Oberliga 2: Spitzenreiter schlägt Schlusslicht knapp

Traf erst doppelt, ehe er vom Platz flog: Der Osdorfer Mehmet Eren (links), hier gegen den Tornescher Patrice Meyer.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Spitzenreiter gegen Schlusslicht – eine vermeintlich klare Angelegenheit, die sich aber am Freitagabend zum Rückrunden-Auftakt in der Oberliga 2 als enges Duell entpuppte. Am Ende gewann der Herbstmeister TuS Osdorf zwar mit 3:2 gegen den FC Union Tornesch, doch dessen Trainer Thorben Reibe beteuerte zum wiederholten Male in dieser Saison: „Für uns wäre mehr möglich gewesen – wir haben sehr unglücklich verloren.“

Auf dem Kunstrasenplatz am Blomkamp bekämpften sich beide Mannschaften von Beginn an mit einer hohen Intensität und schlugen auch den Weg nach vorne ein. So trugen die Gäste in der dritten Minute ihren ersten gefährlichen Konter vor: Patrice Meyer suchte von rechts aus Morris von Winckelmann, der am langen Pfosten nur knapp verpasste. Die Hausherren antworteten mit einem Freistoß von Mehmet Eren von ihrer rechten Seite, den Union-Keeper Knut Ole Mohr über die Latte boxte (5. Minute). Zwei Zeigerumdrehungen später gab es den nächsten Konter der Tornescher, bei dem Björn Dohrn den Ball rechts weiterleitete zu Meyer, der am herausstürzenden TuS-Torwart Tjark Grundmann hängen blieb. Und es ging munter weiter hin und her: Einen Schuss von Mehmet Eren blockte Fabian Knottnerus, Rechtsverteidiger des FC Union, ab (9.) – dann suchte von Winkelmann bei einem schnellen Gegenangriff der Gäste von rechts aus Meyer, anstatt selbst zu schießen, weshalb die Heim-Elf zur Ecke klären konnte. Diese schlug Jannik Swennosen von rechts in die Mitte, wo Fabian Tiedemann zum Kopfball kam, den Grundmann aber sicher hielt (13.).

Nach 20 Minuten wurde die Partie dann hitziger, was auch an einigen Kommentaren von den Zuschauern lag. Als der Osdorfer Kapitän Bennet Krause in der Nähe der Mittellinie nach einem Zweikampf zu Boden ging, unterstellten ihm einige mitgereiste Gäste-Anhänger Schauspielerei. Weil der 33-Jährige jedoch sogleich signalisierte, ausgewechselt zu werden, rief TuS-Trainer Philipp Obloch wutentbrannt in Richtung jener Zuschauer: „Es ist nichts gewesen, aber ich muss ihn auswechseln“ – und trat einmal kräftig gegen die Werbebande. Auch an der nächsten Szene war Obloch auf unschöne Art und Weise beteiligt: Georg Demircan hatte an der Mittellinie gegen Swennosen zum Einwurf geklärt. Reibes Aufforderung, diesen schnell auszuführen, weil dann zwei Tornescher freie Bahn gehabt hätten, konnten seine Schützlinge nicht nachkommen, weil Obloch sich den an der Seitenlinie liegenden Ball geschnappt und mit in seine Coaching-Zone genommen hatte. Reibe lief wütend in Richtung der Osdorfer Bahn und sagte laut hörbar, das dies „extrem unsportlich“ sei, woraufhin sich eine Spielertraube bildete. Als sich die Gemüter beruhigt hatten, zeigte Schiedsrichter Johannes Meyer-Lindenberg (Harburger TB) beiden Übungsleitern die Gelbe Karte. Dies war insofern kurios, da Reibe „nur“ seine Coaching-Zone verlassen, aber niemanden angefasst hatte, während Obloch neben dem Verlassen seines Bereichs auch eine klare Torchance verhindert hatte. „So eine unfaire Aktion eines Trainerkollegen habe ich jedenfalls noch nie erlebt“, echauffierte sich Reibe auch nach dem Abpfiff noch.

Dann wurde wieder Fußball gespielt. Nach einem Osdorfer Eckstoß gewann Demircan den Luftkampf gegen Mohr, köpfte aber vorbei (25.). Als TuS-Stürmer Kay-Fabian Adam, während er in den Gäste-Strafraum lief, von Tim Moritz gefoult wurde, zeigte Meyer-Lindenberg auf den ominösen Punkt. Mehmet Eren trat an und verwandelte aus seiner Sicht flach links zum 1:0, während Mohr in die andere Ecke gesprungen war (27.). Der Torjubel der Osdorfer wurde garniert mit Sprüchen in Richtung Gäste-Bank: „Viel Spaß in der Landesliga.“ Noch sind die Tornescher aber nicht abgestiegen, was sie auch nur zwei Zeigerumdrehungen später zeigten: Dohrn tankte sich im Mittelfeld energisch durch und zog dann so ab, dass der Ball noch von einem Osdorfer abgefälscht wurde und über Grundmann hinweg im Netz landete – 1:1 (29.). Die Hausherren hätten zügig antworten können, doch nach einem Ballverlust der Gäste verzog Demircan den Ball komplett (33.). Auf der Gegenseite konnte Grundmann eine scharfe Meyer-Flanke nicht festhalten, aber im Verbund klärten die Osdorfer vor den nachsetzenden Torneschern Dennis Beckmann und von Winckelmann.

In der 35. Minute gingen die Hamburger erneut in Front: Nico Kukuk, der für Bennet Krause eingewechselt worden war, tankte sich energisch durch und zog dann von halbrechts aus 18 Metern so ab, dass der Ball flach links im Netz zappelte. Doch abermals dauerte es nur zwei Zeigerumdrehungen, bis die Gäste zurückschlugen: Swennosens Freistoßflanke von rechts köpfte Knottnerus am kurzen Pfosten gegen Tim Jobmann zum 2:2 ein. Dass Mehmet Eren sich in die Jubeltraube der Union-Kicker mischte und stänkerte, war ein weiteres Zeichen für das Gift, das inzwischen in der Partie war. Nach noch jeweils einer weiteren Offensivaktion – einen Fernschuss von Kevin Trapp parierte Mohr, dann begrub Grundmann eine Linksflanke von Beckmann vor von Winckelmann unter sich – pfiff Meyer-Lindenburg zur Pause.

Im zweiten Durchgang gab es nicht mehr ganz so viele spektakuläre Szenen. Die Osdorfer gingen aber zum dritten Mal in Führung, als Moritz erneut einen Strafstoß verwirkte, dieses Mal an Abdul Koudousse Saibou. „Aus meiner Sicht war das kein Elfmeter, weil Moritz erst klar den Ball gespielt hat, ehe er in den Gegner hineingerutscht ist“, echauffierte sich Reibe. Vom Punkt aus behielt Mehmet Eren erneut die Nerven (3:2/67.), die er aber kurz darauf verlor, als er gefoult wurde und Tiedemann Nase an Nase gegenüberstand. Für eine angedeutete Kopfnuss des Osdorfer Doppeltorschützen zückte Meyer-Lindenberg die Rote Karte (73.). Trotzdem blieb es beim 3:2, weil die Tornescher nach einem Kopfball von Jari Maack, der aus sieben Metern nicht platziert genug kam, auch noch einige Schusschancen nicht nutzen konnten. Angesichts der Tatsache, dass die Osdorfer „nun wohl endgültig die Teilnahme an der Aufstiegsrunde sicher haben“, so zumindest Reibes Einschätzung, konnten die Tornescher es verschmerzen, dass sie nichts Zählbares vom Blomkamp mitnahmen, weil sie diese Punkte ohnehin nicht mit in die Abstiegsrunde nehmen würden.

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