Videobeweis im deutschen Fußball: Was kommt nach der Bundesliga? Jahrelange Diskussionen haben schließlich gefruchtet: Der Videobeweis ist in der Bundesliga angekommen und zeigt, dass er längst überfällig war. Folgt bald die Einführung auch in den unteren Profiligen?
Der Videobeweis als logischer Schritt in die Zukunft
Abseits, Fouls und Tore sind je nach Situation nur schwer für den Schiedsrichter zu erkennen und zu beurteilen. Tatsächlich gab es in der Geschichte des Fußballs dermaßen viele schwerwiegende Fehlentscheidungen, darunter auch in wichtigen Spielen, dass verfälschte Ergebnisse schon als Charakteristik des Fußballs gesehen wurden. Der wohl berühmteste Fall bedarf keiner weiteren Erwähnung, wie dieses Video zeigt:
Fehlentscheidungen wie diese produzieren immer einen Verlierer. Allerdings basiert diese Niederlage nicht auf sportlichen Kriterien und genau das ist das Problem. Befürworter des Videobeweises redeten von romantischer Verklärung einer relativ einfachen Sachlage. Schließlich geht es im heutigen Fußball-Business um Millionenbeträge; es ist eine große Branche mit etlichen Mitarbeitern gewachsen und die kulturelle Bedeutung des Sports ist kaum zu beziffern.
Angesichts dieses Status scheint es vermessen, faktische Fehler einfach hinzunehmen, obwohl die Technik längst Abhilfe verspricht. Sowohl Spieler als auch Funktionäre stehen dem Videobeweis deswegen positiv gegenüber: Faire Ergebnisse, die nicht auf menschlichen Fehlern basieren, sind jetzt deutlich realistischer zu erreichen. Wie dieser Vergleich zeigt, hat der Videobeweis schließlich direkte Auswirkungen auf Punkte und Tabellenplätze.
Die Fans teilen diese Meinung größtenteils. Dabei geht es nicht nur um Emotionen, sondern oft sogar um Geld: Die Sportwetten-Szene boomt dank der vielen Online-Anbieter, die den Einstieg mit Willkommensboni umso leichter machen. Doch obwohl sich der Videobeweis in der Bundesliga etabliert hat, steht er in vielen anderen Ligen noch aus. Zum Beispiel in den europäischen Wettbewerben, also Champions League und Europa League, aber auch in den niedrigeren deutschen Profiligen.
Videobeweis in 2. und 3. Liga als nächster Schritt?
Und obwohl der Videobeweis in der Bundesliga nicht ganz frei von Kritik ist, was vor allem an der Umsetzung liegt, wird bereits über die Einführung in weiteren Profiligen nachgedacht. Dabei geht es zunächst um die 2. Bundesliga. Dort sind die technischen Voraussetzungen nämlich bereits gegeben und dieser Faktor ist aus Kostengründen nicht zu unterschätzen. Der Videobeweis setzt schließlich eine Mindestanzahl an Kameras voraus, da eine vollständige Einsicht aller Bereiche aus verschiedenen Winkeln sonst nicht möglich ist.
Eine Einführung in der 2. Liga ist deswegen durchaus denkbar, auch wenn der Zeitpunkt noch nicht feststeht. Anders sieht es in der 3. Liga aus: Dort sind die Stadien im Durchschnitt deutlich kleiner und unmoderner, wegen der geringeren Anzahl an Übertragungen sind die Spielstätten außerdem nicht für die Installation von mehr als einem Dutzend Kameras geeignet. In diesem Fall wären also zunächst infrastrukturelle Verbesserungen nötig und damit käme die Frage auf, wer die Kosten trägt. Viele Profi-Vereine haben mit klammen Finanzen zu kämpfen und müssen das vorhandene Geld in das Personal investieren; dass der DFB die Kosten übernimmt, ist allerdings auch nicht unbedingt vorstellbar.
Möglicherweise stößt das Konzept Videobeweis in der 3. Liga also an seine Grenzen. Ob sich diese in Zukunft möglicherweise verschieben, etwa durch technische Innovationen, bleibt abzuwarten. Immerhin wurde der Weg für den Videobeweis inzwischen auch auf internationaler Ebene bereitet, wie im folgenden Absatz erklärt.
Videobeweis auch international erlaubt
Anfang März 2018 tagte in Zürich ein achtköpfiges Gremium bezüglich der internationalen Erlaubnis, den Videobeweis einzusetzen. Das Ergebnis: Es gab grünes Licht für das technische Hilfsmittel. Theoretisch dürfen künftig also alle FIFA-Mitgliedsländer den Videobeweis einführen, es bleibt jedoch jeder Liga selbst überlassen, ob es dazu auch kommt. Finanzielle Überlegungen werden dabei eine große Rolle spielen.
Diese Entscheidung ist auch hinsichtlich der kommenden WM interessant. Denn kurz nach der Entscheidung des Gremiums in Zürich setzten sich auch die WM-Macher um FIFA-Chef Gianni Infantino zusammen, um den Einsatz der Technologie beim Turnier in Russland zu besprechen. Das Resultat fiel positiv aus, der Videoassistent wird zum Einsatz kommen
Nun stehen noch die Details zur Umsetzung aus: In der Bundesliga wird der Videobeweis schließlich immer wieder kritisiert, da es zu verwirrenden Szenen und zu längeren Verzögerungen kam. Dies soll speziell bei der WM flüssiger ablaufen, sodass die Technik ihren Mehrwert zeigt und keine Gegenargumente liefert. Legendäre Fehler wie damals in Wembley sind dann endlich ausgeschlossen und nur noch das Sportliche über Sieg und Niederlage entscheidet.