
Lange zittern musste am vergangenen Freitag der TSV Uetersen, ehe sicher war, dass er für mindestens eine weitere Woche Spitzenreiter der Landesliga Hammonia ist. Im Gastspiel beim Hamburger SV III zogen die Rosenstädter nach einem zehnminütigen Abtasten ein starkes Pressing auf, belohnten sich selbst dafür aber zunächst nicht. Als Yannick Kouassi eine Linksflanke von Helge Kahnert verpasste, setzte Mikail Pekdemir den Ball unter die Latte – doch aus dem frühen Führungstor wurde nichts, weil Pekdemir im Abseits stand (12.). Nach der nächsten Linksflanke, die nun Christian Förster in den HSV-Strafraum schlug, wurde Pekdemirs Versuch abgeblockt; Maurice Rene Öhlers zog aus der Distanz ab und Kahnert rutschte in aussichtsreicher Position nur knapp am Ball vorbei (20.). Gleich bei der nächsten Szene schoss Florian Blaedtke nach Kouassis Ablage aus 20 Metern über die Latte (21.).
In der 23. Minute fiel dann aber das hochverdiente 0:1, als Martin Bushaj auf der rechten Seite Pekdemir bediente, der noch einmal kurz schaute und den Ball dann von halbrechts aus wuchtig ins lange Eck jagte. Anschließend waren die Uetersener weiter Herr des Geschehens, versäumten es aber, ihre Führung auszubauen. Als Kouassi eine Rechtsflanke von Pekdemir knapp verpasste, jagte Kahnert den Ball volley über den Abfangzaun (25.). Pekdemirs 22-Meter-Schuss wurde sichere Beute von HSV-Keeper Sönke Wiebe (30.) und als Pekdemir einen Blaedtke-Eckstoß spektakulär per Hacke gen Tor verlängerte, klärte HSV-Akteur Gökhan Gencol auf der eigenen Torlinie stehend per Kopf; den Abpraller köpfte Kouassi über die Latte (40.). Bei der letzten Aktion vor der Pause spielte Kouassi zu Pekdemir, dessen Schuss auch, weil er von seinem Gegenspieler weggeschubst wurde, am Tor vorbei ging (44.). „Wir müssten eigentlich schon mit 3:0 führen“, ärgerte sich TSV-Liga-Manager Chris Wantia in der Halbzeit beim langen Gang in die Kabine. Und der Chancen-Wucher schien sich aus Sicht der Uetersener zu rächen, als Ahmad Bellal Sedegi den Ball nach einem Eckstoß aus 22 Metern flach rechts zum 1:1 versenkte (51.). Die „Rothosen“ hatten nun Oberwasser, schwächten sich dann aber selbst: Zunächst sprang Derrick Yeboah Schwatke von schräg hinten in Förster hinein und bekam dafür von Schiedsrichter Sebastian Born (vom SV Bergstedt) die Rote Karte sah (55.). „Für mich war das keine Rote Karte“, schimpfte HSV-Co-Trainer Thomas Janiczek, der eigentlich gute Sicht auf die Szene hatte und urteilte: „Eine dunkelgelbe Karte mit dem Hinweis, dass das nächste Foul einen Platzverweis bedeutet, wäre auch eine ausreichende Strafe gewesen!“ Nachdem Pekdemir freistehend über das Tor hinweg gelupft hatte (61.), sah in der 54. Minute mit Pedram Rostani der nächste HSV-Spieler glatt „Rot“, nachdem er vor der Trainerbank Kouassi umgegrätscht hatte. „Zum Glück hat er nicht Kouassis Standbein getroffen“, so TSV-Trainer Peter Ehlers, der klarstellte: „Für mich waren das zwei absolut berechtigte Platzverweise!“
In doppelter Überzahl drängten die Rosenstädter natürlich auf das erneute Führungstor und hatten zunächst Pech, dass Kouassi nach einer Blaedtke-Ecke am langen Pfosten vorbei köpfte (66.). Drei Minuten später gingen die Uetersener aber erneut in Führung, als Kouassi einen Pekdemir-Schuss, der am Tor vorbeigegangen wäre, aus Nahdistanz über die Linie drückte. „Ich habe den Ball vorher mit dem Bauch angenommen“, so Kouassi. Vergeblich reklamierte Wiebe laut schreiend und mit schmerzverzerrtem Gesicht, er sei von Kouassi getreten worden, und auch eine Abseitsstellung von Kouassi wollte Born nicht ausgemacht haben – das Tor zählte! Anschließend versäumte es die Ehlers-Elf, den Sack zuzumachen. Nach vielen vergebenen Konterchancen war es die „negative Krönung“, dass es Pekdemir, Kouassi und dem eingewechselten Philipp Ehlers zu dritt gegen nur noch zwei HSVer nicht schafften, auf 1:3 zu erhöhen (90.). Im direkten Gegenzug wäre nach einer Linksflanke von HSV-Joker Alexander Damerau beinahe noch das 2:2 gefallen – nur knapp verpasste Geoffrey Hansen den Ball in der Mitte. TSV-Verteidiger Oliver Engl schrie daraufhin laut über den Platz: „Warum trefft ihr vorne nicht?“ Wenig später wich Engls Ärger der Siegesfreude, denn Born pfiff ab. „Nachdem wir in der ersten Halbzeit sehr guten Fußball gespielt haben, haben wir uns am Ende in doppelter Überzahl sehr schwer getan“, gab Peter Ehlers zu. Trotzdem überwog beim Coach nach dem vierten Sieg in Folge natürlich die Freude: „Ich bin einfach überglücklich, dass wir hier gewonnen haben – denn gegen diesen Gegner haben schon viele Mannschaften große Probleme gehabt!“ Aus einer geschlossen guten Mannschaftsleistung ragte Linksverteidiger Christian Förster, der Ende August nach einer kurzen Fußball-Auszeit zum TSV zurückgekehrt war (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), noch heraus: Defensiv spielte er solide und setzte nach vorne mit Flankenläufen immer wieder Impulse.
(JSp)