
Das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes befasste sich mit den Geschehnissen, die am 29. März zum Abbruch der Kreisklassen-Partie zwischen dem TSV Seestermüher Marsch II und dem Voßlocher SV führten ‒ und traf ein überraschendes Urteil. Die Seestermüher wurden „wegen schuldhaft verursachten Spielabbruchs, unsportlichen Verhaltens von Vereinsanhängern und unzureichenden Ordnungsdienstes“ zu einer Geldstrafe in Höhe von 250 Euro verurteilt.
TSV-Kapitän Falko Sander, der bei Schiedsrichter Thomas Piotraschke (vom FC Elmshorn) um den Spielabbruch gebeten hatte, wurde zudem für zwei Spiele gesperrt. Weil sich die Voßlocher, die „nur“ 150 Euro wegen unsportlichen Verhaltens zahlen müssen, nach den Geschehnissen an der Seestermüher Dorfstraße vom Spielbetrieb der Kreisklasse 1 zurückgezogen hatten, musste über eine Wertung der Partie nicht mehr entschieden werden. Hätten sich die Voßlocher allerdings nicht in der Zwischenzeit vom Spielbetrieb abgemeldet, wären sie, davon darf ausgegangen werden, am „Grünen Tisch“ zum 3:0-Sieger erklärt worden ‒ obwohl es zum Zeitpunkt des Abbruches 2:1 für die Seestermüher Reserve stand. „Dieses Urteil ist in unseren Augen ein schlechter Witz“, sagte Kim Neidenberger, der als spielender Co-Trainer der Seestermüher Reserve nachlegte: „Selbst die beiden Voßlocher Vorstandsmitglieder, die zwar nicht bei dem Spielabbruch, aber bei der Verhandlung vor Ort waren, haben sich nach der Verhandlung bei uns entschuldigt ‒ das sagt doch schon alles!“
Die Seestermüher mussten sich vor dem Sportgericht vorwerfen lassen, dass sie in Führung liegend um einen Spielabbruch gebeten hätten. „Das hätten wir dem Regelwerk nach nur tun dürfen, wenn nur noch weniger als sieben Spieler unserer Mannschaft auf dem Platz gestanden hätten“, so Neidenberger, der in Erinnerung an den 29. März sagte: „Wir haben um diesen Abbruch gebeten, weil nach den unschönen Geschehnissen, die es zwischen einigen Voßlocher Spielern und einem Zuschauer gab, die Gemüter bei mehreren Akteuren des Gegners derart erhitzt waren, dass wir um die Gesundheit unserer Spieler fürchten mussten!“ Deshalb würde Neidenberger „jedes Mal wieder so handeln“ und betonte: „Die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Spieler, die am Montag normal zur Arbeit gehen wollen, ist uns wichtiger, als eine Spielwertung ‒ dass wir für diese Denkweise vom Verband nun allerdings mit einer Geldstrafe und einer Sperre belegt werden, ist bedenklich!“
Sander ist Torwart und würde den Seestermühern folglich sehr fehlen ‒ allerdings geht es für die TSV-Reserve in dieser Saison nur noch um die goldene Ananas, da sie (anders als in der letzten Saison, als sie am Ende sensationell Dritter wurde und an der Aufstiegsrunde zur Kreisliga teilnahm) aktuell nur den zehnten Platz belegt. „Die letzten Saisonspiele sind für uns wie Freundschaftsspiele ‒ trotzdem ist es für Sander bitter, dass er mit einer Sperre bestraft worden ist“, klagte Neidenberger und warf die Frage auf: „Möchte der Verband mit diesem Urteil etwa seine Mannschaften dazu auffordern, dass sie sich von ihren Gegnern verprügeln und kaputt treten lassen sollen?“ Am Sonntag gewannen die Seestermüher auch ohne Sander (das Tor hütete Kevin Schulz) gegen den TSV Heist II mit 2:1. Nico Fülscher brachte die Seestermüher in Führung, Gäste-Torwart Sebastian Münster gab dabei keine gute Figur ab (22.). Als Schulz einen abgefälschten 20-Meter-Schuss von Fabian Gill nach vorne abwehrte, staubte Lars Raming zum 1:1 ab (40.). In der 70. Minute nutzte Neidenberger einen Heistmer Abwehrfehler zum 2:1-Endstand.