktgleichheit die bessere Tordifferenz für den ETV.
Doch nun zur Partie an der Beethovenstraße. Bei herrlichem Wetter wartete UH mit einem äußerst engen Kader auf. Nur zwei Auswechselspieler hatten jede Menge Platz auf der Bank. Doch die Akteure, die in der Startformation der „Uhlen“, zeigten von Beginn an, dass sie sich gegen den Favoriten nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollten. Auch der seit dem Vortag sicher Klassenerhalt, der durch die Niederlage des Hoisbütteler SV beim HSV Barmbek-Uhlenhorst II (SportNord berichtete, siehe unten aufgeführten Link) perfekt war, hemmte ihren Willen überhaupt nicht.
Die Gäste agierten mit gefühlten 80 Prozent Ballbesitz und setzten sich permanent in der UH-Hälfte fest. Was fehlte, waren vorne die Entschlossenheit und zündende Ideen gegen die bissige Abwehrformation der Hausherren, aus der Rico Mendrzik als Gewinner fast jeden Zweikampfs und mit überragender Übersicht herausragte. Erst nach 37 Minuten kam Lokstedt zu seiner ersten dicken Gelegenheit. Jan Steinbüchel hatte von rechts flach in den Fünfmeterraum geflankt, wo Mario Beslic die Führung auf dem Fuß hatte, dann aber am klasse reagierenden Robert Block im UH-Tor scheiterte. Dass Beslic bereits nach neun Minuten einmal knapp am Ball vorbeirutschte, um diesen im Tor unterzubringen, soll hier nicht unter den Tisch fallen. Alles in allen war es aber zu wenig, was die Gäste anboten, denen doch irgendwie der auf ihnen lastende Druck anzumerken war. „Das zieht sich schon seit einigen Wochen so hin“, meinte Trainer Anto Josipovic dazu nach der Partie, in der die Gastgeber in den ersten 45 Minuten vorne völlig blass blieben, da sich auch die sonst so gefährlichen Ayke Yesiltac, Tim Finkeldey und Felix Dellert fast ausschließlich mit Defensivarbeit beschäftigten.
Kaum hatte Schiedsrichter Erol Sayan das Spiel für den zweiten Durchgang angepfiffen – es dauerte gerade einmal 45 Sekunden – konnte UH’s Tim Finkeldey einen aus dem Mittelfeld gespielten Ball am Strafraumrand gegen Innenverteidiger Johann Eisenberg absichern, sich dann um ihn drehen und schließlich zur überraschenden 1:0 Führung für UH im Tor unterbringen. „Dass wir hier ohne weitere Absicherung agieren und so ein Tor kassieren, ist mir unerklärlich“, O-Ton Trainer Anto Josipovic, der nach 64 Minuten auch noch das 0:2 schlucken musste. Diesmal durfte Felix Dellert mit einem Kraftakt, von der Mittellinie links startend, an einigen Lokstedtern vorbeimarschieren und brachte dann den Ball zu Finkeldey, der mit einem 20-Meter-Schuss wohl selber überrascht war, dass Keeper Jan Giesecke diesen eher harmlosen Abschluss passieren ließ. Lokstedt, kurz geschockt, hatte 120 Sekunden später die große Chance zum 1:2, aber Mario Beslic zog den Ball aus neun Metern über das Tor. Jetzt endlich agierte Lokstedt mit Zug zum Tor. Johann Eisenberg blieb mit einem Kopfball zweiter Sieger gegen Block (68.). Gleich darauf war es dann aber soweit. Ecke von rechts durch Tamino Kunter und Mario Beslic traf nach einer Kopfballverlängerung aus kurzer Distanz zum Anschlusstreffer (69.). Gleich darauf bettelte der gelb-vorbelastete Ayke Yesiltac förmlich mit zwei Fouls hintereinander nach Gelb-Rot und wurde auch vom Referee „erhört“. Die ohnehin am Limit gehenden Hausherren stemmten sich dann noch 20 Minuten in Unterzahl gegen die permanenten Angriffe der Eintracht, die alles nach vorne warf und immerhin noch durch einen Kopfball von Mario Beslic nach Ecke von Luis Gleich zum sicherlich verdienten 2:2 Ausgleich kam (86.).
Der Lucky Punch zum Titel wollte in den verbleibenden spannungsgeladenen letzten Minuten dann aber doch nicht mehr gelingen. Bitter für Eintracht Lokstedt, dessen Team es nun im letzten Spiel zu Hause richten muss.
hvp