Aktuell: Mehrheit gegen Aufstieg für Tabellen-Zweite


Nachdem beim Außerordentlichen Verbandstag des Hamburger Fußball-Verbandes am Montagabend zunächst andere Punkte thematisiert worden waren (SportNord berichtete, siehe unten stehenden Link), ging es ans Eingemachte. Zu Beginn wurde die Beendigung des Meisterschaftsspielbetriebs der Saison 2019/2020, den das HFV-Präsidium Mitte Mai nach einem entsprechenden Online-Votum der Vereinsvertreter vorgeschlagen hatte, ohne Gegenstimme oder Enthaltung abgesegnet.

In der Folge wurde als erstes der Antrag des FC Teutonia 05, bei Ermittlung der Abschlussplatzierung durch den Punkte-Quotienten als erstes den Punkte-Quotienten, dann den Tordifferenz-Quotienten und dann den Tor-Quotienten zu nehmen, verhandelt. Hein Hansen erklärte, dass es aus seiner Sicht „ungerecht“ sei, wenn Teams weniger Spiele absolviert hätten als andere Mannschaften, die erzielten Treffer als Kriterium zu nehmen. Der HFV-Spielausschussvorsitzende Joachim Dipner erwiderte, dass dies im Herren-Bereich nur den Hamm United FC sowie TuS Germania Schnelsen betreffen würde – und offensichtlich hatte er Hansen auch missverstanden, denn Dipner vermutete, dass Hansen schon den Tordifferenz-Quotienten verhindern wollte. Hansen präzisierte, dass er „den Tordifferenz-Quotienten akzeptieren“, es aber „ablehnen würde, dass die Mehrzahl der erzielten Treffer über Aufstieg- oder Nichtaufstieg entscheiden solle“ – und dies in der Jugend-Landesliga entscheidend sei. Letztlich wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Der anschließend zur Wahl gestellte Antrag des HFV-Präsidiums für eine Wertung der Tabellen anhand des Punkte-Quotienten wurde ohne Gegenstimme akzeptiert.

Anschließend ging es an die einzelnen Anträge in Bezug auf die Auf- und Abstiegsregelung im Herren-Bereich. Timo Sorgenfrey, Liga-Manager des SC Poppenbüttel, legte den Anwesenden noch einmal dar, dass es aus seiner Sicht „gut“ sei, dass „den Absteigern die Gelegenheit geboten wird, ihre Klasse zu halten“, er aber im Gegenzug fordere, dass „auch alle Zweitplatzierten aufsteigen sollten“, zumal dies „in den benachbarten Landesverbänden so praktiziert worden“ sei. Dipner entgegnete, dass dies „vordergründig ein Antrag sei, der sich gut liest und auch nachvollziehbar sei, da in den letzten Jahren zumeist viele Zweitplatzierten aufsteigen durften“. Zugleich berge dieser Antrag aber „eine große Gefahr“, so Dipner, der darauf verwies, dass für die Oberliga bei 21 Teams eine Saison mit 44 Spieltagen vonnöten sei und die Oberligisten, wenn sie die vierte Pokalrunde erreichen würden, 48 Pflichtspiele absolvieren müssten.

Davon ausgehend, dass erst Anfang September wieder der Ball rollen könne, und selbst wenn dann noch der komplette Mai einbezogen werden würde, stünden aber nur 35 Wochenenden zur Verfügung. Eine so hohe Anzahl an Spielen in einem so kurzen Zeitraum sei „medizinisch nicht zu verantworten“. 18er-Staffeln hätten, bei drei zu erwartenden Pokal-Runden, „noch immer zu viele Spiele, um sie an den einzelnen Wochenenden auszutragen“. Zudem sagte Dipner etwas schnippisch, dass „Poppenbüttel ja als Tabellen-Zweiter davon profitieren würden“, und betonte noch einmal, „dass bei Freiwerden von Staffel-Plätzen, etwa durch Nichtmeldungen oder freiwillige Abstiege, weitere Aufsteiger nachrücken würden“. Nach Dipners Rechnung gäbe es, wenn der Poppenbütteler Antrag angenommen wird, in der B-Kreisklasse „nur noch 20 Teams“, weshalb dort kein Spielbetrieb mehr möglich sei und die dort verbliebenen Mannschaften dann der A-Kreisklasse eingegliedert werden müssten, was „dort neun oder zehn Staffeln zur Folge“ hätte. Und B-Kreisklassen-Spielern sei es „als Freizeit-Kickern kaum zuzumuten, in 18er-Staffeln zu spielen“, so Dipner weiter.

Sorgenfrey räumte ein, „dass die Masse an Spielen in der Oberliga ungünstig sei“, aber er stellte auch klar: „Es ist aus meiner Sicht unfair, dass Teams, die zum jetzigen Zeitpunkt abgestiegen sind, die Klasse halten, aber es im Gegenzug keine vernünftige Regelung für die Tabellen-Zweiten, die auf einem Relegationsplatz liegen, gibt.“ Dipner erwiderte, dass bei mehr Aufsteigern „am Saisonende mehr Teams absteigen würden“, da der HFV-Spielausschuss „nicht bereit sei, die Abstiegsfrage über mehrere Jahre zu strecken“, sondern es darum gehe, „ganz schnell wieder auf 18 Oberligisten und in den anderen Staffeln auf 16 Teams zu kommen“. Er riet deshalb dazu, den Antrag abzulehnen, und versicherte, dass „sicher einige Zweitplatzierte und eventuell sogar Drittplatzierte aufsteigen“ würden – nur wie viele Teams dies sein werden, stünde noch nicht fest.

Ralph Hoffmann vom FC Hamburger Berg warf ein, dass im Sport gute Leistungen belohnt werden“ sollten. Er sei „erschrocken über die Einwände des HFV in Bezug auf zukünftige Folgen“ – er sei ganz klar dafür, dass auch „die Teams, die jetzt oben stehen, für ihre Leistungen belohnt werden“. Okun ergriff das Wort und nahm Bezug auf Timo Sorgenfreys Verweis auf die in Schleswig-Holstein und Niedersachsen getroffenen Lösungen. Hier gelte es nämlich „zu beachten, dass es in Schleswig-Holstein andere Größen und Anzahl der Staffeln“ gebe. Okun wies zugleich darauf hin, dass es nicht sicher sei, dass am 1. September schon gespielt werden könne – und in Bezug auf eine mögliche zweite Welle der Corona-Pandemie sei es „nicht sicher, dass die Hin- und die Rückrunde regulär absolviert werden können“. Deshalb plädierte er „eindringlich dafür, dem Antrag, im Herren-Spielbetrieb auch die Tabellen-Zweiten aufsteigen zu lassen, nicht zuzustimmen“.

Jörn Heinemann, Präsident des Hamm United FC, ergriff das Wort und betonte, dass „der Poppenbütteler Antrag der Fairness halber unterstützt werden“ solle. Heinemann verwies zudem auf den Norddeutschen Fußball-Verband, der mit der vorgeschlagenen Zweiteilung der Regionalliga „einen Lösungsweg vorgeschlagen habe, der auch für Hamburg und speziell die Oberliga infrage kommen“ könnte. Er gehe nicht davon aus, dass schon ab Anfang September wieder gespielt werden könne, so Heinemann weiter. Peter Bahr vom FC Voran Ohe warnte vor zu großen Staffeln. Die Corona-Pandemie sei „noch nicht ausgestanden“ und vergrößerte Ligen mit mehr Spielen seien „dabei sehr hinderlich“. Mario Mecklenburg vom FC Viktoria Harburg betonte, dass es „höchst unfair“ sei, wenn sein Team, da es als Heimspielstätte einen Naturrasenplatz hat, deshalb im Winter einige Spiele ausfielen und in der Kreisliga 4 vom ersten auf den zweiten Platz absackte, jetzt nicht aufsteigen dürfe.

Jan Ketelsen, Coach des West-Bezirksligisten 1. FC Quickborn, betonte, dass es „um Herren- und Jugend-Fußball gehen“ würde. Ferner verwies er darauf, dass „laut Durchführungsbestimmungen, die es schon seit einigen Jahren gibt, von der Oberliga bis zur Kreisklasse nur die Erstplatzierten ein Aufstiegsrecht haben“ würde. Seiner Meinung nach hätte „früher darüber diskutiert werden müssen, ob es wirklich keine Absteiger geben soll“. Zudem sollten „alle letztlich froh sein, wenn wir ab der Saison 2020/2021 überhaupt wieder Fußball spielen können“. Es müsse „darum gehen, dass wir überhaupt wieder spielen können, egal in welcher Klasse“. Deshalb sollten „nicht nach opportunen Gesichtspunkten Anträge gestellt werden, sondern es müsse im Vordergrund stehen, dass wir uns wieder mit elf gegen elf auf dem Platz duellieren können“. Matthias Nagel, Trainer des Bezirksliga-Ost-Spitzenreiters Ahrensburger TSV, plädierte „mit einem Vorschlag zur Güte“ dafür, „dass zumindest 17er-Staffeln auf 18 Teams aufgestockt werden, um weiteren Mannschaften einen Aufstieg zu ermöglichen und den Teams ein spielfreies Wochenende zu ersparen“.

Bei der Abstimmung bat Behn um eine Durchzählung, da sich nicht sofort ein klares Votum ergab. Die aus drei Personen bestehende Zählkommission zählte nach, dass es nur 734 Stimmen für einen Aufstieg aller Tabellen-Zweiten gab, während 1.724 dagegen stimmten.

Daraufhin wurde der Antrag des FC Viktoria Harburg noch einmal zu einer einzelnen Abstimmung gestellt. Mecklenburg bat um eine Stellungnahme des HFV-Präsidiums auch in Bezug darauf, dass sein Verein „Vorschläge gemacht“ habe, „die in die Durchführungsbestimmungen aufgenommen werden“ könnten. Dipner entgegnete, dass der FC Viktoria mit einem Quotienten von 2,41 der beste Kreisliga-Zweitplatzierte und somit der erste Nachrücker sei. Er könne „die Vereine verstehen, da es dem einen oder anderen Verein weh tun“ würde. Und Dipner warf die Frage auf: „Wer soll für den FC Viktoria weichen?“ Mecklenburg wies noch einmal darauf hin, dass sein Team das einzige im Hamburger Amateur-Bereich sei, dass, wenn es seine Nachholspiele gewinnen würde, den derzeitigen Spitzenreiter HSV Barmbek-Uhlenhorst III überholen würde – und es auch Herbstmeister geworden sei. Es wäre „unfair, wenn drei Rückrunden-Spiele mehr zählen als 14 Partien der Hinrunde“. Dass sein Team „der erste Nachrücker sei“, sei „kein Ergebnis, mit dem er zufrieden“ sei. Bitter für den FC Viktoria: Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt.

Erdal Masalci von Zonguldakspor (Tabellen-Zweiter der Kreisliga 1) stellte den Dringlichkeitsantrag, dass auch sein Team aufsteigen wolle. Nach einem Einwurf von HFV-Geschäftsführer Karsten Marschner, dass „die Durchführungsbestimmungen nicht einfach geändert werden könnten“, und „auch der Hamburger SV nicht einfach den Antrag auf einen Aufstieg in die Erste Bundesliga stellen könnte“, votierten die Anwesenden mehrheitlich dagegen, den Eilantrag von Zonguldakspor zur Abstimmung zuzulassen.

Daraufhin wurde der ersatzweise Antrag des FC Viktoria, die Oberliga auf 20 Mannschaften sowie die Landes-, Bezirks- und Kreisligen auf jeweils 18 Mannschaften zu vergrößern, erörtert. Okun betonte noch einmal, dass das HFV-Präsidium „aus den vielfach genannten Gründen dringend dazu rate, diesem Antrag nicht zuzustimmen“. Tatsächlich wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Anschließend wurden die Anträge von Atlantik 97 und vom ASV Bergedorf 85, die gleichlautend forderten, dass die Oberliga auf 20 Teams sowie die Landes-, Bezirks- und Kreisligen auf 18 Mannschaften aufgestockt werden, behandelt. Vitalij Rommel von Atlantik warb darum noch einmal eindringlich. Dipner betonte, dass er „aus den genannten Gründen auch hier zu einer Ablehnung des Antrags raten“ würde und verwies „noch einmal darauf, dass ansonsten nur 20 B-Kreisklassen-Teams übrigbleiben“ würden. Rommel verwies darauf, dass aus der B-Kreisklasse „etwa 31 Teams aufsteigen würden, genauso viele wie im Regelfall“. Seiner Rechnung nach würden in der B-Klasse aktuell 80 Teams spielen und dann 50 Mannschaften dort verbleiben – Dipner blieb leider eine Antwort darauf schuldig, wie er auf die Zahl von nur noch 20 B-Klassen-Vertretern kam. Fakt ist: In den B-Kreisklassen nahmen bis Mitte Mai 68 Teams in fünf Staffeln am Spielbetrieb teil. Abzüglich 31 Aufsteigern würden somit 37 Teams übrigbleiben. Okun warf zudem noch einmal in den Raum, „dass es nicht ausreichend Schiedsrichter für so viele Spiele geben“ würde, was Mecklenburg „sehr kurios“ fand: „Die Anzahl der Spiele bliebe ja gleich – es würde höchstens mehr Partien in höheren Ligen geben, so dass eventuell mehr Gespanne als sonst benötigt werden“, rechnete Mecklenburg vor.

Auf Nagels Frage, wie viele Mannschaften beim HFV-Modell in welcher Spielklasse vertreten sein würden, rechnete Dipner vor:

„Die Oberliga Hamburg spielt mit 19 Mannschaften nach einem 20er-Schlüssel.
Die Landesligen spielen jeweils mit 17 Mannschaften
In der Bezirksliga gibt es eine Staffel mit 16 Teams und drei Staffeln mit 17 Mannschaften
In der Kreisliga gibt es acht Staffeln a 16 Teams
In der A-Kreisklasse gibt es acht Staffeln a 16 Teams
Und in der B-Kreisklasse stehen dann noch 44 Teams zur Verfügung“

Nagel ließ sich vom HFV-Spielausschuss bestätigen, dass die Anzahl der Spieltage bei 19 und 20 Mannschaften gleich sei. Als Deniz Yalcin von Rot Weiss Wilhelmsburg betonte, dass es „dann doch egal sei, ob 17 oder 18 Teams in einer Staffel spielen“, entgegnete Okun, dass „immer noch unklar sei, wann wieder gespielt werden darf“ – und er verwies wieder auf die erhöhte Anzahl der Absteiger am Ende der Saison 2020/2021.

Dann ergriff Benjamin Küster, Trainer der FTSV Lorbeer Rothenburgsort (Kreisliga 4), das Wort und fragte: „Wieso ist es nicht möglich, auch in der Saison 2021/2022 und zukünftig mit 18er-Staffeln zu spielen?“ In einer normalen Spielzeit, die nicht wegen einer Pandemie verspätet beginnen müsse, sei es, so Küster, „aufgrund der vielen Kunstrasenplätze möglich, in den Klassen unterhalb der Oberliga mit 18 Teams zu spielen“ und somit „einen vermehrten Abstieg im Sommer 2022 zu verhindern“. Dipner entgegnete, dass es vor einigen Jahren der Wunsch der Vereinsverantwortlichen gewesen sei, die Ligen von 18 auf 16 Teams zu verkleinern.

Der Antrag von Atlantik 97 und dem ASV Bergedorf 85 wurde mehrheitlich abgelehnt.

Dem darauffolgend zur Abstimmung gestellten Anträgen des HFV in Bezug auf Auf- und Absteiger im Herren-, Damen, Junioren- und Mädchen-Bereich wurde von den Anwesenden zugestimmt.

 Redaktion
Redaktion Artikel