Aufstiegsspiel zur Oberliga: Curslack-Neuengamme gewinnt bei TBS

Hier ist es passiert: Das Pinneberger Geburtstagskind Raoul-Mamadi Cissé (hinten) hat den Curslacker Agatino Indulto gefoult, was die Partie kippen lässt.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

„Wir reden immer viel davon, dass wir eine Familie sind – heute haben wir das einmal mehr bewiesen.“ Dies sagte Olaf Poschmann am Dienstagabend im Mannschaftskreis zu seinen Akteuren des SV Curslack-Neuengamme, die zuvor als Vizemeister der Landesliga Hansa das Aufstiegs-Hinspiel zur Oberliga Hamburg beim Hammonia-Staffel-Zweitplatzierten TBS Pinneberg mit 3:1 gewonnen hatten. Dies bedeutet eine exzellente Ausgangsposition für das Rückspiel, das am Sonnabend, 24. Mai, um 15 Uhr am Gramkowweg angepfiffen wird.

Aber: Es ist erst Halbzeit im Duell um einen möglichen Aufstieg in Hamburgs höchste Spielklasse. Und am Dienstag zeigte sich, dass die Pinneberger vor allem in der Offensive die besseren Individualisten haben. „Leider haben wir zahlreiche gute Torchancen vergeben – das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, stöhnte Yusuf Demir, langjähriges TBS-Vorstandsmitglied, der das 1:1 gegen den FC Eintracht Norderstedt II vom 27. April anführte: „Da hatten wir ein Chancenverhältnis von 30:1.“ Auch, weil die Kreisstädter diese Partie nicht gewannen, mussten sie sich hinter dem FK Nikola Tesla mit der Vizemeisterschaft begnügen – und am Dienstagabend gegen die Curslacker und Neuengammer antreten.

Die Partie begann zunächst verhalten. Der erste gefährliche Torabschluss kam von Gäste-Kapitän Witalij Wilhelm, dessen Flachschuss TBS-Torwart Abdel Aziz Zakari aber stark hielt (23. Minute). In der Schlussphase der ersten Halbzeit überschlugen sich dann die Ereignisse. Erst vergab Jonas Holz eine Curslacker Großchance, als seine Direktabnahme nach Michael Werdenichs Querpass zu hoch geriet (37.). Zwei Zeigerumdrehungen später kam TBS-Kapitän Fabio Parduhn nach einer Rechtsflanke zum Kopfball, den SVCN-Keeper Kai Erschens sensationell noch über die Latte lenkte. In der 44. Minute hätte erst Werdenich beinahe Zakari nach einem Rückpass den Ball stibitzt, im direkten Gegenzug zielte der Pinneberger Mustafa Ercetin von rechts knapp am langen Pfosten vorbei.

In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs fiel dann doch noch ein Tor: Einen von der rechten Seite kommenden Eckstoß konnten die Gäste nicht richtig klären, woraufhin Vincent Boock von links aus brachial abzog. Sein Schuss wäre vermutlich zurück in Richtung der rechten Eckfahne gegangen, traf aber Marcio Johannsen so knallhart, dass der Curslacker gar nicht anders konnte, als den Ball in das eigene Tor zu lenken (45.+1). Direkt in den Torjubel der Hausherren hinein ertönte der Pausenpfiff von Schiedsrichter André Becker (SC Alstertal-Langenhorn), der bis dahin komplett ohne Verwarnung ausgekommen war. Dass der Referee im zweiten Abschnitt fünfmal „Gelb“ zücken musste, ist ein Beleg dafür, dass die Intensität zunahm. Spielerische Klasse versprühten beide Mannschaften allerdings nur selten.

Die Gäste schnupperten erstmals am Ausgleich, als Luca Winterfeld von halbrechts abzog, aber in Zakari seinen Meister fand (55.). Zwölf Zeigerumdrehungen später war es jedoch soweit: Der Curslacker Agatino Indulto drang in den Pinneberger Strafraum ein, wo ihn TBS-Verteidiger Raoul-Mamadi Cissé mit einer Grätsche vom Ball trennen wollte. Dies war keine gute Idee des Geburtstagskindes, das nur den Curslacker traf, weshalb Becker auf Elfmeter entschied. Diesen verwandelte Wilhelm aus seiner Sicht flach rechts zum 1:1, während sich Zakari für einen Sprung in die andere Ecke entschieden hatte. „Die Strafstoß-Entscheidung war absolut richtig“, betonte der ehemalige TBS-Trainer Hakan Yavuz, der als einer von zahlreichen Übungsleitern unter den Zuschauern weilte.

Die Pinneberger erhöhten daraufhin die Intensität, weil sie zuhause natürlich einen Sieg vorlegen wollten. Die TBS-Trainer Florian Gossow und Burak Bayram brachten Ismaila Jobe, womit sie beinahe das berühmte gute Händchen gehabt hatten. Denn als der „Joker“ seine Schnelligkeit einmal ausgespielt und von halblinks aus abgezogen hatte, traf er den rechten Pfosten. Bei Ercetins Nachschuss hatten die TBS-Anhänger den Torschrei schon auf den Lippen, doch der Ball zappelte lediglich im Außennetz. Kurz darauf zirkelte Boock einen Freistoß aus dem linken Halbfeld auf den langen Pfosten, wo Pechvogel Cissé aber den Ball nicht auf das Tor, sondern zurück in den Rückraum köpfte (87.).

Stattdessen „klingelte“ es kurz darauf auf der Gegenseite: Maurice Witte brachte die Gäste aus Nahdistanz in Front (88.). Die Pinneberger warfen daraufhin alles nach vorne, um zumindest noch ein 2:2 zu retten. Die totale Offensive ging aber nach hinten los, denn als bei einem Freistoß nahezu alle TBS-Feldspieler im SVCN-Strafraum standen, eroberten die Gäste den Ball und trugen einen Konter vor, den Wilhelm mit dem 1:3-Endstand krönte (90.+3). So ein Gegentor darf in einem Hinspiel niemals kassiert werden, darin waren sich alle Pinneberger einig. Dagegen beubelten die mitgereisten Curslacker Anhänger den Auswärtssieg ausgelassen mit ihren „Lieblingen“.

Klar ist aber, dass es am Sonnabend am Gramkowweg noch keine Aufstiegsfeier geben wird. Denn für den stärkeren der beiden Landesliga-Vizemeister ist nur ein Platz in der Oberliga Hamburg frei, wenn sich Altona 93 in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord behauptet.

(Johannes Speckner)

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