
Als „Perfektionist“ bezeichnet sich Heiko Klemme selbst ‒ und deshalb ist er mit dem bisherigen Saisonverlauf deines SC Condor II nicht ganz zufrieden. „Ich ärgere mich natürlich über einige Punkte, die wir liegen gelassen haben“, erklärte der 39-Jährige, und dachte hierbei vor allem an die beiden 0:0-Unentschieden gegen den Vorletzten TSV DuWo 08 und beim Drittletzten SC Alstertal-Langenhorn II. „Überhaupt haben wir uns gegen die ,Kellerkinder' schwer getan“, stöhnte Klemme in Erinnerung an das 2:2-Remis beim Tabellen-13. UH-Adler, bei dem die Farmsener bis zur 88. Minute noch mit 2:0 führten. „Bei aller Kritik dürfen wir aber nicht vergessen, das unsere Mannschaft im vergangenen Sommer zur Hälfte neu zusammengekommen ist“, sagte Klemme, der, als er im Juli 2015 selbst neu bei der Condor-Reserve einstieg, die Aufgabe hatte, elf Neuzugänge und elf verbliebene Spieler zusammenzuführen. Deshalb sei das Überwintern auf dem zweiten Tabellenplatz „ein großer Erfolg“, so Klemme, der zudem weiß: „Aus den vorherigen Bezirksliga-Spielzeiten kannte Condor nur die Plätze acht bis 13, der siebte Rang in der vergangenen Serie war die bisher beste Platzierung ‒ deshalb sind momentan alle sehr zufrieden!“
Nun wartet auf die Condor-Reserve im Frühjahr ein unglaublich packender Titelkampf, denn in der Bezirksliga Nord geht es in der Spitzengruppe sehr eng und spannend zu: Aktuell trennen den Spitzenreiter Glashütter SV und den Tabellen-Sechsten Niendorfer TSV III gerade einmal fünf Punkte. Condor II lauert mit einem Zähler Rückstand auf die Glashütter, die allerdings noch eine Partie mehr auszutragen haben, auf dem zweiten Platz. Und Klemme erwartet nicht, dass sich in den kommenden Wochen ein Team absetzen kann: „Wir haben keine Ausnahmemannschaft in unserer Staffel, die zum Titelgewinn durchmarschieren wird. Bis auf den SC Sperber, der erst 15 Saisonspiele absolviert hat, stehen auch alle Aufstiegsanwärter bei 17 oder 18 Partien ‒ und deshalb gehe ich davon aus, dass sich erst sehr spät herauskristallisiert, wer Meister wird!“ Für den Titelgewinn, so lautet Klemmes Rechnung, „müssen wohl im Frühjahr noch acht oder neun Spiele gewonnen werden“.
Klemme, der zur kommenden Saison das Traineramt beim Staffel- und Titel-Rivalen FC Eintracht Lokstedt (steht zurzeit einen Platz und zwei Zähler schlechter als Condor II da) übernimmt, möchte sich unbedingt als Meister vom Berner Heerweg verabschieden. „Dabei baue ich auf die mannschaftliche Geschlossenheit und den Willen meiner Spieler, denn sie haben einfach Bock und in der Vorbereitung auf die Restrunde wiederholt viermal pro Woche trainiert“, sagte der 39-Jährige, der in der Regel 18 bis 21 Akteure zu den Übungseinheiten begrüßen kann. Und wenn im Januar ein Teil seines Teams bei Hallenturnieren aktiv war, war der andere Teil niemals untätig, sondern trainierte fleißig. „Wir machen eine Menge dafür, um am Ende ganz oben zu stehen ‒ und wir wollen ohne Wenn und Aber den Aufstieg schaffen“, so Klemme, der im Sommer 2013 bereits den VfL Pinneberg II in die Landesliga geführt hatte.
Klemme hob hervor, dass sein Team bisher noch keine Unterstützung vom eigenen A-Jugend-Regionalliga-Team oder den Ersten Herren, die in der Oberliga Hamburg um Punkte kämpfen, bekam. „Wir haben keine einzige Liga- oder A-Jugend-Leihgabe eingesetzt“, versicherte Klemme, der diesen Umstand auch damit erklärte, dass die Liga-Mannschaft unter großem Verletzungspech litt: „Unsere Ersten Herren mussten im bisherigen Saisonverlauf schon vier Kreuzbandrisse hinnehmen, weshalb eher Spieler von uns im Oberliga-Team ausgeholfen haben, als andersherum ...“ Klemme stellte jedoch klar, dass die Zusammenarbeit mit Liga-Coach Christian Woike „hervorragend“ funktioniere, und ließ sich für das Frühjahr ein Hintertürchen offen, was Unterstützung „von oben“ betrifft: „Wir haben noch sieben Heimspiele, von denen vier so terminiert sind, dass sie hinter einem Heimspiel der Ersten Herren stattfinden. Sollte dort einmal der eine oder andere Spieler nicht eingewechselt werden, könnte er für uns interessant werden ‒ das ist aber kein Muss, denn wir sind mit einem 21-Mann-Kader selbst hervorragend besetzt!“
Abschließend betonte Klemme noch einmal, dass es ihm keinesfalls leicht fällt, sich mit dem Ende dieser Saison nach nur einem Jahr schon wieder aus dem Sportpark Oldenfelde zu verabschieden. „Ich fühle mich sehr wohl beim SC Condor, der ein sehr gut geführter Verein ist. Die Verantwortlichen hätten auch gerne mit mir verlängert und wir haben bis in den Januar hinein gute Gespräche geführt.“ Dass er sich letztlich gegen einen Verbleib bei der U23 des Farmsener Vereins entschied, begründete Klemme, der in Eidelstedt lebt, zum einen mit den weiten Fahrtwegen: „In der Regel habe ich eine Stunde pro Fahrt gebraucht ‒ und außerdem war es mein Wunsch, wieder eine Erste Herren-Mannschaft zu trainieren!“ Dieses Privileg war Klemme zuletzt beim HEBC, den er vom Juli bis zum November 2007 betreute, vergönnt gewesen.