
Beim SV Altengamme, der in der Kreisliga 3 momentan Tabellen-Achter ist, steht im Sommer 2011 ein Trainerwechsel an: Michael Wille (36), der seine Trainer-Karriere bei seinem Heimatverein VfL Grünhof-Tesperhude begann und seit Januar 2010 die TuS Aumühle II betreut, folgt auf den A-Lizenz-Inhaber Bernd Helbing-Saß, der seit Herbst 2008 am Gammer Weg tätig ist und mit den Vierländern in der Kreisliga 3 Zehnter (2009) und Sechster (2010) wurde.
SportNord sprach mit SVA-Liga-Obmann Ralf Herbrechter über den Trainerwechsel, die vielen Spieler, die angeblich vom SV Curslack-Neuengamme kommen sollen, und die Ziele der Altengammer ...
SportNord: Was sind die Gründe für den im Sommer anstehenden Trainerwechsel von Helbing-Saß zu Wille?
Ralf Herbrechter: „Wir haben den am 30. Juni 2011 auslaufenden Vertrag mit Herrn Helbing-Saß nicht verlängert – viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Wir haben keinen Streit gehabt und in den gut zwei Jahren, die Helbing-Saß für uns tätig ist, haben wir zusammen auch etwas aufgebaut: An der gut funktionierenden Zusammenarbeit zwischen der Ersten und Zweiten Herren-Mannschaft, die uns sehr wichtig war, hat Herr Helbing-Saß einen großen Anteil!“
SportNord: Im vergangenen Winter erwarb Helbing-Saß den Trainer-A-Schein – wieso wollten Sie dennoch nicht weiter mit ihm zusammenarbeiten?
Herbrechter: „Wir sind dabei, 14 neue Spieler für die kommende Saison bei uns zu integrieren, und führen diesbezüglich einige Gespräche. In diese Unterhaltungen war zunächst auch Herr Helbing-Saß involviert, aber da stellte sich dann schnell heraus, dass es nicht mehr so gut passt. Da es auch im Trainer-Team gewisse Probleme gab, haben wir uns zeitig entschieden, für die kommende Saison Herrn Wille zu verpflichten!“
SportNord: Was sprach für Wille, der sowohl mit Grünhof-Tesperhude im Sommer 2008 als auch zwei Jahre später mit Aumühle II aus der Kreisliga 3 in die Kreisklasse 1 abstieg?
Herbrechter: „Herr Helbing-Saß ist damals von unserem Vorstand verpflichtet worden. Ich verlasse mich, wenn es darum geht, einen neuen Trainer zu holen, eher auf die Kenntnisse, die ich habe. Ich kenne Herrn Wille schon sehr lange und auch unser Co-Trainer Peter Fließ, der ja mit Wille eng zusammenarbeiten soll, kennt ihn sehr gut. Das ist wichtig, weil Wille und Fließ im Tagesgeschäft viel miteinander zu tun haben werden ...“
SportNord: Darüber, dass im Sommer 2011 mehrere Spieler von Curslack-Neuengamme zu Altengamme wechseln könnten, ist schon viel spekuliert worden. Wie ist die Geschichte aus Ihrer Sicht abgelaufen?
Herbrechter: „Es war so, dass mehrere Spieler von Curslack-Neuengamme von sich aus auf uns zugekommen sind. Alle anders lautenden Behauptungen sind erfunden, denn, ich bitte Sie: Wir sprechen doch von uns aus keine Spieler aus der Oberliga an! Damals waren noch zahlreiche Spieler aus dem Oberliga-Team des SVCN, unter anderem Marco Theetz, mit dabei ... Wir haben uns das überlegt und haben dann gesagt: ‚Nein, wir machen das mit den SVCN-Spielern nicht!‘ Der Grund dafür war, dass uns unsere aktuellen Akteure auch wichtig sind und wir sie nicht vom Hof jagen wollten, nur weil 14 oder 16 externe Spieler in einer niedrigeren Spielklasse Spaß haben und quasi einen ‚Verein im Verein‘ gründen wollen ...“
SportNord: Wie ging es dann weiter?
Herbrechter: „Wir haben uns ein zweites Mal mit den Spielern getroffen. Dabei waren Matthias Figge und Alexander Golinske, die Altengammer sind und ihre Jugend beim SVA verbracht haben, unsere Ansprechpartner – und auf diese beiden verlassen wir uns! Wir habe gewisse Eckdaten abgesprochen und ihnen klar gemacht, dass es keinen ‚Verein im Verein‘ geben wird: Die 14 Spieler, die zu uns kommen, werden sich in den SV Altengamme integrieren!“
SportNord: Warum zieht sich ein Spieler wie Figge, der in den letzten zweieinhalb Jahren 76 Oberliga-Spiele für den SVCN absolvierte, in die Kreisliga zurück?
Herbrechter: „Es ist so, dass Figge mittlerweile 28 Jahre alt ist und gerne wieder etwas mehr Kameradschaft beim Fußball haben möchte. In der Oberliga, wo man auf einem gewissen Leistungsniveau spielt, gibt es auch einen Leistungsdruck. In der Vorbereitung wird oftmals vier Mal pro Woche trainiert, Figge hat aber auch beruflich viel zu tun ... Figge und die anderen Spieler, die sich uns anschließen werden, wollen wieder mehr zum Amateur-Sport zurück ...“
SportNord: ... und haben mit dem SVA eine Feierabendtruppe gefunden, bei der sie keine allzu großen Aufwand mehr betreiben müssen, um Spaß beim Fußball zu haben?
Herbrechter: „Nein, das Wort ‚Feierabendtruppe‘ gefällt mir nicht. Fakt ist, dass es unser Ziel ist, den Aufstieg in die Bezirksliga Ost zu schaffen. Das wollen wir irgendwann erreichen – und die Chance dazu ist da, wenn aus den Akteuren, die aus unserer Jugend kommen, und den neuen Spielern eine starke Einheit wird. Und, was den Spaß betrifft: Figge möchte einfach wieder etwas mehr Kameradschaft haben. So, wie ich ihn verstanden habe, sitzen beim SVCN nach dem Duschen höchstens noch zwei Spieler zusammen und trinken etwas – und das findet er eben schade!“
SportNord: Welche Spieler werden denn im Sommer 2011 vom Gramkowweg um Gammer Weg wechseln?
Herbrechter: „Aus dem Oberliga-Team von Curslack-Neuengamme sind es nur noch Figge und Daniel Andrade (Anmerkung der Redaktion: Theetz sowie Ingo Carstensen, Christopher Kock und Daniel Wulff, die zunächst ebenfalls nach Altengamme gehen wollten, haben es sich mittlerweile anders überlegt). Und aus der Bezirksliga-Mannschaft des SVCN wollen Golinske sowie Daniel Grosse, Timo Heitmann, Torben Wamser und Mirko Widder zu uns kommen. Hinzu kommen einige Akteure wie Dennis Gothmann und Daniel Schümann, die zuletzt vereinslos waren!“
SportNord: Haben Sie mit dem SVCN als abgebendem Verein bereits Einigkeit erzielt?
Herbrechter: „Zunächst einmal: Von den Spielern, die zu uns kommen, hat keiner einen Vertrag beim SVCN, der länger als bis zum 30. Juni 2011 läuft. Dennoch werden wir uns mit Curslack einigen müssen, denn ansonsten werden die Spieler keine Freigabe bekommen und es wäre im Interesse von niemandem, wenn die Spieler für sechs Monate gesperrt werden. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir uns mit den SVCN-Verantwortlichen einigen werden!“
SportNord: Im Junioren-Bereich gibt es mit dem SVCN eine Spielgemeinschaft, die JSG Altengamme/Curslack-Neuengamme, mit 14 Mannschaften von der B- bis zur F-Jugend sowie zwei Mädchen-Teams. Könnte das die Gespräche erleichtern?
Herbrechter: „Nun ja, diese Jugend-Spielgemeinschaft ist einerseits eine gute Sache – aber die Statuten des Hamburger Fußball-Verbandes verlangen es, dass jede Junioren-Mannschaft, die leistungsbezogen spielt, sich für einen Verein entscheiden muss. Das ist nicht immer einfach, zumal nun beide Klubs einen Kunstrasenplatz haben ... Und, ganz ehrlich: Ich kann auch verstehen, dass die SVCN-Verantwortlichen enttäuscht sind über die Abgänge der Spieler ...“
SportNord: Der SC Vier- und Marschlande peilt als Spitzenreiter der Landesliga Hansa den Durchmarsch in die Oberliga Hamburg an und wäre dann neben dem SVCN der zweite ‚große Nachbar‘, der in der höchsten Hamburger Spielklasse kickt. Beobachten Sie die Erfolge des SCVM mit Unbehagen?
Herbrechter: „Nein, überhaupt nicht, denn unser Ansatz ist ein ganz anderer: Wir sind ein Dorfverein, und wir wollen auch ein Dorfverein bleiben. Wir haben zwar einen Förderkreis, der sich für die beiden Liga-Mannschaften engagiert und einsetzt ... Aber wir wollen den dörflichen Charakter und den des Amateur-Sports unbedingt behalten: Bei uns wird kein Spieler einen Anbindungsvertrag unterschreiben und die Akteure werden keine finanziellen Aufwendungen bekommen. Die Regelung, dass es pro erreichtem Punkt sowohl vom Verein als auch vom Förderkreis Geld für die Mannschaftskasse gibt, bleibt definitiv so bestehen!“
SportNord: Also auch mit den 14 Neuzugängen wird der SVA nicht versuchen, seinen beiden Nachbarvereinen in höhere Gefilde zu folgen?
Herbrechter: „Wie gesagt: Wenn es mit dem Aufstieg in die Bezirksliga irgendwann klappt, wäre das eine schöne Sache, nachdem wir seit mittlerweile 21 Jahren ununterbrochen der Kreisliga angehören. Aber dem SV Curslack-Neuengamme und dem SC Vier- und Marschlande nacheifern zu wollen, wäre vermessen. Beide Vereine machen eine hervorragende Arbeit und haben nicht etwa einen potenten Großsponsoren, sondern viele kleine Geldgeber, was man zum Beispiel am Gramkowweg gut sehen kann, wenn man sich die Banden-Werbung anschaut ... Also: Hut ab vor dem SVCN und dem SCVM – und es ist definitiv nicht unser Anspruch, mit diesen Vereinen in eine sportliche Konkurrenz zu treten!“
Interview: Johannes Speckner