Bezirksliga West: Sieben-Tore-Spektakel am Bondenwald

Zwei Torschützen im Duell: Die Niendorfer, hier in Person von Tim Oelze (links), konnten den Heidgrabenern um Jon Schwertfeger kein Bein stellen.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Etwas komisch war es schon, dass Schiedsrichter Mark Niklas Späth (vom SV Börnsen) die Bezirksliga-West-Partie zwischen dem Niendorfer TSV III und dem Heidgrabener SV am Sonnabend um 13.16 Uhr abpfiff. Die NTSV-Verantwortlichen um Coach Jan-Hendrik Schmidt bemängelten dann auch sogleich, dass es für das Sieben-Tore-Spektakel „keine ausreichende Nachspielzeit gegeben“ habe. HSV-Co-Trainer Lennard Witt hielt dagegen, dass „der Anpfiff etwas früher erfolgt“ sei und Späth „nicht nur die angezeigten drei Minuten, sondern fast vier Minuten nachspielen ließ“.

Nicht nur nach dem Abpfiff haderten die Niendorfer mit dem Unparteiischen, sondern auch in der 81. Minute. Hier hatten die Heidgrabener einen Konter vorgetragen und Tobias Brandt frei vor NTSV-Torwart Nico Schultz an der Strafraumgrenze noch einmal quergespielt zu Jon Schwertfeger, der mühelos zum 1:4 in das verwaiste Gehäuse vollendete. Nach Ansicht der Hausherren war dies „klar Abseits“ und sogar Brandt war „etwas unsicher, ob es nicht für den Fall, dass nur noch der Torwart zwischen den Angreifern und dem Tor steht, eine Sonderregel gibt“. Fakt ist, dass es im Regelwerk heißt: „Ein Spieler befindet sich in einer Abseitsstellung, wenn er der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler.“ Dies war laut Schiedsrichter-Assistent Sven Schneppel nicht der Fall: Nach Ansicht des langjährigen Trainers (unter anderem VfL Lohbrügge und zuletzt SV Curslack-Neuengamme) befand sich weder Brandt beim Steilpass von Jason Urban noch Schwertfeger bei Brandts Querpass in der „verbotenen Zone“.

Fußball gespielt wurde auf dem Kunstrasenplatz am Bondenwald auch. Und zunächst lachten die Niendorfer mit der strahlenden Sonne um die Wette, als sie durch Tim Oelze in Führung gingen (20. Minute). Gar nicht mehr zum Lachen war der NTSV-Dritten zumute, als sie durch zwei Abwehrfehler in Rückstand geriet. Erst schlug ein Niendorfer im Bemühen, einen Ball zu klären, ein Luftloch – Nutznießer war Philippe Schümann, der aus 20 Metern frei auf Schultz zulaufen und zum 1:1 ausgleichen konnte (37.). Und nur sechs Zeigerumdrehungen später patzte auch ein Außenverteidiger der Heim-Elf, woraufhin Brandt in Ballbesitz kam und querspielte zu Philippe Schümann, der für die Pausen-Führung der Gäste sorgte. „Da haben wir natürlich etwas Glück gehabt“, gab Lennard Witt zu.

Nach der Pause wogte die Partie hin und her. Die Niendorfer wollten den Ausgleich und gerade, als eine Gruppe von mitgereisten HSV-Anhängern befürchtete, dass es „gleich klingeln“ würde, fiel tatsächlich ein Tor – allerdings auf der anderen Seite. Philippe Schümann fand mit einer Linksflanke Brandt, der den Ball in der Mitte direkt nahm und auf 1:3 stellte (70.). Die Heim-Elf intensivierte daraufhin ihre Offensivbemühungen und wurde, wie eingangs beschrieben, ausgekontert. „Nach unserer 4:1-Führung hätten wir die letzten Minuten souveräner herunterspielen müssen“, urteilte Lennard Witt.

Stattdessen wurde es noch einmal eng: Erst verwirkte HSV-Keeper Shawn Klenz, als er im Bemühen, eine Flanke wegzuboxen, auch einen Niendorfer traf, einen Elfmeter. Den von Paul Schacht aus seiner Sicht flach rechts getretenen Strafstoß hielt Klenz zwar, allerdings nicht fest, woraufhin Schacht zum 2:4 abstauben konnte (87.). In der Nachspielzeit lenkte Jonas Zimmermann, der beim „kleinen HSV“ früh den verletzten Phil Marcks (Verdacht auf Muskelfaserriss) ersetzt hatte, eine Linksflanke der NTSV-Dritten in das eigene Netz (92.). Kurz darauf ertönte aber der Abpfiff und die Heidgrabener feierten ihren dritten Sieg in Folge, auch wenn Brandt, der kurz vor Ultimo umknickte und über Schmerzen am Knöchel klagte, für das Topspiel gegen die FTSV Komet Blankenese am Sonntag, 13. November fraglich ist.

(Johannes Speckner)

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