
Aus der Not, dass Dennis Lebedinski wegen der Gelb-Rote Karte, die er beim vorherigen 2:1-Sieg gegen den SV Lurup gesehen hatte, gesperrt fehlte, machte Ove Hinrichsen eine Tugend. Der Liga-Trainer des Heidgrabener SV bat Reserve-Coach Frank Rockel um Unterstützung, die er in Person von Ben Dieckmann auch bekam ‒ und prompt schoss Dieckmann den „kleinen HSV“ mit einem Dreierpack zum 5:2-Kantersieg im benachbarten Klein Nordende. „Er hat sich in den letzten Jahren hervorragend entwickelt und unserer sehr guten Team-Leistung die Krone aufgesetzt“, gab es für den Dreifach-Torschützen ein dickes Lob von Hinrichsen, der nach dem Triumph an seiner früheren Wirkungsstätte keinen Hehl daraus machte, dass er „einen so klaren Sieg vorab nicht erwartet hatte“.
Allerdings hätte das Derby möglicherweise einen ganz anderen Verlauf genommen, wenn die Liether in der Anfangsphase, in der sie überlegen waren, auch in Führung gegangen wären: Sascha Petersen zögerte jedoch freistehend zu lange (7. Minute) und dann flog eine scharfe Liether Flanke knapp an Freund und Feind vorbei (11.). Auf der Gegenseite fing SVL-Keeper Andre Prüß den ersten HSV-Torschuss, den Philippe Schümann von halbrechts aus abgegeben hatte (9.), und dann gelang es Philippe Schümann nicht, einen hoch aufspringenden Ball über Prüß hinweg in das Gehäuse zu bugsieren (15.). Dann lenkte Prüß einen Kopfball von Dieckmann nach einem Eckstoß mit einem sensationellen Reflex noch über die Latte (21.). Nach einer guten halben Stunde gingen die Gäste aber in Führung: Dieckmann erlief sich einen zu kurzen Rückpass des Liethers Bo Hansen, umkurvte Prüß und schoss zum 0:1 ein (31.). Exakt zehn Zeigerumdrehungen später kam erneut Dieckmann nach einem weiten Freistoß von Philippe Schümann am langen Pfosten zum Schuss, der zwischen Prüß und dem Pfosten hindurch ging ‒ der Keeper erwischte den Ball zwar noch, allerdings erst hinter der Torlinie, was der Schiedsrichter-Assistent auch sofort anzeigte. Kurz darauf war Pause.
Nach dem Seitenwechsel hatte Hinrichsen „ein unschönes Déjà-vu“, denn wie fünf Tage zuvor gegen Lurup kassierte sein Team zügig den 1:2-Anschlusstreffer: Einen ersten Schuss parierte HSV-Torwart Leon Sorgenfrei noch, doch den in die Mitte springenden Abpraller versenkte Thies Harbeck (47.). Dadurch waren die Liether im Aufwind, doch die Gäste antworteten zügig: Manuel Maresch setzte sich rechts stark durch und flankte in die Mitte, wo Dieckmann den Ball nur minimal berührte ‒ doch dadurch gelangte er zum am langen Pfosten freistehenden Tjorben Fülscher, der mit links direkt zum 1:3 einschoss (51.). Die SVL-Spieler schüttelten sich kurz und drückten dann weiter auf das Gaspedal. Als die Heidgrabener an der Mittellinie einen Steilpass nicht verhindern konnten, erreichte Sascha Petersen diesen einen Schritt vor dem herausstürzenden Sorgenfrei, umkurvte den Keeper und schob zum 2:3 ein (68.). Kurz darauf hätte sogar der Ausgleich fallen können, doch ein Liether zögerte am Eck des Fünfmeterraums zu lange.
Statt 3:3 hieß es dann 2:4, weil der „kleine HSV“ auch den zweiten Gegentreffer postwendend beantwortete: Philippe Schümann, der sich der Doppelbewachung der Liether immer wieder mit hohem läuferischen Aufwand entziehen konnte, steuerte alleine auf das SVL-Gehäuse zu und schoss in das lange Eck ein (73.). „Danach haben wir sehr gut gestanden und nichts mehr zugelassen“, lobte Hinrichsen seine Elf, die sogar noch das 2:5 nachlegte: Dieckmann machte seinen Dreierpack perfekt, indem er sich an der Strafraumgrenze gegen zwei Liether durchsetzte und dann von halbrechts aus in das lange Eck traf ‒ der Ball setzte auf und war für Prüß deshalb unerreichbar (82.). Hinrichsen attestierte seinen Schützlingen „eine sehr, sehr gute Team-Leistung“ und grüßt mit seinem Team nun vom fünften Tabellenplatz, während die Liether, die eine so hohe Niederlage nicht verdient hatten, auf dem zehnten Rang verharren.