
Nach zuvor zwei Siegen in Folge reiste der SV Curslack-Neuengamme am Freitagabend mit breiter Brust zum TuS Osdorf ‒ und übernahm im Oberliga-Spiel auch gleich das Kommando. So traf SVCN-Stürmer Timo Lenz aus spitzestem Winkel den Pfosten (4. Minute) und ein 16-Meter-Schuss von Hamid Mokhlis endete an der Latte des TuS-Gehäuses (7.). Dann zog nach einem Konter erneut Mokhlis ab und der Osdorfer Keeper Claus Hencke lenkte den Ball noch an den Pfosten. „Auch danach hat er mehrmals stark reagiert“, lobte TuS-Torwart-Trainer Marco Ewert „seinen“ Schützling. Dass die Hausherren ihrerseits offensiv in der ersten Halbzeit quasi nicht stattfanden, schob Ewert auch auf „eine gewisse Verunsicherung“ nach der vorherigen 1:4-Pleite beim HSV Barmbek-Uhlenhorst zurück. „Wir waren nicht bissig genug“, so Ewert. Doch in der Pause fand das Osdorfer Trainerteam offensichtlich die richtigen Worte: „Wir haben den Spielern gesagt, dass sie keine Angst vor Fehlern haben müssen, sondern befreit aufspielen sollen“, gewährte Ewert einen Einblick in die Inhalte der Kabinen-Ansprache.
Der zweite Durchgang begann mit einer umstrittenen Szene: Direkt vor der Trainerbank der Gäste brachte Volkan Eren den starken Curslacker Till Witmütz zu Fall ‒ allerdings war der Osdorfer zuvor auch weggerutscht. SVCN-Coach Matthias Wulff forderte lautstark eine Karte, die für Volkan Eren „Gelb-Rot“ bedeutet hätte, woraufhin es auf dem Platz hektisch wurde und einige Spieler aneinander gerieten. Als Ewert bis zur Mittellinie lief und die Streithähne beruhigte, herrschte Wulff ihn an, er solle „in seine Coaching-Zone zurückgehen“. Ewert entgegnete zu Recht, dass er „nur geschlichtet habe“. Fakt ist: Schiedsrichter Thomas Bauer (vom Rahlstedter SC) verzichtete auf eine Verwarnung. Als Volkan Eren kurz darauf ausgewechselt wurde, sagte Wulff in Richtung des Schiedsrichters und seines Assistenten, sie würden ja „wohl wissen, weshalb diese Auswechslung erfolgt“ sei.
Fußball gespielt wurde auch noch ‒ und die Osdorfer waren nun überlegen. In der 55. Minute gingen sie auch in Führung: Tim Jobmann passte den Ball links nach vorne und Mehmet Eren flankte in die Mitte, wo Joel Weiß zunächst scheiterte, ehe David Vetterlein den Abpraller von halbrechts aus zwölf Metern brachial zum 1:0 versenkte. Kurz darauf stand bei einem Schuss von Jeremy Wachter der Curslacker Mark Brudler im Weg (61.), doch dann flankte Felix Spranger von rechts in die Mitte, wo Wachter den Ball mit seinem Hinterkopf wuchtig zum 2:0 in das rechte Eck nickte (63.). „Genau so wolle er das es machen“, sagte Ewert, den dieser Treffer „sehr an Uwe Seeler erinnerte“ ‒ Tore mit dem Hinterkopf waren schließlich eine Spezialität von „Uns Uwe“. In der Folge waren die Hausherren dem 3:0 näher als die Gäste dem Anschlusstreffer. Wachters nach einer Freistoßflanke abgegebener Kopfball landete aber in den Armen von SVCN-Keeper Gianluca Babuschkin (68.), ehe Felix Schlumbohm das linke Außennetz traf (81.) und Wachter nach guter Vorarbeit von Prince Hüttner, der nach seiner Einwechslung für viel Schwung sorgte, links vorbei zielte (88.).
Weil der Curslacker Brudler wegen eines Fouls in Höhe der Mittellinie noch „Gelb-Rot“ sah, kam Wulff zu dem Schluss, dass „mit zweierlei Maß gemessen worden“ sei. Fakt ist: Die Curslacker verpassten die Chance, mit dem dritten „Dreier“ in Folge ihren Gegner auch im Klassement zu überholen. Dagegen feierten die Osdorfer nach zuvor vier vergeblichen Anläufen ihren sechsten Saisonsieg, den sie mit ihren wieder einmal zahlreich erschienenen Anhängern auch lautstark und ausgelassen feierten. Schon vor dem Anpfiff war etwas für den guten Zweck getan worden, als Kleider- und Lebensmittel-Spenden für die Obdachlosen-Hilfe „Engel in den Straßen“ gesammelt wurden.