
Dass der TSV Stellingen 88 am vergangenen Sonntag in der Kreisliga 2 das Derby gegen Inter Eidelstedt kampflos mit 0:3 verloren gab, lag schlicht und ergreifend daran, dass ihm keine Spieler zur Verfügung standen. „In der vergangenen Woche kam unser bisheriger Trainer Antonio Venturini nach einer Übungseinheit zu mir und setzte mich davon in Kenntnis, dass er und 15 Spieler den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen würden“, berichtete Heinz Stein. Der Fußball-Abteilungsleiter der Stellinger präzisierte im Gespräch mit SportNord: „Es gab in der Vergangenheit leider einige Unstimmigkeiten zwischen dem Vorstand auf der einen sowie den Spielern und dem bisherigen Liga-Trainer auf der anderen Seite.“
Hierbei ging es laut Stein um den Wunsch der Spieler der Stellinger Liga-Mannschaft, für den Aufstieg in die Kreisliga, den sie im Mai als Tabellen-Vierter der A-Kreisklasse 6 geschafft hatten, eine Anerkennung des Vereins zu erhalten ‒ in Form von neuer Ausrüstung. „Einige Spieler äußerten sich dahingehend, dass ihnen der Verein neue Trainingsanzüge, Taschen und derartige Dinge hätte zukommen lassen können“, so Stein, der die Spieler nach deren Forderungen darauf hinwies, dass sie „als Tabellen-Vierter in die Kreisliga aufgestiegen seien“. Zudem erinnerte Stein daran, dass der TSV Stellingen 88 ein Vielsparten-Verein sei: „Bei uns wird nicht nur Fußball gespielt und die Fußball-Abteilung darf mit ihren insgesamt 110 Mitgliedern, die alle Mitgliedsbeiträge zahlen müssen ‒ was übrigens auch einigen Spielern sauer aufstieß ‒, keine utopischen Forderungen gegenüber dem Vorstand des Gesamtvereins stellen.“ Diesbezüglich sei auch er selbst „in einer Zwickmühle“, ergänzte Stein, dem Venturini versicherte, dass sein Ausscheiden „kein Schritt gegen den Fußball-Abteilungsleiter, sondern gegen den Gesamt-Verein“ sei.
Fakt ist: Das Kind ist in den Brunnen gefallen ‒ wie geht es jetzt weiter bei den Stellingern, die gerade zusammen mit den Teams des SV West-Eimsbüttel von der traditionsreichen Anlage am Sportplatzring auf die neue Kunstrasen-Sportanlage am Vogt-Kölln-Straße umzogen (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link)? „Ich werfe die Flinte noch nicht ins Korn“, so Stein, der hofft, dass „mindestens die Spieler, die schon vor Venturini in Stellingen gespielt haben und teilweise aus der eigenen Jugend kommen, dem Verein erhalten bleiben.“ Nach Gesprächen mit einzelnen Akteuren zeigte sich der Fußball-Abteilungsleiter sogar zuversichtlich, dass es „weniger als 15 Abgänge“ geben wird: „Auch von den Spielern, die Venturini mitgebracht beziehungsweise zum TSV geholt hat, wird hoffentlich der eine oder andere Akteur bleiben.“ Oberstes Gebot ist es für Stein nun, einen neuen Coach zu finden: „Ich habe bei SportNord bereits ein Such-Inserat aufgegeben und am vergangenen Wochenende auch schon ein interessantes Gespräch mit einem potentiellen Kandidaten geführt“, so Stein, der zudem betonte: „Natürlich suchen wir auch Spieler für alle Positionen, die bestenfalls sofort für uns spielberechtigt sind ...“
Aber auch vereinsintern könnte es einige Neuzugänge geben: „Wir haben eine neue Alt-Herren-Mannschaft, in der es mehrere gute Kicker gibt, die hoffentlich bereit sein werden, uns in dieser Not-Situation zu unterstützen“, sagte Stein hoffnungsvoll. Und sogar aus einer anderen Abteilung des Vereins gab es schon entsprechende Signale: „Einige unserer Handball-Spieler haben angeboten, bei uns auszuhelfen“, verriet Stein. Schon der TSV Uetersen hatte sich zu Beginn der vergangenen Saison, als personell der Schuh drückte, Unterstützung aus seinem Handball-Team geholt ‒ allerdings in der B-Kreisklasse, nicht in der Kreisliga. Über die dortige Zielsetzung wollte Stein momentan nicht sprechen: „Natürlich wäre es schön, wenn wir den Klassenerhalt schaffen würden. Aber jetzt geht es erst einmal einzig und alleine darum, einen neuen Trainer und möglichst auch noch neue Spieler zu finden, die uns die weitere Teilnahme am Spielbetrieb sichern.“ Dem Nichtantritt vom vergangenen Sonntag dürfte noch ein weiterer Nichtantritt folgen: „Eventuell nehmen wir uns diese Zeit noch ‒ aber dann müssen wir wieder ein spielfähiges Team zusammenhaben“, weiß Stein.
Andernfalls würde der Hamburger Fußball-Verband die Stellinger nach einem dritten Nichtantritt vom Spielbetrieb ausschließen ‒ und in der kommenden Saison müsste ein neu formiertes Team in der untersten Liga, der B-Kreisklasse, einen Neuanfang wagen. „Einen solchen Absturz wollen wir unbedingt verhindern“, so Stein, der betonte: „Ich bin jetzt 67 Jahre alt und habe in den vergangenen drei Jahren mein ganzes Herzblut in diesen Verein gesteckt. Dafür, noch einmal bei Null anzufangen, würde ich aber wohl nicht mehr zur Verfügung stehen ‒ das möchte ich mir nicht noch einmal antun.“ Diesbezüglich appellierte Stein auch an alle bisherigen Liga-Spieler des Vereins: „Es mag ja sein, dass sie mit ihrer Anerkennung und Wertschätzung innerhalb des Klubs unzufrieden sind. Aber sie sollten auch wissen, dass ein Verein kein Reisebus ist ‒ doch genauso verfahren sie: Alle steigen aus und gehen eine Station weiter ...“