A-Kreisklasse 1: Hetlinger MTV II wirkte deeskalierend beim Abbruch

Caner Arda, Trainer des Hetlinger MTV II, schildert seine Sicht der Geschehnisse.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

In den vergangenen Jahren fiel der Hetlinger MTV II mit Roten Karten, langen Sperren und Punktabzügen wiederholt negativ auf. In dieser Saison sieht HMTV-Fußball-Abteilungsleiter Michael Kirmse seine Zweitvertretung aber "auf einem richtig guten Weg", was ein Blick in die Fairness-Wertung der A-Kreisklasse 1 belegt: Dort sind die Hetlinger Vierter, weil sie zwar 19 Gelbe Karten, aber noch keinen einzigen Platzverweis kassierten.

"Von diesem Weg lassen wir uns auch von Gencler Birligi Elmshorn nicht abbringen", betonte Kirmse fast schon trotzig, nachdem am Sonntag die Partie des zehnten Spieltages der A-Kreisklasse 1 gegen die Elmshorner abgebrochen worden war. Neben Schiedsrichter David Freundlich (Sportfreunde Pinneberg) sowie Mümin Ahmet Oglou, Spieler und Mitglied des Trainerteams von Gencler Birligi, äußerte sich auch HMTV-Coach Caner Arda gegenüber SportNord zu den Geschehnissen:

"In der 53. Minute ist unser Spieler Mark Mädler mit Anlauf und Körpereinsatz in einen Zweikampf gegangen. Sein Gegenspieler fiel hin und hat Mädler beim Aufstehen direkt gepackt. Dann kam unser Spieler Ahmad Shahir Adib dazu und hat dem Elmshorner mit seiner Schulter einen Check verpasst. Daraufhin hat der Gencler-Spieler mit seiner Faust in das Gesicht von Adib geschlagen. Diese Szene spielte sich neben unserer Trainerbank nur rund einen Meter von der Seitenlinie entfernt ab.

Plötzlich ist ein Zuschauer, von dem wir nicht wissen, zu wem er gehört - es war keiner der Zuschauer, die immer bei unseren Spielen sind und die wir alle namentlich kennen -, von links neben unserer Ersatzbank kommend auf das Spielfeld gelaufen. Dann kam es zu einer Rudelbildung, an der sich neben den Spielern und einigen Zuschauern von Gencler Birligi auch zwei weitere von unseren Zuschauern beteiligt haben. Gefühlt sind alle Gencler-Spieler auf den Zuschauer, der als erstes auf das Feld gelaufen war, losgegangen - es waren wohl rund zehn Mann, die ihn attackiert haben.

Zwischen unseren Spielern und der Mannschaft von Gencler gab es schon in der vergangenen Saison keine Probleme - im Gegenteil: Wir hegen Sympathien füreinander und haben damals sogar zusammen Kaffee getrunken. Auch dieses Mal war während des Spiels alles in Ordnung und als es zur Rudelbildung kam, haben wir nur geschlichtet und versucht, die Gencler-Spieler zu beschützen. Wenn wir nicht so gehandelt hätten, wenn wir nicht mit 17 Männern in die Rolle von Ordnern und Security-Kräften geschlüpft wären, wäre diese Geschichte sicher ganz anders ausgegangen!

Wir haben Video-Mitschnitte, in denen deutlich zu sehen ist, wer sich wie verhalten hat. Dort ist nachzuvollziehen, dass von Gencler Birigi gefühlt die ganze Mannschaft, sowie einige Zuschauer - vielleicht Eltern von Spielern? - auf die besagten drei Zuschauer losgehen. Wir haben versucht, so gut es ging zu schlichten, und dann die drei besagten Zuschauer weggeschickt, damit sich die Gemüter beruhigen und es zu keiner erneuten Konfrontation kommt.

Als die Polizei eingetroffen ist, hatte sich die Situation bereits beruhigt. Die Polizei hat von mir als Trainer, von Mädler als Verursacher der Szene und von mehreren Gencler-Spielern die Personalien aufgenommen. Ich hoffe, dass der Schiedsrichter genau gesehen hat, was wir gemacht haben. Ich war vom Verhalten meiner Mannschaft selbst sehr positiv überrascht. Die Spieler hätten sich theoretisch auch gar nicht einmischen müssen, haben aler wirklich alles getan, um die Situation zu schlichten. Und ich behaupte: Ohne unser Zutun wäre die Situation eskaliert.

Es wäre schade, wenn der Hamburger Fußball-Verband uns jetzt für diesen Abbruch bestrafen würde. Denn wir lagen zwar mit 1:2 zurück, waren aber am Drücker. Und wenn die Situation nicht eskaliert wäre, hätte der Gencler-Spieler für seine Tätlichkeit die Rote Karte bekommen und meine Mannschaft anschließend in Überzahl noch knapp 40 Minuten Zeit gehabt, das Ergebnis zu ihren Gunsten zu drehen."

(Johannes Speckner)

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