Beste HSV Spieler aller Zeiten - Legenden der Hansestadt


(Foto-Credit: IMAGO / Claus Bergmann)

Der Hamburger Sportverein ist gegenwärtig in 33 unterschiedlichen Sportarten aktiv. Doch die einzig wirklich berühmte und erfolgreiche Abteilung ist jene des Profifußballs. Auch die letzten Jahre der Tristesse und der Zweitklassigkeit ändern daran nichts. Der HSV ist ein Aushängeschild der Liga und gehört international zu den bekanntesten Klubs, die der deutsche Fußball hervorgebracht hat. Über die Jahrzehnte waren es dabei einzelne Kicker, die auf ihren Positionen zur Weltklasse reiften – und die manchen Titel für die Elbstadt holten.


Der Hamburger SV – ein Verein mit gelebter Tradition

Dank des Geburtsjahrs 1887 gehören die Hanseaten zu den ältesten Klubs in den deutschen Profiligen. Mit insgesamt sechs Meisterschaften (1923, 1928, 1960, 1979, 1982 und 1983), drei Pokalsiegen (1963, 1976 und 1987) sowie jeweils einem Erfolg im Europapokal der Landesmeister (1983) und im Europapokal der Pokalsieger (1977) können sie sogar eine Titelsammlung vorweisen, die hierzulande nur von wenigen Vereinen übertroffen wird. Und man blieb der Bundesliga zwischen ihrem ersten Spieltag 1963 sowie ihrem letzten Spieltag im Sommer 2018 als letztes Gründungsmitglied treu – ehe man erstmalig den Weg in die Zweitklassigkeit antrat.

Der Dino der Liga hatte sich dabei über die Jahre das Image eines leidenschaftlich kämpfenden Teams aufgebaut, das auf den wichtigen Positionen mit herausragenden Ballkünstlern besetzt war. Die Arbeit stand im Vordergrund – es gehört eben nicht zum Wesen des Elbstädter, sich zu beklagen. Was muss, das muss. Eine alte hanseatische Weisheit, der sich Spieler wie Seeler, Hrubesch, Magath oder Kaltz stets verpflichtet fühlten. Der Hamburger SV war somit immer angesiedelt zwischen den malochenden Schalkern und den technisch brillanten Gladbachern. Auf diese Weise entstand ein Spielstil, der die Mannschaft rund um den Globus bekannt und gefürchtet werden ließ.


Die Top 11 besten Spieler des Hamburger SV

Kann eine Elf der besten Akteure eines Bundesligisten tatsächlich auf Weltklassespieler wie Ruud van Nistelrooy und Franz Beckenbauer verzichten? Die Hanseaten zeigen, dass das geht. Beide Kicker standen zwar jeweils kurzzeitig in den Reihen der Rothosen, haben ihren Legendenstatus aber außerhalb Norddeutschlands erworben. Doch auch ohne sie ist es mühelos möglich, ein 4-4-2-System mit elf Spielern und je Position einem Ersatzmann zu erstellen, die maßgeblich an den Erfolgen des Vereins beteiligt waren.



Die Stammelf und die Ersatzspieler im Überblick

Ÿ  Uli Stein: Torhüter, 228 Partien, 0 Tore zwischen 1980 und 1987 sowie zwischen 1994 und 1995

Ÿ  Manfred Kaltz: Abwehrspieler, 581 Partien, 76 Tore zwischen 1971 und 1989 sowie zwischen 1990 und 1991

Ÿ  Ditmar Jakobs: Abwehrspieler, 323 Partien, 27 Tore zwischen 1979 und 1989

Ÿ  Daniel van Buyten: Abwehrspieler, 61 Partien, 7 Tore zwischen 2004 und 2006

Ÿ  Jupp Posipal: Abwehrspieler, 250 Partien, 13 Tore zwischen 1949 und 1958

Ÿ  Zé Roberto: Mittelfeldspieler, 54 Partien, 7 Tore zwischen 2009 und 2011

Ÿ  Rafael van der Vaart: Mittelfeldspieler, 152 Partien, 45 Tore zwischen 2005 und 2008 sowie zwischen 2012 und 2015

Ÿ  Kevin Keegan: Mittelfeldspieler, 90 Partien, 32 Tore zwischen 1977 und 1980

Ÿ  Felix Magath: Mittelfeldspieler, 306 Partien, 46 Tore zwischen 1976 und 1986

Ÿ  Horst Hrubesch: Stürmer, 159 Partien, 96 Tore zwischen 1978 und 1983

Ÿ  Uwe Seeler: Stürmer, 476 Partien, 404 Tore zwischen 1953 und 1972

  Horst Schnoor: Torhüter, 507 Partien, 2 Tore zwischen 1952 und 1967

Ÿ  Peter Nogly: Abwehrspieler, 320 Partien, 38 Tore zwischen 1969 und 1980

Ÿ  Thomas von Heesen: Mittelfeldspieler, 368 Partien, 99 Tore zwischen 1980 und 1994

Ÿ  Gert Dörfel: Stürmer, 347 Partien, 114 Tore zwischen 1958 und 1972


Ulrich "Uli" Stein

Wie sein Kölner Pendant Toni Schumacher, so war auch Stein aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt: Der Keeper schonte sich nicht und nahm schmerzhafte Zusammenstöße mit gegnerischen Spielern gerne in Kauf, wenn sich damit ein Tor verhindern ließ. Uli Stein, der in der Bundesliga außer für Hamburg für Bielefeld und Frankfurt auflief, war jeweils an zwei Meisterschaften und Pokalsiegen beteiligt und krönte mit dem Sieg im Europapokal der Landesmeister 1983 seine Karriere. In der Nationalelf brachte er es hingegen nur auf sechs Einsätze – hätte er Bundestrainer Beckenbauer 1986 nicht medienwirksam als Suppenkasper bezeichnet, wären es vermutlich mehr geworden. Aber auch diese Anekdote zeigt, dass Demut und Furcht nicht zum Wesen von Uli Stein gehörten. Ein Torwart der alten Schule eben.

Manfred Kaltz

Als Mensch und Fußballer gehörte er zu den großen Schweigern beim Hamburger SV und dem deutschen Nationalteam. Dabei hätte er allen Grund gehabt, auf seine drei Meisterschaften, zwei Pokalsiege, die Titel im Landesmeister- und Pokalsiegerwettbewerb sowie die Europameisterschaft 1982 stolz zu sein. Zumal er mit einer stattlichen Trefferquote auch maßgeblich zur modernen Prägung der Verteidiger beitrug und ihre zunehmend offensive Ausrichtung verkörperte wie kaum ein anderer Abwehrspieler seiner Generation. Doch Kaltz ging lieber gewissenhaft seiner Arbeit nach – und hat sich dabei als Rekordspieler und Kicker mit den meisten Titeln gleich zwei Plätze unter allen Legenden der Rothosen gesichert. Hätte es ihn 1989 nicht zu den beiden französischen Klubs Bordeaux und Mulhouse gezogen, wäre er seinem Verein von der Elbe wohl ewig treu geblieben. Aber vielleicht wollte er dem Trubel der Medienstadt auch einfach nur entkommen.

Ditmar Jakobs

Er hatte bereits rund 180 Spiele für Oberhausen und Tennis Borussia Berlin als talentierter Mittelfeldspieler bestritten, ehe Jakobs in Duisburg zum Verteidiger umgeschult wurde – in dieser Funktion fiel er den Elbstädtern auf, die für ihn knapp unter einer Million D-Mark bezahlten. Ditmar Jakobs revanchierte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen umgehend: Es gibt nur wenige Bundesligaspieler, die über Jahre hinweg so verlässlich ihren Dienst verrichteten. Wo Jakobs stand, da gab es für gegnerische Angreifer kaum ein Vorbeikommen. Und wer es dennoch wagte, den Innenverteidiger zum Tanz zu bitten, der hatte anschließend nicht selten mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Lektion gelernt. Auch Jakobs gehört zu jenem Team, das die frühen 80er Jahre mit zwei Meisterschalen, einem Pokalsieg sowie dem Europapokal der Landesmeister dominierte.

Daniel van Buyten

Kurz nach der Jahrtausendwende zog ein neuer Wind durch das Vereinsheim der Rothosen. Es galt, internationale Talente zu entdecken, diese auszubilden und sie dann teuer zu verkaufen. Auf diese Weise kamen interessante Jungspieler zum Hamburger SV, die dort zwar nicht lange blieben – die aber ihre Spuren hinterließen. Zu ihnen gehört der Belgier Daniel van Buyten. Der fast zwei Meter große Sohn eines ehemaligen Wrestlers wusste, wie er seinen Körper einzusetzen hatte. Defensiv verhinderte er Gegentore, offensiv war er für manchen Kopfballtreffer zur Stelle. Anschließend führte ihn sein Weg zum FC Bayern, mit dem er jeweils vier Meistertitel und Pokalsiege sowie je einmal die Champions League und die Klub-Weltmeisterschaft feierte. Mit dem HSV blieb er hingegen ohne Trophäe, brachte ihm aber die Ablöse von acht Millionen Euro ein.

Josef "Jupp" Posipal

Wie Kaltz war auch Posipal nicht als Lautsprecher bekannt. Er, der an Deutschlands Triumph bei der Weltmeisterschaft 1954 beteiligt war, gab kaum Interviews und hielt sich meist abseits von größeren Menschenmengen. Der aus Hannover zum hanseatischen Sportverein gewechselte Abwehrspieler – damals noch als Vorstopper bezeichnet – war neben seinem Einsatz auf dem Platz aber vor allem für den Geist der Mannschaft entscheidend: Posipal trat hinter verschlossenen Türen durchaus kommunikativ und als starke Persönlichkeit auf. Streitigkeiten im Team beseitigte er, sobald er davon hörte. Mit seinen Kollegen feierte er einen DFB-Pokal. Ehe die Bundesliga im Jahr 1963 gegründet wurde, hatte die in Rumänien geborene Legende den Verein leider schon verlassen – Jupp Posipal beendete bereits im jungen Alter von 31 Jahren seine Karriere.

Zé Roberto

Als Zé Roberto 2009 an die Elbe wechselte, da hatte er bereits eine erfolgreiche Laufbahn hinter sich, die ihn etwa zu Real Madrid, Bayern München oder Bayer Leverkusen geführt hatte. Aus Spanien, Brasilien und Deutschland konnte er sechs nationale Meisterschaften, vier Pokalsiege und einen Titel in der Champions League vorweisen. Zé Roberto war zudem lange Zeit in der brasilianischen Nationalelf gesetzt. In seinen beiden Jahren beim HSV ragte er trotz seines fortgeschrittenen Alters von 35 Jahren aus einer guten Mannschaft heraus. Immer wieder waren es seine Tempoläufe, die am Kreieren eigener Chancen beteiligt waren. Gerade das Passspiel zeigte, über welch großes Talent der Dribbler verfügte – seine Mitspieler fand er oftmals instinktiv und musste gar nicht erst schauen, wo diese sich aufhalten.

Rafael van der Vaart

Im Gegensatz zu Zé Roberto kam van der Vaart als blutjunges Talent von Ajax Amsterdam an die Elbe. Vermutlich hätte der Niederländer damals schon für deutlich größere Klubs spielen können, denn an weltweitem Interesse an dem Ballzauberer mangelte es nicht. Der HSV zeigte ihm aber den Weg auf, ihn zum Weltklasseformat zu führen – und das gelang. Zweimal für jeweils drei Jahre lief Rafael van der Vaart für den Dino auf und offenbarte dabei einen selbst für offensive Mittelfeldspieler überraschend starken Drang zum Tor. Nur selten wählte er für seine Treffer die Brechstange – oft konnte er mit der feinen Klinge deutlich besser umgehen. Der später für Real Madrid, Tottenham Hotspurs und Betis Sevilla aktive Kicker kam auf drei nationale Meisterschaften und einen Pokalsieg. Mit dem HSV errang er den UI-Cup.

Kevin Keegan

Man stelle sich vor, David Beckham wäre kurz nach der Jahrtausendwende in die Bundesliga gewechselt. Unmöglich? Nun, Ende der 70er Jahre passierte genau das. Kevin Keegan, seinerzeit bereits eine Legende als Spieler des FC Liverpool, ging nach Hamburg. Ein Transfer, der kaum nachzuvollziehen war, immerhin hätte "Mighty Mouse", wie Keegan liebevoll genannt wurde, für die Crème de la Crème des Weltfußballs auflaufen können. Doch er sah ein Potenzial im HSV, das nur wenige erkannten. Und Keegan half mit, es auszuschöpfen. Eine Meisterschaft 1979 und der Einzug in das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister 1980 gingen auch auf das Konto des schnellen und agilen Dribblers, der sich von filigranen Offensivvirtuosen wie Netzer oder Overath zwar aufgrund seiner robusten Art unterschied – der aber eine gesunde englische Härte in die Liga brachte, die für Spektakel sorgte.

Felix Magath

Als der Hamburger Sportverein im Jahre 1983 den Europapokal der Landesmeister gegen das haushoch favorisierte Juventus Turin gewann, da war es der bullig gebaute Magath, der mit einem Tempolauf und einem satten Abschluss das entscheidende Tor erzielte. Zudem gewann Magath bei den Hanseaten drei Meisterschaften und den Europapokal der Pokalsieger. Mit der deutschen Nationalelf errang er die Europameisterschaft 1980. Stets war Magath, der in der kreativen Schaltzentrale alle Positionen einnehmen konnte, dabei gesetzt. Vor allem seine pure Entschlossenheit, auch Unmögliches möglich zu machen, hob ihn von vielen seiner Kollegen ab. Magath schwieg oft, überzeugte aber mit Leistungen. Später erwarb er sich auch als Trainer einen wohlklingenden Namen, in dieser Eigenschaft holte er weitere drei Meistertitel und zwei Pokale mit München und Wolfsburg.

Horst Hrubesch

Statistisch gesehen traf Hrubesch in zwei von drei Spielen ins gegnerische Tor. Auch er gehörte zu den ruhigen Kämpfernaturen, die es beim HSV besonders häufig zu geben scheint. Mit einer Größe von 188 Zentimetern und einer enormen Sprungkraft konnte "Hotte" sogar solche Flanken erreichen, die eigentlich zu hoch angesetzt waren. Mit dem Fuß war er nicht weniger erfolgreich, zeigte dabei aber gleichermaßen seine herausragende körperliche Kraft. Das kampfbetonte Spiel der 80er Jahre kam Hrubesch gelegen: Wer ihn aus dem Weg räumen wollte, musste schon schwere Geschütze auffahren. Horst Hrubesch gewann den Europapokal der Landesmeister, drei Meisterschalen und die Europameisterschaft 1980 während seiner Zeit in der Elbestadt. Als Trainer errang er später zwei weitere EM-Titel mit der deutschen U19 und der U21. Bei Olympischen Spielen erkämpfte er als Coach eine Silber- und eine Bronzemedaille.

Uwe Seeler

Unter allen Legenden des HSV ist zweifelsohne "uns Uwe" die eigentliche Ikone. Wer in 476 Spielen satte 404 Tore erzielt, stellt einen Rekord für die Ewigkeit auf. Seeler war in Hamburg an einer Meisterschaft und einem Pokalsieg beteiligt, mit der deutschen Nationalmannschaft gewann er die Vize-Weltmeisterschaft 1966. Doch solche Zahlen, Daten und Fakten werden einer Persönlichkeit wie Seeler nicht mal ansatzweise gerecht. Der bullige Stürmer trug das Herz stets am passenden Fleck und erwarb sich aufgrund seiner fairen Spielweise viel Respekt unter seinen Gegnern. Für Mannschaftskollegen war er dagegen jederzeit ansprechbar und bot Hilfe an, wo sie benötigt wurde. Ein ruhiger und bescheidener, zugleich aber kluger und humorvoller Geist, der das Bild des Hamburger Sportvereins nachhaltig prägte. Vermutlich wird es kaum jemals wieder ein Fußballspieler schaffen, so sehr zum Gesicht eines Klubs zu reifen.

Der Versuch einer neuen Ära

Die glanzvollen 70er und 80er Jahre sind längst Vergangenheit. Der einstige Dino der Liga ist in die Zweitklassigkeit abgestiegen und zeigt Jahr um Jahr große Mühen, wieder ins Oberhaus zu gelangen. Bei zahlreichen Sportwetten Seiten ist der HSV Jahr um Jahr Favorit für den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Vieles wurde in den zurückliegenden Saisons versucht, nahezu alles scheiterte. Mit dem Doppelsturm aus Robert Glatzel und Davie Selke könnte nun aber das dringend benötigte Puzzleteil gefunden worden sein. Zumal der Hamburger Sportverein seine gnadenlose Offensivtaktik der letzten Zeit abgelegt hat und mittlerweile deutlich cleverer agiert. Ein Prozess des Reifens und Wachsens ist erkennbar. Gelingt er und lassen sich Talente wie Daniel Elfadli, Noah Katterbach und Emmanuel Pherai zu konstanten Leistungsträgern formen, muss ein Aufstieg für die Hansestädter keine Utopie bleiben. Ehe eine neue Ära mit weiteren Titeln angestrebt werden kann, wird aber vermutlich noch viel Wasser die Elbe hinabfließen.

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