Bereits am 20. Juli 2023 und damit über eine Woche vor dem ersten Spieltag der Saison 2023/2024, der am Wochenende vom 28. bis zum 30. Juli 2023 stattfand, hatte sich der SV Osdorfer Born aus der Kreisliga 5 zurückgezogen. Leider hatte der Hamburger Fußball-Verband kein Team aus der A-Kreisklasse mehr nachrücken lassen – der ETSV Hamburg III wäre der erste Anwärter gewesen –, es in der Kreisliga 5 aber bei zwei sportlichen Absteigern belassen: Im DFB-Net waren die Plätze 15 UND 14 mehr als neun Monate lang „Rot“ markiert.
Dies änderten die HFV-Verantwortlichen nun aber auf den letzten Drücker: Plötzlich ist in der Kreisliga 5 nur noch der 15. Platz (belegt vom abgeschlagenen Schlusslicht Groß Flottbeker SV/sechs Punkte) als Abstiegsplatz ausgewiesen. Ein nachvollziehbarer Schritt, aber warum erfolgte er nicht viel, viel früher? Die Erklärung dafür könnte sein, dass der Verband einem Rechtsstreit mit dem Tabellen-14. Blau-Weiß 96 Schenefeld II (22 Punkte) aus dem Weg gehen will.
96-Fußball-Abteilungsleiter Andreas Wilken hatte nämlich die am 17. März anstehende Partie des 23. Spieltags beim FC Roland Wedel abgesagt und dem HFV seiner Meinung nach ausreichend Atteste von erkrankten Spielern vorgelegt. Trotzdem wertete der Verband die Begegnung zunächst mit 3:0 für die Roländer und zog den Schenefeldern zusätzlich drei Punkte (Strafe wegen Nichtantritts) ab. Dieses Urteil kassierte der HFV Anfang Mai vorübergehend ein und setzte das Duell für Dienstag, 7. Mai neu an – um es dann aber wieder abzusetzen und final doch mit 3:0 für die Wedeler zu werten, wodurch auch der Punktabzug für die Blau-Weißen Bestand hatte.
Andreas Wilken akzeptierte dies zähneknirschend, was er aber sicher nicht getan hätte, wenn das Reserve-Team seines Vereins in die A-Kreisklasse abgestiegen wäre. Da, wo sich die Schenefelder über den Ligaerhalt freuen können, gibt es aber natürlich auch einen Leidtragenden: Weil es in der Kreisliga 5 nur noch einen sportlichen Absteiger gibt, reduziert sich die Zahl der ursprünglich in der von SportNord Mitte April in den verschiedenen Konstellationen der Auf- und Abstiegsregelung errechneten Anzahl der freien Plätze für Neulinge aus der Kreisklasse jeweils um ein Team.
Dies hat zur Folge, dass es in der für den HFV-Bereich schlechtesten Variante beim Auf- und Abstieg (der FC Eintracht Norderstedt steigt aus der Regionalliga Nord in die Oberliga Hamburg ab und Altona 93 verpasst im Gegenzug in der Aufstiegsrunde den Sprung aus der Ober- in die Regionalliga) „nur“ noch 15 freie Plätze in der Kreisliga gibt. Deshalb haben neben den acht A-Kreisklassen-Meistern, die ein Aufstiegsrecht haben, auch nicht mehr für alle acht A-Kreisklassen-Vizemeister, sondern lediglich noch die sieben Zweitplatzierten mit den besten Punkte-Quotienten ein Kreisliga-Ticket sicher.
Quotienten-Rangliste der A-Kreisklassen-Vizemeister
1. TSV Stellingen 88 (Staffel 4) ... 26 Spiele, 63 Punkte > 2,42 Quotient
2. TuS Berne II (Staffel 2) ... 28 Spiele, 66 Punkte > 2,36 Quotient
3. Escheburger SV II (Staffel 3) ... 28 Spiele, 64 Punkte > 2,29 Quotient
4. VfL Hammonia III (Staffel 6) ... 28 Spiele, 63 Punkte > 2,25 Quotient
5. TuS Borstel (Staffel 1) ... 26 Spiele, 58 Punkte, 93:44 (+ 49) Tore > 2,23 Quotient
6. Störtebeker SV (Staffel 7) ... 18 Spiele, 42 Punkte 75:34 (+ 41) Tore > 2,23 Quotient
7. Rahlstedter SC V (Staffel 5) ... 20 Spiele, 44 Punkte > 2,20 Quotient
8. TSC Wellingsbüttel II (Staffel 8) ... 22 Spiele, 45 Punkte > 2,05 Quotient
Leidtragender der kurzfristigen HFV-Entscheidung, die Anzahl der Absteiger aus der Kreisliga 5 von zwei auf eins zu korrigieren, wäre stand jetzt also der TSC Wellingsbüttel II, der den schlechtesten Punkteschnitt der A-Kreisklassen-Vizemeister hat. Sollte aber Eintracht Norderstedt die Regionalliga halten, oder Altona 93 aufsteigen, oder aber ein Team aus der Kreisliga beziehungsweise einer darüber folgenden Spielklasse für die kommende Saison 2024/2025 nicht mehr melden, könnte auch die Reserve von „Welle“ jubeln.
Weitere Leidtragende sind die A-Kreisklassen-Drittplatzierten. Der TuS Holstein Quickborn II, der den besten Punkte-Quotienten aller acht Tabellen-Dritten aufweist, steigt nämlich jetzt nur noch dann sicher auf, wenn Eintracht Norderstedt UND Altona 93 in der kommenden Saison „total regional“ kicken. Inter Hamburg als Zweiter der Quotienten-Rangliste der A-Kreisklassen-Drittplatzierten benötigt zusätzlich mindestens eine Nichtmeldung eines Kreis-, Bezirks-, Landes- oder Oberligisten; die in der Rangliste nachfolgenden Mannschaften brauchen entsprechend weitere Nichtmeldungen, um in die Kreisliga klettern zu können.
Quotienten-Rangliste der A-Kreisklassen-Drittplatzierten
1. TuS Holstein Quickborn II (Staffel 2) ... 28 Spiele, 66 Punkte > 2,36 Quotient
2. Inter Hamburg (Staffel 4) ... 26 Spiele, 59 Punkte > 2,27 Quotient
3. SV Nettelnburg-Allermöhe II (Staffel 3) ... 28 Spiele, 61 Punkte > 2,18 Quotient
4. SC Victoria Hamburg V (Staffel 6) ... 28 Spiele, 59 Punkte > 2,11 Quotient
5. SC Eilbek III (Staffel 5) ... 20 Spiele, 40 Punkte > 2,00 Quotient
6. TuS Germania Schnelsen II (Staffel 8) ... 22 Spiele, 43 Punkte > 1,95 Quotient
7. Wilhelmsburger SB (Staffel 7) ... 18 Spiele, 35 Punkte > 1,94 Quotient
8. TSV Heist (Staffel 1) ... 26 Spiele, 50 Punkte > 1,92 Quotient
Neben einer frühzeitigeren Entscheidung wäre auch eine transparentere Kommunikation von HFV-Seite wünschenswert gewesen. Denn gerade die Verantwortlichen der Teams, die in den Kreisklassen auf den Aufstieg hoffen, haben sich sicher nicht wöchentlich im DFB-Net die Tabelle der Kreisliga 5 angeschaut ...
(Johannes Speckner)