Aufstiegsrunde zur Regionalliga: Eta jubelt in Altona

Eine unfassbare Szene: Diesen Kopfball des Todesfelders Morten Liebert (vorne rechts) hätte BSV-Keeper Malte Seemann nicht mehr halten können, aber der Bremer Mats Kaiser (Mitte) lenkte den Ball mit seinem rechten Fuß noch über die Latte.
(Foto-Credit: Johannes Speckner)

Den Torjubel schon auf den Lippen hatte Morten Liebert, als er seinen Kopf in einen von rechts von Yannick Chaumont kommenden Ball gehalten hatte. Keeper Malte Seemann war schon geschlagen – aber Verteidiger Mats Kaiser, der zunächst suboptimal hinter Liebert gestanden hatte, hatte einen Schritt gen eigenes Tor gemacht und reflexartig die Kugel mit seinem Fuß noch so erwischt, dass er sie über die Latte lenkte (Foto). Deshalb ging der SV Todesfelde (Meister Oberliga Schleswig-Holstein) in der 34. Minute nicht in Führung – und verlor am Ende am zweiten Spieltag der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord mit 0:2 gegen den Bremer SV (Meister Bremen-Liga).

Nur 840 Zuschauer waren in die 8.000 Besucher fassende Adolf-Jäger-Kampfbahn gekommen. Die auf neutralem Platz stattfindende Partie bedeutete für die Bremer eine 118 Kilometer lange Anreise, während die Segeberger „nur“ 62 Kilometer zurücklegen mussten, um die Griegstraße zu erreichen. In der siebten Minute besaß das Team von der Weser die erste Chance, als Lamine Diop von halblinks aus der Drehung abzog, sein zu mittig kommender Schuss aber für SVT-Torwart Fabian Landvoigt kein Problem war. In der Folge waren Höhepunkte zunächst rar gesät. An einem Freistoß des Bremers Sebastian Kurkiewicz rutschte Mitspieler und Namensvetter Sebastian Kmiec nur knapp vorbei (24.), ehe die Todesfelder nach einem Konter zu ihrer ersten nennenswerten Offensivaktion kamen. Nach einer Linksflanke von Rafael Krause gab Liebert aber nur eine harmlose Kopfballbogenlampe ab, die Seemann problemlos fing (26.). Wenig später kam Til Weidemann nach einer Ecke zum Kopfball, den BSV-Akteur Ugo-Mario Nobile vor der eigenen Torlinie klärte – dann pfiff Schiedsrichter Adrian Höhns (TuS Dassendorf) die Szene aber sowieso wegen eines Foulspiels ab (29.).

Kurz vor der eingangs beschriebenen Liebert-Szene fehlte auch den Bremern nicht viel, um in Front zu gehen: Einen Diop-Kopfball lenkte Landvoigt soeben noch um den Pfosten herum (33.). Nach dem daraus resultierenden Eckstoß klärten die Segeberger einen Nobile-Schuss im Verbund. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit konnte das Team von der Weser dann aber jubeln: Lukas Muszong wurde von SVT-Akteur Niklas Sabas nicht angegriffen und kam von halbrechts aus 18 Metern zum Schuss. Dabei traf er den Ball so optimal, dass er flach rechts im Eck zappelte – Landvoigt streckte sich vergeblich (45.+3). Kurz danach pfiff Höhns, der Zuschauer wie Spieler beider Mannschaften mit seiner übertriebenen Gestik und langen Diskussionen nervte, zur Pause. SVT-Team-Chef Sven Tramm dürfte den Kabinentrakt, in dem er seine Schützlinge auf den zweiten Durchgang einschwor, gut gekannt haben, kickte er doch in der Saison 2004/2005 in der alten Oberliga Nord als Verteidiger für Altona 93.

Im zweiten Durchgang wirkten die Bremer vor allem im Zentrum ballsicherer und agiler als die Todesfelder, denen es nicht gelang, ihre Stürmer in Szene zu setzen. Deshalb wurde auch Liebert, obwohl er gegen die nicht allzu groß gewachsenen BSV-Verteidiger eigentlich körperliche Vorteile besaß, zu keiner Waffe. Dies lag sicher auch daran, dass Weidemann, normalerweise Denker und Lenker des SVT-Spiels, noch angeschlagen war und nach 66 Minuten entkräftet ausgewechselt wurde. So schnupperten die Segeberger nur einmal nach einer Einzelaktionen gefährlich: Einen Flachschuss von Tarec Blohm wehrte Seemann zur Seite ab (48.). Auf der Gegenseite fing Landvoigt einen hohen Diop-Schuss (50.). Dann haderten die Todesfelder mit Höhns, dessen Pfeife stumm blieb, als Krause im BSV-Strafraum (55.) und der eingewechselte Christian Jaacks kurz davor (65.) zu Boden ging.

Als Diop einen Schuss so ablenkte, dass der Ball im SVT-Tor zappelte, zählte der Treffer wegen einer Abseitsstellung nicht (73.). Aber just in dem  Moment, in dem aus dem Todesfelder Fan-Block eine Rauchbombe gen Tartanbahn geworfen wurde und in ihrem unmittelbaren Umfeld die Sicht verschleierte, fiel das 2:0 für den Bremer SV. In der Folge eines Eckstoßes zog Mats Kaiser von rechts nach innen und so ab, dass der Ball flach im kurzen Eck einschlug – erneut sprang Landvoigt vergeblich (77.). Im unmittelbaren Anschluss an den Anstoß schnupperten die Todesfelder am Anschluss, aber einen Liebert-Schuss parierte Seemann (79.). Kurz darauf hatte Krause links einen guten Antritt und in seinen Versuch hielt erneut Liebert seinen Fuß, lenkte den Ball aber links vorbei (83.). Die beste SVT-Chance vergab danach der eingewechselte Finn-Mathis Holm, der nach einer von Liebert perfekt abgelegten Krause-Linksflanke aus zehn Metern freistehend links vorbei schoss (89.). So konnte BSV-Trainer Benjamin Eta, der als Aktiver lange Jahre im Hamburger Amateur-Bereich gekickt hatte, einen 2:0-Sieg feiern.

Nach dem Abpfiff gab es noch das in der Aufstiegsrunde obligatorische Elfmeterschießen, dessen Ergebnis für den Fall, das die Bremer und die Todesfelder  nach dem Abschluss der Vierer-Runde exakt punkt- und torgleich wären, von Bedeutung wäre. Hier triumphierten die Todesfelder mit . So verlief das Elfmeterschießen:

1:0 Sadrak-Kalemba Nankishi (Bremer SV) triff flach rechts, Landvoigt springt in die falsche Ecke.
1:1 Liebert (Todesfelde) trifft krachend via rechtem Innenpfosten, Seemann ist chancenlos.

Kaiser (Bremer SV) schießt links über die Latte.
1:2 Emanuel-Fernando Bento de Lima (Todesfelde) trifft flach links, Seemann springt in die falsche Ecke.

Muszong (Bremer SV) schießt mittig über die Latte.
1:3 Sabas trifft krachend via Lattenunterkante, Seemann ist chancenlos.

Seemann (Bremer SV) scheitert halblinks halbhoch an Landvoigt.

In der Folge des Elfmeterschießens wäre es zwischen einem BSV-Anhänger, der provozierend vor dem Todesfelder Fan-Block jubelte und die dort stehenden Personen beleidigte, und einigen SVT-Sympathisanten beinahe noch zu einer Schlägerei gekommen. Während von den Ordnern niemand dazwischen ging, konnten einige besonnene Fans der Todesfelder ihre heißblütigen Mitstreiter davon abhalten, den besagten Bremer zu attackieren, ehe sich die Gemüter wieder beruhigten.

(Johannes Speckner)

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