Holsten-Pokal: Condor holt den Cup gegen ebenbürtige Alsterbrüder


Ein unerwartet spannendes Spiel lieferten sich am Sonnabendnachmittag der SC Condor II und der FC Alsterbrüder II im diesjährigen Endspiel des Holsten-Pokal-Wettbewerbs.
Die Favoritenrolle lag eindeutig beim SC Condor II, der gerade erst aus der Landesliga abgestiegen war, aber im Pokal-Halbfinale mit einem 6:3 gegen den Oberligisten Hamburger SV III für eine faustdicke Überraschung gesorgt hatte (SportNord beichtete, siehe unten aufgeführten Link).
Die Alsterbrüder-Zweitvertretung hatte sich erst eine Woche zuvor die Meisterschaft in der Kreisklasse 7 und den damit verbundenen Aufstieg in die Kreisliga gesichert.

In den ersten 45 Minuten war dann aber von einem Dreiklassen-Unterschied so gut wie gar nichts zu sehen. Dass Pokalspiele ihre eigenen Gesetze haben, wurde einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Beide Teams starteten sehr nervös, wobei der erwartete Druck auf das Tor des FC Alsterbrüder ausblieb. Das erste Ausrufezeichen setzte Condors Dennis Facklam, als er aus 25 Metern abzog, aber am gut reagierenden Torwart Finn Jakubczyk scheiterte, der den Ball aus dem bedrohten Eck kratzen konnte (16.). Zwei Minuten später setzte auf der anderen Seite Sönke Schal einen Kopfball – dies allerdings aus Abseitsposition – knapp am Tor vorbei. Eine Szene, die schon einmal verdeutlichte, dass der Underdog durchaus mitspielte und sich nicht hinten einigelte. Dem Landesliga-Absteiger fehlte es an Tempo und Ideen, sich gegen die gute Defensivarbeit des FCA entscheidend durchzusetzen. In der 23. Spielminute ging es dann aber endlich mal schnell und gradlinig zu, bis Timo Friedrich den Ball von rechts über die Abwehr des FCA flankte und Yannik Andersson volley aus neun Metern über den Kasten setzte. Durchatmen beim zahlreich erschienen Anhang des FC Alsterbrüder, der hinter dem Tor von Fänger Jakubczk positioniert war und für ordentlich Stimmung sorgte.
Vier Zeigerumdrehungen später wurde Sönke Schal auf der linken Angriffsseite der Ball schön in den Lauf gespielt. Sein Abschluss im Sechzehner konnte so gerade noch von den Raubvögeln zur Ecke geklärt werden. Pure Verzweiflung unterstrich dann ein Schuss von Andersson aus ca. 35 Metern bei dem der Ball ca. 15 Meter rechts am Tor des FCA vorbeiging (33.). Spätestens danach merkten die extrem zweikampfstarken Akteure von Trainer Martin Gerke, dass nach vorne noch mehr gehen könnte. Ein schnell vorgetragener Angriff über die Stationen Paulo Stöver (Rechtsflanke) und Sönke Schal (Kopfballablage) endete mit einem Schuss von Felix Niebuhr aus 16 Metern, der nur hauchdünn rechts am Tor vorbeiging (35.). 60 Sekunden später kannte dann der Jubel beim FCA keine Grenzen mehr. Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte erreichte kurz vor dem SC Condor-Strafraum Murat Tatar, der von zwei Abwehrspielern nicht zu bremsen war und dann über Torwart Hannes Franck zum 1:0 vollendete.
Mit dieser knappen, durchaus nicht unverdienten Führung des Außenseiters von der Gustav-Falke-Straße ging es in die Kabinen.

Als dann nur fünf Minuten nach der Pause Marcel Houillon den Ball nach einem Freistoß aus halblinker Position von Cassian Klammer per Kopf zum 1:1 Ausgleich ins Tor befördern konnte schien das Spiel dann doch in seine erwarteten Bahnen zu laufen. Doch die Alsterbrüder wirkten kaum geschockt. Nur zwei Minuten später bot sich Sönke Schal – er hatte tatsächlich seinen Lissabon-Urlaub unterbrochen und war erst am vormittag in Hamburg eingetroffen – die Chance zur erneuten Führung, doch sein Schuss links im Strafraum rutschte ihm über den Schlappen und damit links am Kasten vorbei (51.). Die letzte Sicherheit hatte der Ausgleich den Farmsenern nicht verliehen, die sich in der Folge immer wieder Nadelstichen des Gegners gegenübersahen. Erst 20 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit war ein leichter Kräfteverschleiß beim Kreisliga-Aufsteiger zu vermerken. Condor hatte durch Marcel Houillon (Glanzparade FCA-Keeper Jakubczyk,71.) und den eingewechselten Kevin Weber (Kopfball, um Millimeter daneben (73.) Riesenchancen zur Führung, die dann Yannik Andersson mit einem Freistoß aus 23 Metern doch noch erzielte (80.). Fünf Minuten später war es erneut der 32-Tore-Mann aus der Kreisklasse, Sönke Schal, der die Verlängerung auf dem Fuß hatte, aber den Ball links im Sechzehner nur hauchdünn am langen Eck vorbeisetzte. Für den SC Condor zog sich das Spiel ewig lang hin. Selber vergab man zwar durch Andersson das mögliche 3:1 (90.+1). Doch die Alsterbrüder warfen alles nach vorne und hatten Pech, dass Murat Tatar mit seinem Abschluss gerade noch geblockt werden konnte (90.+5).

Jubel, Trubel, Heiterkeit herrschte nach dem Schlusspfiff und der sich anschließenden Siegerehrung bei der Zweiten des SC Condor, die eine an sich verkorkste Saison mit dem Pokalsieg zu einem doch noch befriedigenden Abschluss brachten. SportNord gratuliert an dieser Stelle dem Team von Trainer Fabian Facklam, den es in knapp drei Wochen in seine neue Heimat nach Mexico verschlägt. Ein Großteil der Spieler bleibt zusammen. Dies allerdings als Abwanderer bei ihrem neuen Verein, dem SC Eilbek.

Einen aufrichtigen und ehrlichen Applaus hatten sich auch die Verlierer des Endspiels verdient, die 95 Minuten ans Limit gegangen waren, sich tatsächlich auf Augenhöhe präsentiert und den staunenden 428 Zuschauern im Victoria-Stadion jede Menge Unterhaltung geboten hatten. So gab es auch kein echtes Wehklagen bei den Alsterbrüdern nach dem Spiel. „Der Aufstieg in die Kreisliga war schon riesig. Dass wir hier dem Favoriten alles abverlangt haben und fast sogar noch Pokalsieger geworden wären, hätte wirklich alles getoppt“, meinte der an diesem Tag glücklose Sönke Schal, der sich heute schon wieder Richtung Lissabon auf den Weg macht.






hvp

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