Kreisliga 1: Holsatia mit Stellungnahme zum Abbruch

Das Trainer- und Betreuerteam von Holsatia im EMTV um Chefcoach Thorben Pingel (vorne links) bezog Stellung.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Das Trainer- und Betreuerteam von Holsatia im Elmshorner MTV äußert sich in einer Stellungnahme zum Abbruch der Partie des 14. Spieltages der Kreisliga 1 beim SV Hörnerkirchen am Sonntag, 6. November. Positiv: Dem verletzten Spieler geht es besser. Allerdings erheben die Holsatia-Verantwortlichen Vorwürfe gegen „Höki“ und gegen Medien.

 

„Stellungnahme zum Abbruch des Spiels zwischen dem SV Hörnerkirchen und Holsatia Elmshorn

Zunächst einmal für uns das Allerwichtigste: Unser Mitspieler und Freund ist auf dem Weg der Besserung, konnte bereits das Krankenhaus verlassen und wird auch keine bleibenden Schäden davontragen. Uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen!

Auf die Szene, die schlussendlich zum Spielabbruch geführt hat, möchten wir nicht näher eingehen. In den Medien stand bereits mehr drin, als uns lieb ist. Uns ist eines wichtig zu betonen: Niemand macht dem jungen Spieler des SV Hörnerkirchen, der an dieser Aktion beteiligt war, einen Vorwurf!

Bedanken möchten wir uns für die vielen erhaltenen Genesungswünsche sowie beim Stadionsprecher des SV Hörnerkirchen, der die Situation außerhalb des Spielfeldes gut gemeistert hat.

Der größte Dank gilt unserem Mannschaftsarzt Marco Milbrath. Wir können dir nicht oft genug sagen, wie glücklich wir sind, dich an unserer Seite zu haben. Du hast in einer sehr kritischen Situation, in der wir ohne dich komplett überfordert gewesen wären, sofort die richtigen Maßnahmen eingeleitet. Durch deine professionelle medizinische Erstversorgung bis zum Eintreffen der Notärztin, der wir an dieser Stelle selbstverständlich auch ein Dank aussprechen möchten, wurde schlimmeres verhindert. Allen anderen Beteiligten und nicht explizit erwähnten Personen gebührt natürlich auch ein großer Dank!

Auf andere Vorkommnisse rund um dieses Spiel möchten wir sehr wohl eingehen, da wir einige Dinge so nicht akzeptieren können und für uns mindestens fünf offene Fragen geblieben sind:

  1. Wieso wird das Spiel im Vorfeld einseitig als Derby deklariert, um Aggressionen zu schüren?

Schon unter der Woche vor dem Spiel erreichten uns aus dem Umfeld von Hörnerkirchen Ansagen, dass es am Wochenende „richtig zur Sache gehen wird, da es ja ein Derby sei“.

Für uns gehört zu einem Derby im Amateurbereich dazu, dass beide Vereine Gemeinsamkeiten haben. Eine direkte Nähe der Sportanlagen oder Spieler, die sich untereinander kennen, wohlmöglich befreundet sind. Die einzige Gemeinsamkeit, die zwischen dem SV Hörnerkirchen und Holsatia Elmshorn besteht, ist, dass beide Vereine im Kreis Pinneberg ansässig sind, genauso wie 13 andere Vereine aus der Kreisliga 1 auch.

Die Sportanlagen liegen 12 Kilometer auseinander. Genausoweit haben wir es von der Wilhelmshöhe aus nach Heidgraben, nach Hemdingen, nach Kummerfeld und nach Tornesch. Sind das jetzt auch alles Derbys?

Besondere Bekanntschaften/Freundschaften unter den Spielern bestehen auch nicht, so dass auch diese Beschreibung nichtzutreffend ist. Es ist daher für uns kein Derby und wird auch nie eins sein!

Das Spiel in Hörnerkirchen sollte somit ein gewöhnliches Spiel werden und trotzdem mussten wir uns nach eigener Einschätzung, Erfahrung und nach den Ansagen aus Hörnerkirchen die ganze Trainingswoche anders vorbereiten, als gegen die anderen 14 Gegner aus unserer Liga. Die Befürchtung war ein Spiel gegen einen übermotivierten/aufgestachelten Gegner bestreiten zu müssen, in dem viele (unnütze) harte Zweikämpfe geführt werden.

Da wir eine junge Mannschaft haben (8 Spieler aus der Startelf kamen innerhalb der letzten 3 Jahre aus der A-Jugend), die solch eine Situation nicht kennt, war dies nicht einfach. Trotzdem haben wir uns vorgenommen ruhig zu bleiben, auf das ganze Vorspiel nicht einzugehen und einfach nur Fußball zu spielen.

Leider wurden unsere Befürchtungen während des Spiels bestätigt, denn bereits in der 15. Spielminute hatten wir den ersten verletzten Spieler am Knie. Nach gegnerischer Einwirkung mussten wir ihn auswechseln. In der 40. Minute dann der nächste verletzte Spieler, ebenfalls nach gegnerischer Einwirkung und mit Stollenabdruck am Knie. Nach einer längeren Behandlung hat er sich bis zur Halbzeit durchgeschleppt und musste dann in der Kabine bleiben.

Während wir in der Halbzeitpause besprochen haben weiterhin ruhig zu bleiben, hat man sich in der anderen Kabine wohl noch mehr angestachelt und wollte nochmal einen drauflegen. Anders ist für uns die 2. Halbzeit nicht zu erklären. Jedenfalls wurden die Zweikämpfe zum Teil noch rücksichtsloser geführt, als bereits in der 1. Halbzeit. Gerade die jüngeren Spieler des SV Hörnerkirchen haben sich durch erfahrene Spieler und durch die Stimmung von außen zu völlig unnötigen Aktionen verleiten lassen. Es kam zu zwei bis drei Situationen, in denen es lediglich durch viel Glück nicht zu weiteren Verletzungen gekommen ist. In der 80. Minute war das Glück dann leider aufgebraucht.

Für uns ist das alles komplett nicht nachvollziehbar. Natürlich unterstellen wir niemandem auf den Platz zu gehen um seinen Gegenspieler zu verletzten. Jedoch wird durch so eine Herangehensweise ein ganz gewöhnliches Spiel schon vorab eine Kulisse erschaffen, bei der das Verletzungsrisiko automatisch steigt. Daran haben wir kein Interesse!

Auch Aussagen einiger Zuschauer und eines Spielers des SV Hörnerkirchen „der soll sich nicht so anstellen und aufstehen“, nachdem schon offensichtlich war, dass es sich um eine schwere Verletzung handelt, machen uns fassungslos – und das ist bewusst förmlich ausgedrückt.

  1. Wie kann man als Schiedsrichter auf die Idee kommen, das Spiel nochmal anpfeifen zu wollen?

Laut den „Verbindlichen Anweisungen für die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter im Hamburger Fußball-Verband e.V.“ haben Schiedsrichter die Aufgabe, vor allem die Gesundheit der Spieler zu schützen und dann den Regeln Geltung zu verschaffen. Im Rahmen dieser Situation dann Aussagen zu treffen, dass „man das Spiel wieder anpfeift, sobald der verletzte Spieler abtransportiert wurde und man es selbst auf keinen Fall abbricht“ haben uns sprachlos gemacht. Der Rettungshubschrauber wurde durch unseren Mannschaftsarzt nicht zum Spaß angefordert. Die Notärztin hat den Abtransport unseres Mitspielers ebenfalls per Rettungshubschrauber, trotz Anwesenheit eines Krankenwagens, angeordnet. Zu diesem Zeitpunkt war selbst das Schlimmste immer noch nicht ausgeschlossen. Auf beiden Seiten waren diverse Spieler schockiert über das Geschehene und haben einfach nur gehofft, dass das alles irgendwie doch noch ein gutes Ende nimmt. An Fußball hat in dieser Situation mit Sicherheit niemand gedacht. Beiden Mannschaften noch weitere 10 bis 15 Minuten Fußball zuzumuten zu wollen, ist komplett verantwortungslos und hat mit dem Schutz der Gesundheit der Spieler nichts zu tun!

Ebenso haben wir kein Verständnis dafür, dass für den Schiedsrichter die höchste Priorität darin bestand, alle ausgewechselten Spieler, Betreuer und Trainer vom Feld zu schicken. Insbesondere die Ersatzspieler bildeten gemeinsam mit Spielern auf dem Feld während der Erstversorgung einen Sichtschutz um unseren verletzten Mitspieler und wollten sich von dort auch nicht wegschicken lassen – warum auch? Das Ganze endete dann in einer roten Karte für einen bereits ausgewechselten Spieler nach einem Disput mit dem Schiedsrichter, in der sicherlich die Wortwahl auch nicht komplett richtig gewesen ist. Auf Grund der emotional stark angespannten Situation, stehen wir jedoch hinter unserem Mitspieler. Es ging zu diesem Zeitpunkt nicht mehr um Fußball und die Einhaltung von irgendwelchen Regeln, sondern um etwas viel Wichtigeres!

  1. Wie kommt man auf die Idee, in einer solchen Situation Handy-Fotos vom Hubschrauber und einem Rettungseinsatz zu machen?

Eigentlich bedarf das keiner weiteren Kommentierung, da mit der Überschrift alles gesagt ist, aber als kleiner Tipp: Vielleicht manchmal auch auf das ein oder andere Kaltgetränke verzichten, damit man in den wirklich wichtigen Situationen des Lebens immer noch korrekt handelt. Auf weitere komplett unsachliche Kommentare durch einige Zuschauer des SV Hörnerkirchen möchten wir nicht weiter eingehen. Nur so viel sei gesagt: Auf unserer Sportanlage seid ihr in Zukunft nicht willkommen! 

  1. Wieso werden Informationen über den Gesundheitszustand unseres Mitspielers an die Presse weitergegeben?

Um die Persönlichkeitsrechte unseres verletzten Mitspielers und seiner Familie zu schützen, gab es von unserer Seite die klare Ansage, dass wir zu dem Vorfall erstmal nichts an die Presse weitergeben. Wie kann es sein, dass trotzdem Informationen zum Geschehen und vor allem Gesundheitszustand weitergeleitet wurden? Von unserer Seite hat sich jeder an die Vorgabe gehalten. Genauso wie es uns nicht zusteht über andere Spieler Informationen zu verbreiten und wir es daher auch selbstverständlich nicht machen, erwarten wir, dass andere sich im umgekehrten Fall ebenfalls daranhalten.

  1. Was ist daran so schwer zu verstehen, dass wir bezüglich der Verletzung unseres Mitspielers vorerst nichts in der Zeitung lesen wollten?

Vor der Saison hat man sich anscheinend in der Redaktion der shz.de entschieden, weniger über den Fußball in der Kreisliga zu berichten, aber in diesem Fall hat man wohl eine reißerische Story gewittert. Beim zu erwartenden Anruf des zuständigen Pressvertreters wurde von unserer Seite sehr darauf hingewiesen, dass wir vorerst keine Fragen zu dem Vorfall beantworten, keine von anderen Seiten weitergegebenen Informationen bestätigen werden und auch keine detaillierten Informationen in der Presse erscheinen dürfen. Von einer schweren Verletzung eines unserer Spieler mit anschließendem Einsatz eines Rettungshubschraubers hätte berichtet werden dürfen und dies wurde uns am Telefon dann auch zugesichert. Umso entsetzter sind wir, dass ein Artikel mit sämtlichen Details, bis auf den Namen unseres Mitspielers, veröffentlicht wurde. Was soll das? Wie steht ihr zu gemeinsamen Absprachen und Abstimmungen? Eines ist sicher: Ihr könnt euch in Zukunft eure obligatorischen Anrufe nach unseren Spielen sparen, denn von uns wird es bis auf weiteres keine Informationen mehr geben!

Für uns geht es jetzt erstmal darum, das Geschehene zu verarbeiten und die Bilder „aus dem Kopf“ zu kriegen. Obwohl alles ein glückliches Ende genommen hat, sitzt der Schock weiterhin tief.

Wir haben beim Hamburger Fußball-Verband eine Verlegung unseres Heimspiels beantragt und möchten uns beim TuS Hemdingen-Bilsen bedanken, die diesem Antrag vorab und ohne zu zögern zugestimmt haben. Danke!

Gleichzeitig hoffen wir, dass der ein oder andere sein Verhalten überdenkt und wir in Zukunft nie wieder so etwas erleben müssen. Denjenigen, die dazu nicht in der Lage sind, wünschen wir gute Besserung!

Holsatia Elmshorn

Trainer- und Betreuerteam der 1. Herren“

 Redaktion
Redaktion Artikel