Oddset-Pokal: Dassendorf gewinnt Pokal-Drama


So, wie der Mai-Feiertag im europäischen Fußball ausklang, nämlich mit einem dramatischen Champions-League-Halbfinale zwischen Real Madrid und dem FC Bayern München ‒ leider ohne glückliches Ende für den Deutschen Meister ‒, so begann er im Hamburger Amateur-Bereich. Die beiden Hamburger Oberligisten FC Teutonia 05 und TuS Dassendorf lieferten sich über 120 Minuten ein hochklassiges, spannendes und dramatisches Oddset-Pokal-Halbfinale, das der frisch gebackene Hamburger Meister Dassendorf mit 2:0 nach Verlängerung gewann. Im Endspiel am Pfingstmontag, 21. Mai trifft der Serienmeister im „Stadion Hoheluft“ auf den Niendorfer TSV, der im zweiten Semifinale den Wedeler TSV mit 3:1 schlug.

Auf dem Kunstrasenplatz an der Kreuzkirche standen die Teutonen in der Abwehr deutlich besser als am 25. März, als sie ihr Oberliga-Heimspiel gegen die Dassendorfer mit 2:4 verloren hatten (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link). Zwar waren die Gäste überlegen, doch klare Torchancen konnten sie sich zunächst nicht erspielen. Und als der aufgerückte TuS-Verteidiger Jeremy Opoku Karikari nach einem langen Einwurf von Pascal Nägele zum Kopfball kam, fing 05-Keeper Mirko Oest diesen sicher (27. Minute). Kurz darauf gab Vincent Boock den ersten Torschuss der Hausherren ab, der jedoch sein Ziel verfehlte (31.). In der Schlussphase der ersten Halbzeit gab es dann noch gleich mehrere interessante Szenen: Erst schnupperten die Dassendorfer zweimal am Führungstor, als Sven Möller einen Freistoß knapp vorbei zirkelte (43.) und dann Finn Lasse Thomas an Oests Fußabwehr verzweifelte (44.). In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs wäre beinahe die Heim-Elf in Front gegangen, als Jeton Arifi einen Freistoß nahezu perfekt auf das Gehäuse zirkelte, den TuS-Torwart Christian Gruhne aber in überragender Manier noch aus dem Eck heraus kratzte.

Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie schnell wieder Fahrt auf: Die Gäste waren dabei weiter optisch überlegen, aber die besseren Chancen besaßen die Teutonen. So steuerte Arne Gillich nach einem Ballverlust der Hausherren alleine auf Gruhne zu und lupfte den Ball über den Schlussmann, aber auch über die Latte (59.). Fünf Zeigerumdrehungen später trieb Boock den Ball im Mittelfeld energisch nach vorne und zog aus 22 Metern ab ‒ nur knapp ging sein Versuch links vorbei. Dem Führungstor am nächsten kam der Traditionsverein aus Ottensen in der 67. Minute: Nach einem Einwurf der Heim-Elf von ihrer linken Seite stand die Gäste-Abwehr schlecht, so dass Gillich von halblinks aus einen wuchtigen Torschuss abgeben konnte. Gruhne fuhr reaktionsschnell eine Hand aus und lenkte den Ball noch so ab, dass er in hohem Bogen auf der Latte landete. Nach dem darauf folgenden Eckstoß köpfte Aytac Erman den Ball knapp am TuS-Tor vorbei. In der 65. Minute gab es endlich wieder einen Torschuss des Meisters zu sehen ‒ den von Ex-Profi Marcel von Walsleben-Schied von halbrechts aus abgegebenen Versuch blockte die vielbeinige Teutonen-Abwehr jedoch ab. In der 80. Minute jagte der Dassendorfer Maximilian Dittrich das Spielgerät dann von halblinks aus freistehend überhastet in die dritte Etage.

Zwischen den Trainerbänken gab es wiederholt einige kleine verbale Sticheleien. Als der gewohnt gute Schiedsrichter Murat Yilmaz (vom FC Türkiye) in der 86. Minute nach einem Zweikampf im Teutonen-Strafraum auf Freistoß für die Heim-Elf entschied, kochten die Emotionen über. Die TuS-Trainer Peter Martens und Thomas Hoffmann beschwerten sich vehement und nachdem Yilmaz die beiden in diesem Sommer scheidenden Übungsleiter zunächst ermahnt hatte, fielen wohl noch weitere Worte ‒ jedenfalls verwies der Referee anschließend Hoffmann aus dem Innenraum. Erst, als der 49-Jährige, gemächlichen Schrittes gehend, den auf der den Trainerbänken gegenüberliegenden Zuschauer-Bereich erreicht hatte, ließ Yilmaz die Partie fortsetzen. Eine Torchance ergab sich bis zum Ablauf der regulären Spielzeit und der Nachspielzeit nicht mehr, so dass klar war: Es geht in die Verlängerung!

In dieser dauerte es nur sechs Minuten, bis der Ball erstmals im Netz zappelte: Dittrich ließ gleich mehrere Teutonen aussteigen und passte zu Thomas, dessen 16-Meter-Schuss der im Weg stehende Isaac Akyere noch entscheidend abfälschte, so dass Oest ohne Abwehrchance war ‒ 0:1. Yilmaz notierte im maßgeblichen DFB-Net aber kein Eigentor von Akyere, sondern gab Thomas als Torschützen an (96.). In der Folge war den Spielern der „Null-Fünfer“ der Wille, irgendwie noch zum Ausgleich zu kommen, nicht abzusprechen ‒ doch es gelang ihnen nicht mehr, sich eine klare Chance zum 1:1 zu erspielen. Auf der Gegenseite machte der Hamburger Serienmeister in der 108. Minute den Sack zu, als nach einem Befreiungsschlag von Henrik Dettmann der schnelle Dittrich Fahrt aufnahm, nach mehreren Feldspielern der Teutonen auch noch Oest umkurvte und den 0:2-Endstand herstellte. Während Oest es damit verpasste, zum zweiten Mal in Folge das Pokal-Endspiel zu erreichen, bietet sich Opoku Karikari als einzigem Spieler die Chance, den Titel „persönlich“ zu verteidigen.

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