Kreisliga: Großer Knall beim SC Cosmos Wedel

Die Fahne des SC Cosmos Wedel wird zukünftig im Herren-Spielbetrieb nur noch von zwei Teams hochgehalten.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

„Es sind zu viele Spieler wortbrüchig geworden.“ Mit dem deshalb „zu sehr zusammengeschrumpften Kader“ begründete Patrick Bethke am Freitagabend gegenüber SportNord, weshalb er sein Traineramt beim SC Cosmos Wedel „nicht antreten wird“. Guido Krenzk, Sportlicher Leiter der „Cosmonauten“, bestätigte gegenüber SportNord diese Darstellung: „Leider sind mehrere Spieler, die uns für die kommende Saison zugesagt hatten, abgesprungen.“ Deshalb wird auch Krenzk seine Arbeit an der Schulauer Straße beenden – und die bisherige Liga-Mannschaft des Vereins, die im Mai aus der Bezirksliga West abgestiegen war, in der neuen Saison in der Kreisliga nicht antreten.

Bethke, der Anfang April als Nachfolger des ebenfalls wortbrüchig gewordenen Bilal Afrane als Coach für die neue Saison üräsentiert worden war, hängte sich laut Krenzk „in den letzten Wochen wirklich voll rein“. Der neue Trainer und der Sportliche Leiter sprachen zahlreiche potentielle Neuzugänge an. „Aber die Quote der Spieler, die sich einen Wechsel zum SC Cosmos vorstellen hätten können, war sehr gering“, so Krenzk. Dieses Akquise-Problem, unter dem schon der im Juli 2024 zurückgetretene Coach Chris Coskunmeric litt, begründete der Sportliche Leiter mit folgenden Punkten: „Erstens liegt hinter uns eine sportlich unattraktive Saison, zweitens haben wir sehr späte Trainingszeiten von 20.30 Uhr bis 22 Uhr und dann sind da einfach noch weitere Kleinigkeiten wie beispielsweise der lange Weg von den Kabinen bis zum Platz, die ihr Übriges tun.“

Bei den Trainingszeiten versuchte die Cosmos-Führung vergeblich, „einen Ringtausch zu erreichen“, wie Krenzk es ausdrückte. Die Stadt Wedel hatte die „Cosmonauten“, den Wedeler TSV und den FC Roland Wedel aufgefordert, untereinander eine Einigung zu erzielen. „Unsere zweiten Herren wollten weiter von 20.30 Uhr bis 22 Uhr trainieren, die waren da fein mit. Somit standen dienstags wie donnerstags zwei halbe Plätze von 19 bis 20.30 Uhr und ein halber Platz von 20.30 bis 22 Uhr zur Verfügung“, rechnete Krenzk vor und präzisierte, dass „die Roländer die Problematik verstanden und Bereitschaft für einen Ringtausch signalisiert“ hätten. Vom WTSV sei aber eine Absage gekommen. „Dabei ist der SC Cosmos von den Mitgliedern der Fußballsparte her der mit Abstand größte Wedeler Verein – Roland und der WTSV haben zusammen nicht einmal halb so viele Fußball-Teams wie Cosmos“, klagte Krenzk.

Von den besagten Problemen sei laut Krenzk „keines für eine Absage entscheidend“, aber die Summe würde sich „dann eben negativ auswirken“. Und in den letzten Wochen sei es so gewesen, dass „der Zusage eines kontaktierten Spielers gefühlt zwei weitere Abgänge gegenüber standen“. Bethke nannte die Entwicklung „sehr bedauerlich“ und stellte klar: „Mir tut es vor allem leid für die handelnden Personen im Verein, die sich seit Jahren engagieren, jetzt aber von den Spielern nichts zurückbekommen.“ Er selbst hätte seinem Engagement in Wedel „mit großer Vorfreude entgegengeblickt“, ehe ihm das Verhalten einiger Akteure sauer aufstieß: „Ich möchte mit einer Mannschaft arbeiten, deren Spieler gerne zum Training kommen und die gemeinsam etwas erreichen wollen – und das war bei Cosmos leider nicht gegeben.“

Dabei hätten die Cosmos-Kicker laut Krenzk „für den Fall, dass die Mannschaft so zusammengeblieben wäre, wie es nach den ursprünglichen Zusagen aussah, in der Kreisliga eine gute Rolle spielen können“. Deshalb habe er die Spieler mehrmals um Geduld gebeten: „Ich habe immer wieder gesagt: ‚Bitte vertraut uns und dem Prozess, wir werden hier etwas Gutes hinbekommen‘ – aber leider ist das Team trotzdem auseinandergebrochen.“ In Bezug auf einen sofortigen Wiederaufstieg in die Bezirksliga sah Bethkeschon frühzeitig die Felle davonschwimmen: „Dafür gab es einfach zu viele Abgänge.“ Unter anderem entschieden sich Finn Körbelin (27, zur SV Blankenese) und der „Ur-Cosmonaut“ Moritz Otto (24, vermutlich zum Landesliga-Absteiger Kummerfelder SV) dafür, weiterhin in der Bezirksliga aktiv zu sein.

Der SC Cosmos wird zumindest noch ein Kreisliga-Team haben – allerdings handelt es sich dabei um die bisherigen zweiten Herren, die im Mai als Vizemeister der A-Kreisklasse 1 erstmals den Aufstieg in die Kreisliga geschafft hatten. Hinzu kommt die bisherige Drittvertretung (zuletzt Tabellen-Achter der B-Kreisklasse 1) als Unterbau in der Kreisklasse. „Die bisherige Liga-Mannschaft wird es nicht mehr geben“, so Krenzk, der diese Nachricht zusammen mit dem Mannschaftsrat auch den verbliebenen Spielern übermittelte – und deren weitesgehend nüchterne bis emotionslose Reaktion „sinnbildlich“ nannte.

Neben den Spielern kritisierte Krenzk aber auch den Vorstand des SC Cosmos, den er schon vor ein paar Wochen „auf die sich anbahnenden personellen Probleme hingewiesen“ hätte: „Ich habe verschiedene Szenarien mit möglichen Lösungsmöglichkeiten skizziert – nun ist leider die schlechteste Möglichkeit eingetroffen. Hier hätte ich mir mehr Unterstützung und auch Mut der Spartenleitung gewünscht“, monierte Krenzk, ohne weiter ins Detail zu gehen. „Ärgerlich ist doch, das der SC Cosmos nun das Team verliert, das am ehesten die Chance gehabt hätte, in absehbarer Zukunft wieder in die Bezirksliga aufzusteigen. Und das wäre meiner Meinung nach wichtig gewesen, um zumindest einige Talente der künftig starken A-Junioren auch im Herrenbereich zu halten und die Früchte von der guten Jugendarbeit ernten zu können.“

Bethke und Krenzk wollen in den nächsten Tagen noch die von ihnen bereits vereinbarten Testspiele – unter anderem war für den 20. Juli ein Auftritt beim SC Hansa 11 geplant – absagen.  Zu der „Abwicklung“ wie Krenzk es ausdrückte, gehört auch, das Vorbereitungsturnier, das der 45-Jährige organisieren wollte und für das er bereits Sponsoren gewinnen konnte, abzublasen. „Wenn ich das erledigt habe, ist meine Arbeit für den SC Cosmos beendet“, so Krenzk, der seinem Hobby Fußball aber ebenso wie Bethke auch zukünftig gerne noch frönen würde. „Ich würde mich freuen, wenn ich auch in der kommenden Saison als Trainer arbeite könnte – aber dafür müssen die Perspektive und die Voraussetzungen stimmen“, betonte Bethke abschließend.

(Johannes Speckner)

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