
Der Umgang mit „Flüchtlingen“ ist derzeit das zentrale Thema in allen Medien. „Grenzen zu oder lieber Grenzen auflassen“, „Zuwanderung stoppen“, „Schleuser bekämpfen“, „Sich vor Ort in den Flüchtlingsländern engagieren“, „Die Unterscheidung zwischen wirtschaftlichen Flüchtlingen und Kriegsflüchtlingen“, „Unruhen und Übergriffe in Flüchtlingsunterkünften“ ‒ das sind nur einige der Schlagzeilen. „Und es sind viele Punkte, über die es sich lang und breit diskutieren lässt, denn niemand in Deutschland weiß zurzeit den ,goldenen Weg', der alle in Zukunft friedlich miteinander leben lässt“, sagte Olaf Preuß, Geschäftsführer der FSV Harburg-Rönneburg, in einer Pressemitteilung seines Klubs, die er am Donnerstag verschickte.
Als unpolitischer und nicht religiöser, sondern rein sportlich orientierter sowie gemeinnütziger Verein haben die Offiziellen der FSV „die dramatische aktuelle Situation natürlich nicht zu verantworten“, ergänzte Preuß und stellte klar: „Auch die öffentliche Diskussion über das Thema ist nicht die Aufgabe der FSV Harburg-Rönneburg. Unsere Aufgabe ist es aber, den Flüchtlingen im Rahmen unserer Möglichkeiten bestmöglich zu helfen ‒ ohne wenn und aber!“ Preuß vermutete, dass „ein deutscher Bürger, der auf zu engem Raum mit zu vielen anderen Menschen ohne sinnvolle Beschäftigung leben müsste, irgendwann nicht mehr ruhig bleiben könnte“, und ergänzte: „Wenn dann noch so verschärfende Faktoren wie unterschiedliche Sprachen, verschiedene Religionen, ein anderes Frauenbild und traumatisierte Kinder hinzukommen, dann kann es einfach nicht gut gehen!“ Deshalb sei, fuhr Preuß fort, jegliche Art von Beschäftigungsangeboten für die Flüchtlinge „gerade jetzt besonders hilfreich“. Und sportliche Angebote hätten dabei „aufgrund ihrer hohen integrativen Wirksamkeit sogar noch eine besonders wichtige Funktion“, weiß Preuß, der deshalb auch in Richtung aller Vereinsverantwortlichen folgenden Appell richtete: „Die Flüchtlinge ‒ besser gesagt: Die Menschen ‒ sind hier, und sie brauchen uns!“
Vor zwei Wochen haben die Verantwortlichen von Harburg-Rönneburg (die Fußball-Abteilungen beider Vereine schlossen sich bereits im Sommer 2012 zusammen, ein Jahr später kam es zur kompletten Fusion der Vereine; SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link) deshalb ihr erstes FSVR-Flüchtlingsprojekt „erfolgreich gestartet“, wie Preuß berichtete. In der Unterkunft Nöldekestraße leben ausschließlich unbegleitete männliche Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren. „Als von zwei Sozialarbeitern aus der Einrichtung die Anfrage kam, ob sie den Sportplatz für ihre Jugendlichen nutzen können, war für uns gleich klar, dass wir hier konkret sofort mit eigenen materiellen und personellen Mitteln unterstützen müssen“, so Preuß. Weil Andreas Reinhardt aus dem Bezirksamt Harburg ebenso wie Thomas Gaedtke, Platzwart der Sportanlage an der Harburger Außenmühle, schnell und unbürokratisch ihr Einverständnis erklärten, ging dann alles sehr schnell: „Seit dem 22. September kommen jetzt jeden Dienstag und Donnerstag ungefähr 30 Jugendliche zum Fußballspielen auf den Sportplatz Außenmühle“,
FSVR-Vereinsmitglied Deniz Akyol hat die Übungsleiter-Tätigkeit übernommen und Maria Louro-Uder, die Integrationsbeauftrage des Klubs, steht für Fragen sowie weitere Koordinationsaufgaben zur Verfügung. „Wir hoffen, dass sich das Projekt weiter positiv entwickelt und wir planen parallel bereits die nächsten Schritte“, betonte Preuß. Dazu sollen unter anderem die Integration von engagierten, talentierten Fußballern in die bestehenden Mannschaften der FSV Harburg-Rönneburg, der Aufbau von ein oder zwei zusätzlichen Teams und ‒ sofern die Asylanträge positiv entschieden werden ‒ natürlich auch die Hilfe bei der Suche nach geeignetem Wohnraum und Ausbildungsplätzen gehören, wie Preuß abschließend erklärte.