Aufstiegsrunde zur Regionalliga: Kieler Sieg und Chaos an der „Kreuze“


Ja, es konnte einem Angst und Bange werden, als am Mittwochabend um 21.12 Uhr zahlreiche Menschen, die wohl zwei verschiedenen Fan-Gruppierungen (Hamburger SV und Holstein Kiel) zuzuordnen sind, auf den Kunstrasenplatz an der Kreuzkirche stürmten und sich anschließend auch noch außerhalb der Sportanlage Jagdszenen abspielten. Aber: Da dies eine Internet-Seite ist, die sich mit dem Fußball beschäftigt, soll den vermummten Gewalttätern hier kein Raum gegeben werden. Wir halten es mit Dieter Hecking, der nach den Szenen im Bundesliga-Spiel zwischen dem Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach auf der Pressekonferenz sagte: „Fußball soll Spaß machen. Diese Menschen versuchen, uns den Spaß zu nehmen ‒ deshalb möchte ich mich gar nicht über sie äußern.“

Deshalb widmen wir uns lieber einem Bericht über das Spiel, das abwechslungsreich verlief und in dem der FC Teutonia 05 phasenweise Holstein Kiel II ordentlich Paroli bot. Die Holstein-Reserve, die ein Unentschieden benötigte, um aus eigener Kraft den sicheren Aufstieg perfekt zu machen, nahm aber von Beginn an das Heft des Handelns in die Hand. Die „Jung-Störche“ hatten ein klares Plus an Ballbesitz und gingen in der 20. Minute in Führung, als Julius Alt mit einem 18-Meter-Schuss erfolgreich war. Tim Siedschlag wollte sogleich das 0:2 nachlegen und versuchte es aus 35 Metern mit einem Heber, den Teutonias Torwart Semir Svraka jedoch hielt (22. Minute). In der 38. Minute lag der Ball erneut im Gehäuse der Hamburger ‒ doch schon bevor Laurynas Kulikas einen Konter mit einem feinen Lupfer über Svraka abgeschlossen hatte, war der Abseitspfiff ertönt.

Die Hausherren störten die Kieler in der Schlussphase der ersten Halbzeit aber früher und wären dafür fast mit dem Ausgleich kurz vor der Pause belohnt worden, als ihr Kapitän Aytac Erman nach einer Rechtsflanke aus zehn Metern einen schulbuchmäßigen Kopfball abgab ‒ KSV-Keeper Bernd Schipmann tauchte aber ab und fischte den Ball mit einer sensationellen Parade noch aus dem rechten, unteren Eck. So gingen die Gäste mit einer 1:0-Führung in die Pause ‒ und wenige Sekunden nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit gab es einen echten Gänsehaut-Moment, als Teutonias Trainer Sören Titz den langjährigen 05-Spieler Andre Friebe vom Platz beorderte, der den Traditionsverein in diesem Sommer verlässt. In der 47. Minute bauten die Kieler ihren Vorsprung dann aus: Die Teutonen wehrten einen Eckstoß nicht weit genug ab, woraufhin der agile Kulikas zum 0:2 einschoss (47.).

Wer nun fürchtete, die Hamburger könnten einen ähnlichen Abschuss wie am ersten Spieltag (0:5 beim VfL Oldenburg) erleiden, irrte sich jedoch: Das Titze-Team zeigte Moral und Gegenwehr, wofür es mit dem 1:2-Anschlusstreffer durch Arne Gillich belohnt wurde (56.). Der eingewechselte Kieler Timo Barendt stellte den Zwei-Tore-Abstand wieder her, als er aus 13 Metern zum 1:3 einschoss (66.). Weitere zehn Minuten später erhöhte erneut Barendt auf 1:4. Der von Erman verwandelte Foulelfmeter zum 2:4 (80.) bedeutete den Endstand, denn nach dem eingangs erwähnten Platzsturm und einer 20-minütigen Unterbrechung machte es Schiedsrichter Eric Müller (vom FC Union 60 Bremen) ähnlich, wie Dr. Felix Brych (SV Am Hart München) am 13. Mai im Volkspark-Stadion: Er pfiff die Partie noch einmal an, um sie dann kurz darauf zu beenden.

Die Kieler gewannen verdient und steigen als Gruppen-Sieger vor dem punkt- und tordifferenzgleichen VfL Oldenburg (Vizemeister der Oberliga Niedersachsen), der im Parallelspiel beim Bremen-Liga-Meister Brinkumer SV mit 4:0 triumphierte, erstmals in die Regionalliga Nord auf ‒ in der bis zum Sommer 2013 noch ihre Erste Mannschaft um Punkte gekämpft hatte. Durch den Aufstieg der „Jung-Störche“, die die reguläre Saison in der Oberliga Schleswig-Holstein als Tabellen-Dritter hinter dem Meister NTSV Strand 08 und dem Vizemeister TSB Flensburg abgeschlossen hatten, schafften auch sieben Teams im Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verband den Klassenerhalt: Der PSV Neumünster hält als Tabellen-13. die Oberliga, der VfR Horst sowie Schleswig 06 als Tabellen-13. der beiden Landesliga-Staffeln müssen keine Abstiegs-Relegation ausspielen. Und auch alle Tabellen-13. der vier Verbandsliga-Staffeln (SV Henstedt-Ulzburg, SG Rönnau/Segeberg, SG Insel Fehmarn sowie SG Leck-Achtrup-Ladelund) halten die Klasse, ohne eine Abstiegs-Relegationsrunde ausspielen zu müssen.


Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord

Ergebnisse

Erster Spieltag am Dienstag, 22. Mai:
Holstein Kiel II ‒ Brinkumer SV ... 7:0
VfL Oldenburg ‒ FC Teutonia 05 ... 5:0

Zweiter Spieltag am Sonnabend, 26. Mai (auf neutralen Plätzen):
Brinkumer SV ‒ FC Teutonia 05 ... 6:4 (in Drochtersen)
Holstein Kiel II ‒ VfL Oldenburg ... 1:1 (in Hamburg)

Dritter Spieltag am Mittwoch, 30. Mai:
FC Teutonia 05 ‒ Holstein Kiel II ... 2:4
Brinkumer SV - VfL Oldenburg ... 0:4


Tabelle nach dem dritten und letzten Spieltag

1. Holstein Kiel II ... 3 Spiele, 12:3 (+ 9) Tore, 7 Punkte
2. VfL Oldenburg ... 3 Spiele, 10:1 (+ 9) Tore, 7 Punkte
3. Brinkumer SV ... 3 Spiele, 6:15 (- 9) Tore, 3 Punkte
4. FC Teutonia 05 ... 3 Spiele, 6:15 (- 9) Tore, 0 Punkte

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