Landesliga Hammonia: Das hat Obloch mit dem SC Nienstedten vor

Gibt seit Juni beim SC Nienstedten den Ton an: Trainer Philipp Obloch.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Auf ihrem entgegengesetzten Fahrtweg begegneten sich am Dienstagabend nach ihren Übungseinheiten Philipp Obloch, in Wedel lebender Trainer des SC Nienstedten, und Burak Bayram, in Hamburg-Rissen wohnhafter Coach des Hetlinger MTV. "Ich habe ihn, nachdem wir am Wedeler Ortseingang aneinander vorbeigefahren waren, kurz angerufen", berichtete Obloch, der den Spieler Bayram von 2017 bis 2019 beim FC Roland Wedel unter seinen Fittichen gehabt hatte.

Am Sonntag, 4. August treffen die beiden befreundeten Übungsleiter als Gegner aufeinander, wenn die Nienstedtener am ersten Spieltag der Landesliga Hammonia den HMTV empfangen: Um 15 Uhr rollt auf dem Kunstrasen im Quellental der Ball. "Wir sind voller Vorfreude und hoffen auf zahlreiche Zuschauer", erklärte Obloch vor seinem ersten Pflichtspiel als SCN-Coach, das zugleich der allererste Hetlinger Landesliga-Auftritt ist: "Deshalb gehen wir davon aus, dass auch unser Gegner zahlreiche Anhänger mitbringen wird", so Obloch, der in diesem Sommer das Traineramt in Nienstedten von Tom Brasch übernahm.

Auf die Frage, wie seine ersten Wochen im Schatten des Wesselhöftparks verlaufen seien, entgegnete der 45-Jährige: "Die Mannschaft und ich haben ein Projekt begonnen mit dem Ziel, von dem Potenzial, das in Nienstedten immer zurecht gesehen worden ist, weniger brachliegen zu lassen." Als der Coach und seine Schützlinge gemeinsam überlegten, was sie in der Saison 2024/2025 erreichen wollen würden, wurde neben dem Aspekt, "weiterhin einen guten Teamgeist und zusammen Spaß haben zu wollen", laut Obloch "auch aufgeschrieben, dass wir guten Fußball spielen und mehr Konstanz reinbekommen wollen".

Schon in den vergangenen Spielzeiten hatten die SCN-Kicker immer wieder Positivserien hingelegt, auf die dann aber zumeist auch wieder schlechte Phasen folgten. Besonders negativ haften blieb etwa die am 5. Mai im Rahmen des vorletzten Spieltags der Vorsaison bezogene 0:2-Niederlage beim USC Paloma II, die den Abstieg des SC Poppenbüttel besiegelte - und zu der die Nienstedtener nur mit einem Mini-Kader an der Brucknerstraße angetreten waren. "Darüber ärgern sich die Jungs, die damals dabei waren, heute noch", beteuerte Obloch, der versicherte: "Wir haben uns gemeinsam vorgenommen, dass so etwas nicht noch einmal passieren wird."

Neben dem Trainerteam und der Mannschaft, gehören laut Obloch auch mehrere Vorstandsmitglieder zum Kreis der Personen, die "zukünftig mehr in unser gemeinsames Projekt investieren und dann schauen wollen, was dabei herauskommt". Wie schnell sich der erhöhte Aufwand auszahlen wird, ist fraglich: "So etwas ist schwer zu planen", weiß Obloch, der in den vergangenen anderthalb Jahren bereits den Kummerfelder SV in der Hammonia-Staffel und davor den TuS Osdorf in der Oberliga Hamburg trainiert hatte. "Aber momentan sind wir alle sehr motiviert, Vollgas zu geben."

Zum Nienstedtener Kader gehören, was für den Verein relativ untypisch ist, sage und schreibe 14 Neuzugänge. "Da muss sich erst noch eine Struktur und Hierarchie entwickeln", weiß Obloch. Bereits bekannt sind die Gesichter von Glenn Landvogt und Jakob Rogge, die nach einer Pause zurückkehrten. Erfreulich ist, dass mit Kian Dahl, Tyler Hattab, Lasse Wernecke und Morris Wernecke vier Talente des eigenen U18-Oberliga-Teams der Vorsaison in den Liga-Kader hochgezogen wurden. Ebenfalls der A-Jugend entwachsen sind Serhii Soldatenko (Altona 93) und Ardeshir Heinz, der beim Niendorfer TSV zuletzt aber auch schon bei den 2. Herren in der Hammonia-Staffel zum Einsatz kam. "Sie sind alle gute, willige Jungs", lobte Obloch.

Auch von Altona 93, jedoch den 2. Herren, fanden Ilir Neziri und Piet Verbeck den Weg ins Quellental. Zudem kehrt Julius Zaher nach einem Jahr bei der Erst- und Zweitvertretung der Altonaer zurück zum SCN, für den auch sein Bruder Moritz Zaher weiterhin aktiv ist. Ebenfalls von der Baurstraße, allerdings vom Staffel-Rivalen FK Nikola Tesla, wurden Leo Bomboma, Michele Morrone und Ilyas Oufkir losgeeist, wobei bei Bomboma die Freigabe-Modalitäten noch unklar sind. "Morrone wollte ich schon haben, als ich noch in Osdorf war", verriet Obloch, der Defensivmann Bomboma "eine sehr gute Physis und hohes Tempo" attestierte.

Moritz Rosemeier, der vom Kreisligisten Roland Wedel nach Nienstedten kam, werde "in Kürze wohl der Spieler sein, den ich am längsten trainiert habe", sagte Obloch lachend mit Verweis darauf, dass er heute 25-Jährigen zuvor schon in Osdorf und beim FC Roland unter seinen Fittichen hatte. Aktuell stieß vom Osdorfer Blomkamp Kadir Katran zum SCN, der mit Daniel Dreisow (vom SSV Rantzau) noch einen weiteren neuen Keeper holte. Während Katran, der zugleich als Torwart-Trainer fungiert, zuletzt im Urlaub weilte, sieht Obloch zwischen Dreisow und Kevin Rathje, der Nummer eins der Vorsaison, "ein offenes Duell", da sich die beiden Torhüter "auf einem ähnlichen Level bewegen" würden.

In welcher Formation der SCN vor seinem Schlussmann agiert, ließ Obloch offen: "Bei einer meiner ersten Besprechungen mit der Mannschaft kam die Frage auf, ob wir mit Vierer- oder Dreierkette spielen wollen. Ich habe die Gegenfrage gestellt, worauf die Spieler Lust haben, und erklärt, dass wir schauen, was der Kader hergibt, und vor allem flexibel sein wollen." Die Spielidee, die er seiner Elf vermitteln möchte, umschrieb der Coach wie folgt: "Wir wollen möglichst viel den Ball haben - das entspricht auch den Charakteren in unserer Gruppe." Optimierungsbedarf sieht der Wedeler bei der Intensität des Pressings: "Die müssen wir hochschrauben, wenn wir viel im Ballbesitz sein wollen."

Daran, dass es in der Hammonia-Staffel viele starke Rivalen gibt, besteht für Obloch kein Zweifel: "Ich bin wirklich gespannt auf TBS Pinneberg und Nikola Tesla, die von den Spielernamen her wirklich starke Teams zusammen haben", so der 45-Jährige, der allerdings zu bedenken gab: "Es bleibt abzuwarten, wie die Neuzugänge zusammenfinden, wie organisch die Gruppe wächst und wie sie sich bei Rückschlagen verhält." Ebenfalls "total gespannt" ist Obloch auf die beiden Oberliga-Absteiger: "Sowohl den SV Rugenbergen, der bekanntlich gleich wieder hoch will, als auch den FC Union Tornesch schätze ich als richtig stark ein."

Weitere Anwärter auf einen Spitzenplatz sieht Obloch im Vizemeister der Vorsaison, dem FC Eintracht Norderstedt II, sowie im HSV Barmbek-Uhlenhorst und im Bramfelder SV, der aus der Hansa-Staffel in die Hammonia-Staffel kam. "Angesichts dieser ambitionierten Gegner wäre es vermessen, zu sagen, dass wir in die Top-Drei wollen", weiß Obloch, dessen Vorgänger Brasch sich im Mai mit dem fünften Platz verabschiedet hate. "Wir werden Höhepunkt-Spiele haben, aber auch Rückschläge erleiden - und ich versuche, die Jungs auch darauf vorzubereiten", so Obloch, der abschließend folgenden Wunsch formulierte: "Ich würde mich freuen, wenn wir zu unseren nächsten Heimspielen viele Zuschauer begrüßen können, die unsere neu formierte Mannschaft live in Augenschein nehmen."

(Johannes Speckner)

 Redaktion
Redaktion Artikel