
Als einziger Hamburger Oberligist bewarb sich Altona 93 beim Norddeutschen Fußball-Verband um eine Zulassung zur Regionalliga Nord für die kommende Saison (SportNord berichtete). Der Spitzenreiter TuS Dassendorf, der den Titel-Hattrick anstrebt, hatte einen Aufstieg in Regionalliga ausgeschlossen ‒ und auch beim Tabellen-Zweiten HSV Barmbek-Uhlenhorst, der bei sechs Punkten Rückstand auf Dassendorf und noch drei Partien mehr aus eigener Kraft Meister werden kann, war die Regionalliga kein Thema: „Wir haben uns mit einem möglichen Aufstieg in keinster Weise beschäftigt“, betonte Volker Brumm. Auf Nachfrage von SportNord präzisierte das Vorstandsmitglied des Traditionsvereins: „Wir waren so beschäftigt mit dem Umzug auf unsere neue Sportanlage und der Fertigstellung des Stadions an der Dieselstraße, dass wir gar keine Zeit hatten, uns mit einem Aufstieg ‒ der durch den sportlichen Erfolg unserer Mannschaft natürlich ein Thema werden könnte ‒ näher auseinanderzusetzen.“
Die Frage, ob in der neuen Arena an der Dieselstraße auf Kunstrasen überhaupt Regionalliga-Fußball möglich wäre oder nicht, stand bei den Barmbekern auch noch nicht auf der Tagesordnung. „Bei einer solchen Sportanlage muss man immer auch die Zwänge sehen ‒ und wenn der Kunstrasen nun das Ende aller höherklassigen Ambitionen bedeutet hätte, dann wäre das eben so gewesen“, sagte Brumm. Viel wichtiger, als ein möglicher Aufstieg ihrer Liga-Mannschaft in die vierthöchste Spielklasse Deutschlands war dem BU-Vorstand, „eine Anlage zu schaffen, auf der nicht nur die Erste und Zweite Herren-Mannschaft spielen, sondern auch unsere vielen Jugend-Teams trainieren können“, so der 50-Jährige, der präzisierte: „Wir wollten mit dem Stadion einen Ort für alle Teams, ein ,Herz des Vereins', schaffen ‒ und bei einem Naturrasen wäre es aufgrund der Abnutzungserscheinungen und Belastbarkeit definitiv nicht möglich gewesen, dass alle Teams regelmäßig im neuen Stadion spielen und trainieren ...“
Aber, das bestätigte der Norddeutsche Fußball-Verband auf Nachfrage von SportNord (siehe unten verlinkten Bericht): Der Kunstrasenplatz wäre kein Hindernis für einen möglichen Aufstieg in die Regionalliga. „Wenn der Nord-FV unseren Kunstrasen tatsächlich zulassen sollte, wäre ich zuversichtlich, dass wir mit unserem Stadion auch die anderen sicherheitsrelevanten Bedingungen erfüllen“, sagte Brumm, der in der Vergangenheit lange Jahre Liga-Obmann von BU war und betonte: „Wir sind da relativ weit, denn wir haben getrennte Eingänge, Zäune und behindertengerechte Toiletten“. Deshalb wollte Brumm einen Aufstieg in naher Zukunft auch „definitiv nicht ausschließen“, sagte aber auch, dass er „eine so wichtige Entscheidung niemals alleine treffen“ könne: „Darüber, ob wir in ein, zwei oder drei Jahren versuchen, den Schritt in die Regionalliga zu wagen ‒ immer die sportliche Qualifikation vorausgesetzt ‒, müsste es einen gemeinsamen Beschluss vom vorstand, vom Trainerteam und von der Mannschaft geben“, stellte Brumm klar.
Sportlich, daraus machte Brumm keinen Hehl, sei die Mannschaft „auf einem guten Weg“. Dem dritten Platz in der vergangenen Saison 2015/2016, der dritten Spielzeit nach dem im Sommer 2012 erfolgten, sofortigen Wiederaufstieg in die höchste Spielklasse, könnte in dieser Serie die Vizemeisterschaft oder gar die Meisterschaft folgen. Dies ist umso beachtlicher, da laut Brumm „einige Vereine sportlich und wirtschaftlich besser aufgestellt sind“. Dies war aber auch in der Saison 2004/2005 der Fall, als die Barmbeker Meister der Verbandsliga Hamburg wurden und den Sprung in die damalige Oberliga Nord wagten. „Da haben wir grandiose Erfahrungen gesammelt“, erinnert sich Brumm noch gerne an die damaligen Duelle mit dem BSV Kickers Emden und dem SV Meppen zurück. Als Tabellen-15. verpasste Barmbek-Uhlenhorst am Saisonende nur knapp, nämlich um sechs Punkte, den Klassenerhalt: „Wir waren konkurrenzfähig ‒ und das, obwohl wir keine vermeintlichen Oberliga-Spieler verpflichtet haben, weil uns damals schon die dafür nötige Wirtschaftskraft fehlte“, so Brumm.
Genauso würden es die BU-Verantwortlichen laut Brumm auch bei einem möglichen Aufstieg in die Regionalliga in den kommenden Jahren angehen: „Wir würden auf unsere bestehende Mannschaft setzen und nicht auf Einkaufstour gehen“, so Brumm, der weiß: „Die Spieler und Trainer müssten dann natürlich dazu bereit sein, einen erhöhten Aufwand zu leisten ‒ nicht nur, was die deutlich weiteren Fahrten zu den Auswärtsspielen angeht, sondern vor allem in Bezug auf eine höhere Trainingsintensität.“ Sollte dies gewährleistet sein, wäre Brumm zuversichtlich, dass die Barmbeker dann so, wie vor zwölf Jahren, erneut auch über die Grenzen des Hamburger Amateur-Bereiches hinaus eine gute Rolle spielen könnten: „Die jetzige Regionalliga Nord ist ja mit der damaligen Oberliga Nord vergleichbar ‒ und vom Umfeld sowie den Zuschauer-Zahlen her hätten wir in Barmbek sicherlich gewisse Möglichkeiten, das könnte definitiv eine gute Sache werden“, sagte Brumm. Besonders freuen würde er sich auf Duelle mit Traditionsvereinen. „Auch die Stadt-Derbys gegen den Hamburger SV II und den FC St. Pauli II wären eine schöne Sache!“
Für diese Saison drückt Brumm nun aber den Altonaern die Daumen, dass sie den Aufstieg schaffen: „Wie zu hören war, sind sie wirtschaftlich gut aufgestellt mit zuverlässigen Sponsoren, und ihr Erster Vorsitzender Dirk Barthel ist ja schon seit Jahrzehnten dabei. Außerdem hat dieser Verein hat eine überragende Anhängerschaft ‒ zum einzigen Problem könnte das Stadion werden, aber vielleicht erteilt der Norddeutsche Fußball-Verband dafür ja eine Ausnahmegenehmigung. Ich fände es auf jeden Fall gut für den Hamburger Fußball sowie die Altonaer und würde es ihnen absolut gönnen, wenn sie den Aufstieg schaffen ‒ auch wenn der Oberliga Hamburg dann ein sehr attraktives Team fehlen würde.“ Darin, dass die Altonaer aktuell „nur“ Tabellen-Fünfter sind, sieht Brumm auch kein Problem: „Sie haben einen schlechten Saisonstart erwischt, sich dann aber gefangen und sind nun schon seit Monaten in einer richtig guten Form. Deshalb wäre es keinesfalls so, dass sie sich durch die Hintertür in die Aufstiegsrunde mogeln würden. Und sage noch einmal klipp und klar: Wir würden die Altonaer in der Oberliga vermissen, drücken ihnen aber die Daumen!“