Kreisliga 8: Gencler gewinnt Wahnsinnsspiel mit 7:6


Im Elmshorner Krückaustadion gab es in den vergangenen Jahren schon viele spannende Fußball- und Football-Spiele. Besonders kurios wurde es am Sonntag, als Gencler Birligi Elmshorn mit dem verrückten Fußball-Ergebnis von 7:6 gegen den TSV Heist seinen dritten Saisonsieg in der Kreisliga 8 feierte. Für die „Heistmer Jungs“ gab es dieses Resultat übrigens schon zum zweiten Mal in der noch jungen Saison: Am 23. Juli hatten sie ihr Oddset-Pokal-Erstrunden-Duell beim klassentieferen TSV Uetersen (A-Kreisklasse 5) mit 7:6 gewonnen ‒ allerdings nach Verlängerung. „Wir können wohl nur Extreme“, stöhnte TSV-Trainer Ingo Jopp, der versicherte: „Wir hätten nun auch in Elmshorn mindestens noch einen Punkt mitnehmen können.“

Die Heistmer besaßen die erste gute Torchance, als nach einem Konter über Heiko Jedamski und Luca Bruckmann von halblinks aus Hannes Grossmann zum Torschuss kam, den aber noch ein Gencler-Verteidiger abblockte (2. Minute). „Was sich dann ab der fünften Minute abgespielt hat, hätte niemals passieren dürfen“, fühlte sich Jopp „wie im falschen Film“. Hans Giesbrecht, der kurzfristig für Nils Heidmann (Handverletzung) in das TSV-Tor rückte, wollte einen Rückpass von Simon Reinecke erst annehmen, anstatt ihn einfach wegzuschlagen; dabei versprang ihm der Ball, Gencler-Torjäger Nihat Meric sagte „Danke“ und schob zum 1:0 ein (5.). Als der Heistmer Marcel Mähl bei einer unübersichtlichen Situation im Strafraumgewühl Nihat Meric gefoult haben soll, zeigte Schiedsrichter Florian Baum auf den Elfmeterpunkt. „Außer dem Referee hat niemand das angebliche Foul gesehen“, echauffierte sich Jopp, während Sivan Usta den Strafstoß zum 2:0 nutzte (11.).

Im direkten Gegenzug klärten die Elmshorner einen 15-Meter-Schuss von Jedamski per Kopf auf der eigenen Torlinie (12.) ‒ und erhöhten beim folgenden Konter auf 3:0, als Giesbrecht zunächst gegen einen frei vor ihm auftauchenden Gencler-Akteur parierte, aber Nihat Meric den Abpraller aus 18 Metern in das verwaiste Gehäuse schoss (14.). Ein erstes Lebenszeichen der Gäste gab es, als Hannes Grossmann nach einem Doppelpass zwischen Bruckmann und Jedamski von halblinks aus acht Metern zum 3:1 in die lange Ecke einschob (16.). Jopps Hoffnung, dass sein Team „die Partie nun in den Griff bekommen würde“, erfüllte sich jedoch nicht. Stattdessen legten Nihat Meric nach einem langen Pass (21.) sowie Mesut Yildiz nach einem Eckstoß, der halbhoch herein gebracht wurde und bei dessen Klärungsversuch Timo Kaland über den Ball geschlagen hatte (25.), zwei weitere Tore für die Krückaustädter nach. „Wir haben im Kollektiv unglaubliche Fehler gemacht“, stöhnte Jopp.

Dem 5:2, das Bruckmann nach Jedamskis Steilpass aus zehn Metern erzielte (32.), folgte gleich ein weiterer Gencler-Treffer, als Kaland sowie Andre von Glahn sich gegenseitig störten und Mähl einen weiteren Strafstoß an Nihat Meric verwirkte, den nun Ibrahim Aygün zum 6:2 verwandelte (36.). Kurz vor der Pause gab es dann leider noch eine unschöne Szene: Gencler-Akteur Gökalp Bas trat den Heistmer Hauke Suhl um, woraufhin Suhl seine flache Hand an den Oberschenkel des Elmshorners drückte ‒ und Bas revanchierte sich, indem er Suhl „per Ringer-Einlage“, so Jopp, zu Boden beförderte. Dass Baum beiden Akteuren „Rot“ zeigte (40.), ärgerte Jopp sehr: „Das war verhältnismäßig nicht richtig ‒ die Rote Karte für den Gencler-Spieler war unstrittig, aber da Suhls Vergehen deutlich geringer war, hätte er meiner Meinung nach nur die Gelbe Karte bekommen dürfen.“ Fakt ist: Es ging mit „Zehn gegen Zehn“ weiter ...

Bruckmann vergab kurz vor der Pause (Außenpfosten) und kurz nach dem Seitenwechsel (über die Latte) zwei gute Chancen, ehe er mit Gencler-Keeper Canice Adioha zusammenprallte. Beide Akteure mussten behandelt werden und während Adioha, der ein dickes Pflaster auf sein Kinn bekam, auf die Zähne biss, musste Bruckmann ausgewechselt werden. In der 65. Minute verkürzte Hannes Grossmann nach einem Spielzug über Rafael Vazquez und Jedamski zum 6:3. Obwohl die Heistmer die Partie nun „klar im Griff hatten“, so Jopp, verwirkten sie bei einem Konter der Elmshorner einen Eckstoß, in dessen Folge Ali Duman das 7:3 gelang (75.). „Aber selbst diesen Schlag haben wir weggesteckt“, so Jopp, dessen Team weiter anrannte. Jedamski nach einem Doppelpass mit Hannes Grossmann aus acht Metern (78.) sowie Marc Richert nach Jedamskis Steilpass (81.) verkürzten zum 7:5.

Die Elmshorner wankten, doch dann hätten sie beinahe mit dem achten Tor für Klarheit gesorgt: Sercan Meric jagte den Ball von links aus spitzem Winkel unter die Latte ‒ doch der Treffer zählte wegen einer Abseitsstellung nicht (89.). In der Nachspielzeit gelang Jedamski mit einem 20-Meter-Freistoß, den er rechts um die Abwehrmauer hinweg in das kurze Eck jagte (Adioha berührte den Ball noch, konnte ihn aber nicht mehr entscheidend abwehren), der 7:6-Anschlusstreffer (93.). Obwohl Baum aufgrund der Verletzungsunterbrechung und des extremen Zeitspiels der Hausherren im zweiten Durchgang insgesamt zwölf (!) Minuten nachspielen ließ, reichte es nicht mehr zum Ausgleich. „Aufgrund unserer starken zweiten Halbzeit hätten wir die Partie noch drehen können ‒ aber in der ersten halben Stunde haben wir kollektiv versagt“, lautete das Fazit von Jopp, der einzig Jedamski ein Sonderlob aussprach. Gencler Birligi kletterte auf den vierten Platz der Kreisliga 8 ‒ und schnuppert damit nach dem Abstiegskampf der vergangenen Saison Höhenluft ...

 Redaktion
Redaktion Artikel