
Am 27. November sollte der TSV Stellingen 88 im Rahmen des 18. Spieltages der A-Kreisklasse 6 den SV Lohkamp II empfangen. Doch da auf der Sportanlage am Sportplatzring bei fünf von sechs Toren die Tornetze zerstört worden waren, fiel die Partie aus. Nachdem die SVL-Verantwortlichen Protest gegen die Neuansetzung einlegten, wertete das Sportgericht des Hamburger Fußball-Verbandes die Partie nun tatsächlich mit einem 3:0-Sieg für Lohkamp II ‒ und stellte klar, dass Partien von der Bezirksliga an abwärts auch ohne Tornetz stattfinden müssen.
Der Stellinger Obmann Heinz Stein nahm nun gegenüber SportNord ausführlich Stellung zu den Geschehnissen und zur Sportgerichtsverhandlung:
„Unser Spiel gegen die Zweite Mannschaft von Lohkamp war ein ganz besonderes, da im vergangenen Winter unser damaliger Liga-Trainer Bilal Savak und neun Spieler zu Lohkamp II gewechselt sind. Inzwischen fungiert Herr Savak dort wohl als Team-Manager und im Sommer sind weitere Akteure von uns zum SV Lohkamp gegangen. Ich bin an jenem 27. November um 10 Uhr auf die Sportanlage gekommen und die gesamte Lohkamp-Mannschaft traf ebenfalls zu dieser Zeit ein. Die Partie war für 11.30 Uhr angesetzt. Da im DFB-Net kein Schiedsrichter eingetragen worden war, hatte ich unseren Schiedsrichter-Obmann gebeten, um kurz nach 11 Uhr vorbeizukommen und zu schauen, ob er benötigt wird.
Leider war der untere Rasenplatz wegen Unbespielbarkeit gesperrt worden und da um 12 Uhr das Kreisliga-Spiel des SV West-Eimsbüttel gegen den Bahrenfelder SV 19 beginnen sollte, musste unsere Partie auf den ,Grandplatz 3' verlegt werden. Als wir begonnen hatten, den Platz zu kreiden, wurde plötzlich festgestellt, dass von den insgesamt sechs Netzen, die an den Toren auf der Sportanlage hingen, fünf abgeschnitten wurden. Nur das eine Tor auf dem Platz, auf dem ,Wespe' spielen sollte, war nicht zerstört worden. Hier konnte der Schaden im zweiten Tor geflickt werden, so dass einer Austragung dieser Begegnung nichts im Wege stand. Auf Platz 3 konnten die Netze nicht repariert werden, da von den abgeschnittenen Netzen nichts mehr zu sehen war ‒ die Netze wurden nicht nur abgeschnitten, sondern auch gestohlen.
Daraufhin kamen wir zu dem Schluss, dass wir auf diesem Platz nicht spielen können. In der Folge sagte der eine dieses und der andere jenes. Der offizielle Platzwart vom Bezirksamt war krank. Seine Stellvertreterin ist Michaela Bernicke, die als Erste Vorsitzende des SV West-Eimsbüttel auf der Sportanlage weilte und sah, wie sich einige unserer Spieler bereits mit Akteuren von Lohkamp Nase an Nase gegenüberstanden. Deshalb hat sie entschieden, dass der Platz gesperrt wird, und ich bin um 10.35 Uhr auf den Platz gegangen und habe gesagt, da eine reibungslose Austragung der Partie nicht gewährleistet werden könne, sei der Platz nun gesperrt. Ich bin davon ausgegangen, dazu nach Absprache mit dem Platzwart beziehungsweise seiner Stellvertreterin bemächtigt zu sein. Unsere Spieler sind daraufhin nachhause gegangen.
Frau Bernicke hat am Montag, 28. November beim HFV angerufen. Sie berichtete Herrn Picker von den Geschehnissen, woraufhin Herr Picker entgegnete: ,Kein Problem, wir setzen das Spiel neu an.' Dies geschah und aufgrund der Brisanz der Partie hatte ich bereits erwogen, für den 26. Februar 2017 zu beantragen, dass ein Schiedsrichter-Gespann das Nachholspiel leitet ‒ die höheren Kosten dafür hätte ich gerne bezahlt. Doch die Verantwortlichen von Lohkamp legten Protest gegen die Neuansetzung ein, so dass wir für den Mittwoch der vergangenen Woche eine Vorladung für das HFV-Sportgericht bekommen haben. Da unser Trainer Antonio Venturini und unser Mannschaftskapitän aus beruflichen Gründen verhindert waren, bin ich als Offizieller zur Verhandlung gefahren. Die Reserve von Lohkamp kam mit sieben Spielern nach Jenfeld, wo vom Sportgericht alles verlesen worden ist und wir unsere Aussagen getätigt haben, ehe wir aus dem Verhandlungsraum gebeten wurden.
Schließlich wurden Herr Savak und ich noch einmal hereingerufen und der Vorsitzende fragte mich explizit, ob ich ,genügend interveniert' hätte, dass der Platz bespielbar sei. Denn mit Verweis auf die Durchführungsbestimmungen hätte mir bekannt sein müssen, dass Spiele von der Bezirksliga an abwärts auch ohne Tornetze angepfiffen werden müssen. Dieser Umstand war mir allerdings nicht bekannt und ich empfinde ihn auch als sehr kurios ‒ so ging es übrigens auch allen Fußball-Interessierten, mit denen ich anschließend über dieses Thema gesprochen habe. Ich entgegnete also, dass mir dies nicht bekannt gewesen sei, führte aber vor dem Gericht auch meine Bedenken an, dass die Partie schnell hätte eskalieren können, wenn bei einer strittigen Szene beispielsweise nicht klar gewesen sei, ob ein Ball nun zwischen den Pfosten, oder von der Seite ins Tor geschossen worden sei.
Wir wurden noch einmal nach draußen gebeten, ehe wir zur Urteilsverkündung wieder in den Raum gerufen wurden. Dort wies das HFV-Sportgericht dann darauf hin, dass ich energischer auf den Platzwart hätte einwirken müssen, damit der Platz freigegeben worden wäre. Ich bin der Meinung, dass, wenn ein neutraler Platzwart oder dessen Stellvertreter einen Platz sperrt, es dem HFV egal sein sollte, was der Grund dafür gewesen ist ‒ egal, ob es an einem Wasserrohrbruch, einem vereisten Platz oder an fehlenden Tornetzen lag. Wo leben wir, wenn der HFV sich über das Bezirksamt hinwegsetzt beziehungsweise die Verantwortlichen seiner Mitgliedsvereine dazu auffordert, dies zu tun? Ich habe Frau Bernicke über die Aussagen des Sportgerichts unterrichtet und gebeten, bei Herrn André Güldner, der beim Bezirksamt Hamburg-Eimsbüttel der Leiter der Abteilung Sport ist, vorstellig zu werden und nachzufragen.
In Bezug auf die fehlenden Tornetze lautete die Botschaft des HFV durch die Blume gesagt: ,Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.' Ich warte bis heute auf die schriftliche Urteilsbegründung des HFV. Ob wir gegen die 0:3-Wertung Einspruch einlegen und eine Verhandlung vor dem HFV-Verbandsgericht erwirken werden, weiß ich noch nicht. Allerdings würde eine solche Berufung auch weitere Kosten nach sich ziehen ‒ der HFV würde sich über eine weitere Einnahme die Hände reiben und unsere Aussichten auf einen Erfolg wären wohl gering, denn in der Regel kommt ein Verein ja gegen das Sportgericht nicht an. Trotzdem fühlen wir uns ungerecht behandelt und ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass ich es nicht verantworten wollte, eine ohnehin schon brisante Partie ohne Tornetze austragen zu lassen ‒ ein großes Theater und ein möglicher Spielabbruch inklusive unschöner Szenen wären meiner Meinung nach vorprogrammiert gewesen.“
Sollte die Partie tatsächlich mit 0:3 gegen Stellingen gewertet werden, wäre dies für Venturinis Team ein herber Rückschlag im Kampf um den dritten Platz, der am Saisonende zum Aufstieg in die Kreisliga berechtigen könnte: Aktuell haben die Stellinger als Tabellen-Vierter der A-Kreisklasse 6 fünf Punkte Rückstand auf den Rang-Dritten SC Sternschanze V, der aber auch schon 18 Saisonspiele bestritten hat, während die Stellinger erst 16 Mal am Ball waren.